Die Frage ist aber, wie lange sich die schwankungsanfällige Cyberwährung über dieser Marke halten kann. Experten sind sich uneins, ob es sich um eine neue Spekulationsblase handelt oder ob es mit der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise dauerhaft aufwärts geht. “Anziehende Kurse sorgen für neue Preisfantasien bei Anlegern, was wiederum neue Käufergruppen anzieht, sodass die Hausse sich nahezu von selbst nährt”, sagt Analyst Timo Emden von Emden Research. Seit Jahresbeginn hat sich die Kryptowährung um knapp die Hälfte verteuert und steuert auf das stärkste Auftaktquartal ihrer Geschichte zu.
Bitcoin profitierte in den vergangenen Wochen von Krisen, die Investoren auf der Suche nach Alternativen für die fallenden Aktienkurse in das “digitale Gold” trieben. So verhalfen die Kampfhandlungen zwischen den USA und Iran Bitcoin im Januar zu einem Kursschub. Im Februar nährte der Ausbruch des Coronavirus die Furcht vor einem Dämpfer für die Weltwirtschaft. In beiden Fällen schwand die Verunsicherung rasch und die internationalen Aktienbörsen eilen derzeit von Rekord zu Rekord.
Der Hauptmotor für den Höhenflug von Bitcoin sei aber das anstehende sogenannte Halving, sagt Jamie Farquhar, Portfolio-Manager des auf Kryptowährungen spezialisierten Vermögensverwalters NKB. Damit bezeichnen Experten die automatische Halbierung der Bitcoin-Menge, die in einem bestimmten Zeitraum durch “Schürfen” neu geschaffen werden kann und Inflation verhindern soll. Die “Schürfer” stellen Rechen-Power für die Abwicklung und Verschlüsselung von Bitcoin-Transaktionen zur Verfügung und werden in der Cyber-Devise entlohnt.
Bei den vorangegangenen beiden Halvings 2012 und 2016 stieg der Bitcoin-Kurs anschließend um das 80fache beziehungsweise Vierfache. Kurskapriolen sind bei der Kryptowährung allerdings an der Tagesordnung. Im Jahr 2017 explodierte der Kurs um rund 2000 Prozent und erreichte ein Rekordhoch von knapp 20.000 Dollar, um dann binnen weniger Wochen auf unter 6000 Dollar zu fallen.
WARNUNG VOR SPEKULATIONSBLASE
Eine ähnliche Entwicklung sieht Michel Rauchs, Autor mehrerer Studien der Universität von Cambridge zum Krypotwährungen und der ihr zugrunde liegenden Blockchain-Technologie, auch dieses Mal voraus. “Die jüngste Rally wird befeuert vom üblichen Hype, den wir zuverlässig alle zwei bis drei Jahre sehen.” Dieser schwappe auf andere Cyber-Devisen über und schüre dann wieder die Spekulationen bei Bitcoin. “Es ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.” Die nach Bitcoin wichtigsten Kryptowährungen Etherum und Ripple haben seit Jahresbeginn 110 beziehungsweise 70 Prozent zugelegt.
Auch die Überlegungen einiger Notenbanken zur Einführung digitaler Währungen taugten nicht als Rechtfertigung für den Kauf von Bitcoin & Co, kritisiert Rauchs. “Die Leute werfen Dinge in einen Topf, die sich fundamental unterscheiden. Das kreiert eine Blase, in der alle Kurse steigen.” Aufgeschreckt durch das Projekt “Libra” des Online-Netzwerks Facebook tüfteln Notenbanken weltweit an eigenen Kryptowährungen. Der entscheidende Unterschied ist allerdings, dass Bitcoin unabhängig von irgendwelchen Institutionen ist. Für den Kurs entscheidend sind weder Leitzinsen, Goldreserven noch die Wirtschaftskraft von Staaten, sondern allein Angebot und Nachfrage. Das ist ein Grund für die drastischen Kursausschläge.
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