Ukraines Gesundheitsministerin aus Solidarität mit China-Heimkehrern in Quarantäne

  21 Februar 2020    Gelesen: 769
Ukraines Gesundheitsministerin aus Solidarität mit China-Heimkehrern in Quarantäne

Zweiwöchige Coronavirus-Quarantäne aus Solidarität: Zu diesem ungewöhnlichen Schritt hat sich die ukrainische Gesundheitsministerin Sorjana Skalezka nach gewaltsamen Protesten in ihrem Land gegen China-Heimkehrer entschlossen.

Sie werde mit den 45 Ukrainern und 27 Ausländern, die nach einem China-Aufenthalt ins zentralukrainische Nowi Sanzhary gebracht worden waren, in die Quarantäne gehen, erklärte sie am Donnerstagabend. Zuvor hatten Bürger der Stadt die Busse mit den China-Heimkehrern mit Steinen angegriffen.

"Ich werde die nächsten 14 Tage mit ihnen verbringen, in den gleichen Räumlichkeiten, unter den gleichen Bedingungen", versicherte Skalezka mit Blick auf die Menschen, die aus der chinesischen Millionenmetropole Wuhan, dem Epizentrum der Coronavirus-Epidemie, in die Ukraine gebracht worden waren. "Ich hoffe, dass meine Anwesenheit die Menschen in Nowi Sanzhary und im Rest des Landes beruhigt."
Zugleich äußerte die Gesundheitsministerin ihre Erschütterung über "die Panik und die Ablehnung", die sich in den Übergriffen auf die China-Heimkehrer zeigten. "Diese Menschen sind unsere Landsleute", schrieb Skalezka auf Facebook. "Wir leben im selben Land und müssen uns um ihre Gesundheit und Sicherheit kümmern." Die in die Ukraine ausgeflogenen Ausländer stammen größtenteils aus Lateinamerika.

Dutzende Demonstranten hatten sich am Donnerstag vor dem Hospital in der Kleinstadt Nowi Sanzhary gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Mit hunderten Beamten löste die Polizei Ansammlungen von Menschen auf, die versucht hatten, die Zufahrt der Busse mit den aus der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan herausgeholten Menschen zu blockieren.

Die Demonstranten entzündeten mehrere Feuer und zerschlugen mindestens drei Scheiben der Busse. Die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine berichtete unter Berufung auf einen Polizeivertreter von 24 Festnahmen. Laut einer Polizei-Mitteilung wurden neun Polizisten und ein Anwohner verletzt.

Wie Videos in ukrainischen Medien zeigten, kamen die sechs Busse mit 72 Menschen trotz der Proteste bei dem Krankenhaus an, wo sie ihre Quarantänezeit verbringen sollen. Keiner von ihnen zeigte bei Untersuchungen durch chinesische und ukrainische Ärzte Symptome der Atemwegserkrankung Covid-19, die von dem neuartigen Virus ausgelöst wird.

Staatschef Wolodymyr Selenskyj rief zu Solidarität mit den Ausgeflogenen auf. "Wir sind alle Menschen und Ukrainer", sagte er. Innenminister Arsen Awakow begab sich zum Ort der Proteste. "Lasst uns Leute sein, die ein wenig wohlgesonnener und großmütiger sind", sagte er.

Auch Ministerpräsident Olexii Gontscharuk kündigte einen Besuch in Nowi Sanzhary an. Zahlreiche ukrainische Bürger verurteilten die Übergriffe in Online-Netzwerken und sprachen den China-Heimkehrern ihre Unterstützung aus.

Der ukrainische Geheimdienst SBU teilte derweil mit, dass aus dem Ausland gefälschte E-Mails verschickt worden seien, in denen angeblich das ukrainische Gesundheitsministerium über Coronavirus-Infektionen im Land informiere. Tatsächlich gebe es in der Ukraine bislang allerdings keine einzige nachgewiesene Infektion mit dem Virus.

In Festlandchina steckten sich nach Behördenangaben bislang rund 75.000 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus an, mehr als 2200 von ihnen starben. In etwa 25 weiteren Ländern, darunter Deutschland, wurden insgesamt rund 1100 Infektionen nachgewiesen, elf Infizierte starben.

AFP.com


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