Südkorea und Italien riegeln Städte ab

  24 Februar 2020    Gelesen: 653
Südkorea und Italien riegeln Städte ab

In China stabilisiert sich die Zahl der neuen Coronivirus-Fälle seit einigen Tagen. Anders sieht es in Südkorea und Italien aus: Beide Länder melden rasant steigende Infektionszahlen und Todesfälle. Sorgen bereiten Infektionsherde, bei denen keine klare Verbindung zu China erkennbar ist.

Südkorea meldet zwei weitere Todesopfer in Verbindung mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Insgesamt starben damit in dem Land bislang vier Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19. Die Zahl der Neuinfizierten stieg von Samstag auf Sonntag um 123 auf 556 Fälle, teilen die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention mit. Der Großteil konzentriert sich auf die südöstliche Millionen-Stadt Daegu und deren Umgebung. In der Region stehen über 6000 Menschen unter Quarantäne.

Südkorea ist damit das Land, aus dem außerhalb Chinas die mit Abstand meisten Infektionen gemeldet werden. Allein 75 neue Fälle wurden erneut unter Mitgliedern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu gezählt, die in Daegu stark vertreten ist. Mehr als die Hälfte der gesamten Fälle im ganzen Land entfällt auf ihre Anhänger. Die südkoreanischen Behörden untersuchen derzeit, ob sie sich möglicherweise bei einem sogenannten Superverbreiter angesteckt haben: Eine 61-jährige Frau, die als Covid-19-Patient Nummer 31 geführt wird, soll trotz Krankheitssymptomen an Gottesdiensten der Kirche teilgenommen haben.

Aus China, dem Epizentrum des Ausbruchs, meldeten die Behörden am Sonntagmorgen 97 weitere Tote. Abgesehen von einem seien alle Opfer in der Provinz Hubei gestorben, die am stärksten von dem Virus betroffen ist. Seit einigen Tagen stabilisiert sich die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in der Volksrepublik allerdings: Den chinesischen Behörden zufolge sind knapp 77.000 Menschen mit dem Virus infiziert, mehr als 2400 Menschen starben demnach.

Italien riegelt Norden ab

In etwa 25 weiteren Ländern, darunter Deutschland, wurden insgesamt rund 1100 Infektionen nachgewiesen. Außerhalb von China starben inzwischen mehr als ein Dutzend Menschen, die ersten beiden Europäer am Samstag in Italien.

Aufgrund der Todesfälle und der steigenden Ansteckungs-Zahlen hat sich die italienische Regierung entschieden, die besonders betroffenen Gebiete im Norden des Landes abzuriegeln. In der Lombardei und in Venetien wurden Sportveranstaltungen abgesagt, Schulen und Universitäten bleiben geschlossen. Mehrere Unternehmen wie der Luxuswaren-Anbieter Luxoticca oder die Bank Unicredit wiesen ihre Mitarbeiter in den Gebieten an, zu Hause zu bleiben.

Die  Lombardei und Venetien zählen zum industriellen Kern Italiens - sie stehen für 30 Prozent der Wirtschaftsleistung. Nach einem Treffen in der Zivilschutzbehörde des Landes erließ die Regierung eine Notfallverordnung, mit der Personen unter anderem am Betreten und Verlassen der am schlimmsten betroffenen Gebiete gehindert werden können. Rund 50.000 Einwohner im Städtchen Codogno und neun umliegenden Ortschaften wurden angewiesen, nicht mehr nach draußen zu gehen.

Längere Inkubationszeit?

Zuvor waren in Italien binnen weniger Stunden zwei Menschen an dem neuartigen Coronavirus gestorben - eine 75-Jährige in der Lombardei und ein 78-Jähriger in Venetien. Die Zahl der Infizierten stieg auf etwa 80.

Der große Ausbruch in der Lombardei geht auf einen 38-Jährigen zurück, der schwer erkrankt in der Klinik der Kleinstadt Codogno behandelt und am Donnerstag positiv auf den Erreger getestet wurde. Wo er sich angesteckt hatte, ist allerdings unklar. Der Verdacht, er könnte sich bei einem Freund infiziert haben, der kürzlich in China war, bestätigte sich nicht: Tests ergaben, dass dieser Mann nie mit dem Virus infiziert war, hieß es am Abend. Für den Ausbruch in Venetien werden dort arbeitende chinesische Geschäftsleute verantwortlich gemacht.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte sich zuvor besorgt über Infektionsherde geäußert, bei denen keine klare Verbindung zu China erkennbar war. Zudem gab es Vermutungen, die Inkubationszeit könne deutlich länger sein als zwei Wochen. Das würde die Bemühungen um eine Eindämmung der Epidemie erschweren.

Quelle: ntv.de


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