Die 360-Grad-Kamerfahrt wurde zu seinem Markenzeichen
Michael Ballhaus, Jahrgang 1935, hat als 18-Jähriger Max Ophüls bei der Arbeit an dem Film „Lola Montez“ zugesehen. Da reifte der Entschluss Kameramann zu werden. Durch frühe Arbeiten lernte er Ende der 1960er-Jahre den deutschen Autorenfilmer Rainer Werner Fassbinder kennen, mit dem er fünfzehn Filme drehen sollte - darunter auch die „Ehe der Maria Braun“, ausgezeichnet mit dem Silbernen Bär 1979. Der Durchbruch gelang Ballhaus jedoch schon mit „Martha“ (1974). Bei den Dreharbeiten überlegten Fassbinder und Ballhaus, wie die erste Begegnung eines künftigen Paares als ein magischer Moment aufzulösen sei. Ballhaus schlug eine Kamerafahrt im Halbkreis vor. Fassbinder forderte einen ganzen Kreis. Die Intensität der Szene zog die Zuschauer so in den Bann, dass die 360-Grad-Kamerafahrt seitdem als Markenzeichen von Ballhaus gilt. 1982 ging Ballhaus nach Hollywood und drehte mit vielen bedeutenden US-Regisseuren – allen voran mit Martin Scorsese. Sieben Filme realisierten sie gemeinsam, darunter „Die Farbe des Geldes“ (1986), „Good Fellas“ (1990), „Gangs of New York“ (2002) und „Departed“ (2006). Über beide Regisseure sagt Ballhaus heute: „Die wirklich Guten hatten immer etwas Verrücktes.“
2014 machte Ballhaus publik, dass er seit 1996 an Grünem Star leidet und fortschreitend erblindet. Die Berlinale zeigt zu seinen Ehren zehn von insgesamt über 80 Kinofilmen. „Die Bilder, die ich aufgenommen habe, werden zu inneren Bildern. Und draußen, irgendwie abgelöst, da ist der Film.“
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