So will Deutschland das Coronavirus eindämmen

  02 März 2020    Gelesen: 905
So will Deutschland das Coronavirus eindämmen

Gegen das neue Virus arbeiten in Deutschland Behörden in Stadt und Land zusammen. Tausende Einrichtungen müssen sich dabei abstimmen. Weitaus schwieriger als etwa in China ist es, ganze Städte abzuriegeln.

Um das Coronavirus auch in Deutschland wirkungsvoll zu bekämpfen, hat die Bundesregierung einen Krisenstab gebildet. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Donnerstag in Berlin: "Das zeigt: Wir nehmen den Ausbruch des Coronavirus ernst und wir reagieren auf die neue Lage, in der sich Deutschland, Europa und die ganze Welt befinden." Schon am Mittwoch hatte Spahn nach den ersten Infektions-Fällen auch in Deutschland davon gesprochen, das Land befinde sich am Beginn einer Epidemie. Spahn fügte jetzt hinzu, die Epidemie einzudämmen, gelinge nur noch unter großem Aufwand. Ziel des neuen Krisenstabes ist es nun, entscheidende Stellen wie Ministerien, aber auch Betriebe wie die Bahn, besser zu vernetzen.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) kündigte an, Menschen, die mit dem Bus oder der Bahn nach Deutschland kämen, sollten spezielle Aussteiger-Karten ausfüllen. Damit soll der Weg der Reisenden im Land selbst besser verfolgt werden können, indem sie etwa den Ort angeben, an dem sie übernachten werden. Im Infektionsfall sollen die Reisenden schnell kontaktiert werden können, außerdem werden ab sofort die Überstellungen von Aylbewerbern von und aus Italien ausgesetzt. Dort waren komplette Ortschaften wegen der Epidemie abgeriegelt worden. Flüchtlinge aus den besonders betroffenen Ländern wie Afghanistan, Pakistan, der Türkei oder dem Iran werden besonders und "primär", wie es heißt, auf das Virus getestet.  

Tödlicher als die jährliche Grippe?

Besorgnis spricht aus aktuellen Äußerungen von Wissenschaftlern. Auch deutsche Experten schätzen das Coronavirus als tödlicher ein als die Grippe. Wie hoch die Sterberate aber tatsächlich ausfalle, werde man erst wissen, wenn die Epidemie vorbei sei, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Donnerstag vor Journalisten. Er wird jetzt täglich eine Pressekonferenz zum neuartigen Virus in Berlin geben. Nach wir vor aber bestehe kein Grund zu Panik in Deutschland, so Wieler: "Das ist noch nicht außer Kontrolle. Wir hatten in Bayern ein Geschehen, das ist erfolgreich eingedämmt worden. Dann hatten wir vor zwei Tagen zwei neue Geschehen, da sind die Gesundheitsbehörden dabei, das nachzuvollziehen."

Abriegelung von Städten unwahrscheinlich

Zunächst waren Mitarbeiter einer Firma in Bayern mit Kontakten nach China betroffen, in den letzten Tagen wurden Infektionen in Baden-Württemberg, in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz, in Hamburg und zuletzt auch in Hessen bekannt. Für die Experten des Robert-Koch-Instituts bleibt es aber dabei: Infizierte werden isoliert und ihre Kontaktpersonen so weit es geht ermittelt. Lothar Wieler: "Diese Strategie werden wir weiterfahren. Es kann sein, dass, wenn neue Ausbrüche kommen, dass wir dann die Kontrolle nicht mehr haben." Und das wäre der Fall, wenn die lokalen Ausbrüche nicht mehr wie bisher überschaubar sind. Nach wie vor glauben die Wissenschaftler im Robert-Koch-Institut aber nicht, dass in Deutschland wie in Italien Städte abgeriegelt werden müssen.

Deutsche Welle


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