Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat breite Unterstützung der Bundeswehr beim schrittweisen Ausstieg aus den Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus angeboten. "Wir haben sehr viele Köpfe, sehr viele Hände, die bereit sind zu helfen", sagte Kramp-Karrenbauer in Berlin. "Es kommt jetzt darauf an, was die Länder von uns verlangen." Denkbar sei etwa der Einsatz in Gesundheitsämtern bei der Nachverfolgung von Infektionsketten. Soldaten könnten aber auch helfen, Einkäufe zu organisieren, wenn Menschen ihre Wohnung nicht verlassen könnten.
Neben einem eigenen "Corona-Kontingent" aus 15.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten dienten etwa 17.000 Frauen und Männer in den Sanitätseinrichtungen oder in Bundeswehr-Krankenhäusern, wo auch Zivilisten versorgt werden, sagte Kramp-Karrenbauer. Zudem hätten sich rund 16.000 Reservisten gemeldet. "Die nutzen wir jetzt nicht alle auf einmal. Wir haben sie in eine Datenbank aufgenommen und können sie zielgenau abrufen, sobald wir sie brauchen."
Erst Schutzausstattung, nun Krankentransport
Aktuell seien schon etwas mehr als 400 Reservisten insbesondere im Sanitätsbereich eingesetzt, etwa zur Verstärkung in Bundeswehr-Krankenhäusern. Bis Donnerstag seien 344 Amtshilfeanträge von Ländern und Kommunen bei der Bundeswehr eingegangen, sagte Kramp-Karrenbauer. Davon seien 103 bereits umgesetzt oder man habe mit ihnen begonnen. 18 Anträge seien schon erfolgreich abgeschlossen.
Das Verteidigungsministerium stelle fest, dass sich die Art der Anträge verändere. "Am Anfang waren das sehr viele Fragen nach Schutzausstattung und nach Sanitätspersonal." Nun gehe es teilweise um Transporte schwer Erkrankter aus dem Ausland nach Deutschland oder um den Transport von Material aus China.
Das Ministerium erhalte auch zunehmend Anfragen nach "helfenden Händen, sei es bei den Abstrichstationen, bei Unterstützung etwa bei Telefonketten in Gesundheitsämtern, sei es beim Aufbau von Behelfslazaretten". Auch über die Osterzeit seien ständig viele Soldatinnen und Soldaten in den verschiedenen Bereichen im Einsatz, um die zuständigen Behörden vor Ort zu unterstützen.
Anrufe von der Bundeswehr
Auf die Frage, in welchen Bereichen die Bundeswehr besonders beim schrittweisen Umstieg von den harten Beschränkungen hin zum normalen Leben helfen könne, brachte Kramp-Karrenbauer die Gesundheitsämter ins Spiel. Es gebe auch eine Art Gesundheitsämter bei der Bundeswehr. "Wir bauen dort starke Einheiten für das Thema Nachverfolgung von Infektionen auf, damit wir die Eindämmung - vielleicht auch im Zusammenwirken mit einer App - gut organisieren können."
Eine ganze Reihe von Bundesländern denke darüber nach, Bundeswehrsoldaten als Verstärkung in Gesundheitsämtern anzufragen, insbesondere in den besonders betroffenen Regionen, ergänzte Kramp-Karrenbauer. Die Soldaten sollten dort nicht hoheitliche Aufgaben wahrnehmen, sondern am Telefon Menschen befragen und herausfinden, wer mit wem Kontakt gehabt habe. "So können wir helfen, ein möglichst gutes Bild zu erstellen", sagte die Ministerin.
Quelle: ntv.de, chr/dpa
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