Kein Ende der Kontaktsperre in Sicht

  31 März 2020    Gelesen: 435
Kein Ende der Kontaktsperre in Sicht

Schon eine Woche nach Beginn der Ausgangsbeschränkungen keimt die Hoffnung, dass der Ausnahmezustand in Deutschland bald ein Ende hat. Doch die Innenminister von Bund und Ländern bremsen: Zunächst müssten die Maßnahmen wirken. In Italien und Spanien ist man schon weiter.

Ein Ende der strikten Kontaktverbote in Deutschland ist weiterhin nicht in Sicht. Die Innenminister von Bund und Ländern stimmten am Montag in einer Telefonkonferenz überein, dass die Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie weiterhin "in aller Konsequenz aufrechterhalten und durchgesetzt werden" müssen. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Thüringens Ressortchef Georg Maier von der SPD, verwies darauf, dass die Kontaktsperre erst Wirkung entfalten müsse. Es gebe noch keine verlässlichen Zahlen. "Deshalb kommt eine Lockerung der Maßnahmen gegenwärtig nicht in Betracht", erklärte Maier.

Seit einer Woche sind in ganz Deutschland Kontakte von mehr als zwei Menschen im öffentlichen Raum verboten. Bundesinnenminister Horst Seehofer von der CSU appellierte nun an alle Bürger, sich weiterhin daran zu halten: "Das ist zwingend erforderlich, um Leben zu retten." "Wir sind erst am Anfang der Pandemie und dürfen nicht frühzeitig die notwendigen Maßnahmen zur Unterbrechung der Infektionsketten aufheben", betonte er. Angesichts der massiven Auswirkungen der Anti-Corona-Maßnahmen unter anderem auf die Wirtschaft waren in den vergangenen Tagen vermehrt Stimmen laut geworden, Lockerungen ins Auge zu fassen.

Nach Berechnungen von ntv.de wurden bislang 62.526 Corona-Infizierte und 557 Todesopfer der von dem Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 verzeichnet. Die Johns-Hopkins-Universität in den USA registrierte bis in die Nacht zum Dienstag 66.855 Infektionsfälle in Deutschland. Die deutlich abweichenden Zahlen sind auf unterschiedliche Verfahren beim Einsammeln der Daten zurückzuführen.

Italien

In Italien wurde unterdessen die seit drei Wochen geltende Ausgangssperre bis mindestens zum 12. April - also Ostern - verlängert. Die Regierung folgte damit der Empfehlung ihres wissenschaftlichen Beratergremiums, alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie aufrechtzuerhalten, wie Gesundheitsminister Roberto Speranza mitteilte. Auch die Schließungen nicht lebensnotwendiger Betriebe wurden damit bis Ostern verlängert.

Mit rund 11.600 Opfern führt Italien die weltweite Rangfolge der Corona-Toten an. Mehr als 100.000 Infektionen wurden im Land nachgewiesen. Gleichwohl sehen die Behörden zunehmend ermutigende Zeichen im Kampf gegen das Virus. Der Höhepunkt der Pandemie sei für sein Land in sieben bis zehn Tagen zu erwarten, sagte Vize-Gesundheitsminister Pierpaolo Sileri. Der Anstieg bei den Neuinfektionen sank nach Angaben des italienischen Zivilschutzes am Montag auf ein neues Tief von 4,1 Prozent. Vier Tage zuvor war der Anstieg noch doppelt so hoch, vor zwei Wochen mehr als vier Mal so hoch gewesen.

Spanien

In Spanien wurden indes die Einschränkungen des öffentlichen Lebens weiter verschärft. Auch dort sind seit Montag alle nicht lebensnotwendigen Betriebe geschlossen, die Maßnahme gilt für mindestens zwei Wochen. Auch Beerdigungszeremonien sind nun in Spanien untersagt. Das Land ist mit bis Montag 7340 registrierten Todesopfern nach Italien das Land mit den weltweit meisten Corona-Toten.

Die Zahl der verzeichneten Infektionsfälle stieg in Spanien auf rund 85.200. Auch die spanischen Behörden sehen inzwischen jedoch Hoffnungsschimmer. Die registrierten Neuinfektionen stiegen am Montag nur noch um acht Prozent, am Mittwoch vergangener Woche hatte die Zunahme noch 20 Prozent betragen.

USA

Das weltweite Epizentrum der Pandemie sind derzeit die USA. Dort wurde am Montag die Schwelle von 3000 verzeichneten Todesopfern überschritten. Mit mehr als 164.000 registrierten Infektionen führen die Vereinigten Staaten die globale Länderliste der Ansteckungsfälle deutlich an. US-Präsident Donald Trump, der noch kürzlich den Beginn der Rückkehr zur Normalität schon zu Ostern vorhergesagt hatte, gibt inzwischen Durchhalteparolen an die Bevölkerung aus. In den nächsten 30 Tagen stünden den USA noch "schwere Zeiten" bevor, sagte er.

Am Sonntag hatte der Präsident bekanntgegeben, dass die restriktiven Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Epidemie bis Ende April verlängert werden sollen. Seit Mitte März können Menschen aus dem Schengenraum, Großbritannien und Irland nicht mehr in die USA reisen. Ausgenommen davon sind US-Amerikaner, bestimmte Diplomaten und Europäer, die eine langfristige Arbeitsgenehmigung in den USA haben - eine sogenannte Green Card. Auch deren Angehörige sind ausgenommen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP


Tags:


Newsticker