Höchstens 300 Menschen im Stadion, keine gemeinsame Mannschaftsaufstellung, keine Kinder, die mit den Spielern auf das Fußballfeld laufen – so könnten ab Mai sogenannte Geisterspiele aussehen. Das Magazin „Der Spiegel“ hat unter Berufung auf ein Papier einer Task-Force der Deutschen Fußball-Liga Details über die Planungen zur Fortführung der Bundesliga-Saison veröffentlicht. Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) betont dazu: „Es müssen klare Geisterspiele sein, der Personenkreis muss klar kontrollierbar sein. Es muss auch dafür gesorgt werden, dass vor den Stadien nichts stattfindet.“ Und: Die wichtigste Voraussetzung sei, dass das Robert-Koch-Institut grünes Licht gebe, so Söder im ARD-Fernsehen.
RKI skeptisch
Das RKI äußerte sich zuletzt aber skeptisch. Vizepräsident Schaade sprach sich gegen routinemäßige Corona-Tests für Sportler in der Fußball-Bundesliga aus. Solche Tests wären nötig, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Strittig ist aber, ob genügend Kapazitäten zur Verfügung stehen. Schaade sagte dazu, die Tests sollten nur für medizinische Indikationen oder im Umfeld von Ausbrüchen eingesetzt werden.
Ähnlich äußerte sich der deutsche Marathonläufer Arne Gabius, der auch Mediziner ist. Er sagte im Deutschlandfunk, diese Tests wären anderswo deutlich mehr angebracht, zum Beispiel in Altenheimen. Er betonte, der Sport, auch die Bundesliga, spiele in dieser Zeit eine untergeordnete Rolle und sollte sich zurücknehmen.
Gegen Geisterspiele ist auch die Gewerkschaft der Polizei. Es bestehe die Gefahr, dass Fans sich trotz Kontaktverbot vor den Stadien versammeln, um ihre Mannschaften zu unterstützen. Fußballspiele würden dann für die Polizei einen noch höheren Personalaufwand bedeuten, sagte der Vize-Vorsitzende Radek. Es bestünde eine erhöhte Ansteckungsgefahr.
„Samstagnachmittag erträglicher“
emgegenüber betonen Befürworter, wie wichtig eine Fortsetzung der Bundesliga für viele Menschen in Deutschland wäre. Der niedersächsische Innenminister Pistorius (SPD) spricht in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ von einer „Signalwirkung“: „Für viele Millionen Fußballfans würde es den Samstagnachmittag in solchen Zeiten erträglicher machen.“
Diese Aussage ist sogar durch Umfragen unter Fans belegt. Einer Erhebung der Voting-App FanQ in Zusammenarbeit mit „Intelligent Research in Sponsoring“ zufolge befürworten 74 Prozent die Austragung von Bundesligaspielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Befragt wurden 1.350 Fans.
Zuletzt hatte sich allerdings der Zusammenschluss „Fanszenen Deutschland“ gegen eine Fortführung der Saison ohne Zuschauer ausgesprochen. Das werde aber nicht als Mehrheitsmeinung wahrgenommen, sagt Sig Zelt von der Organisation ProFans in einem Interview mehrerer Zeitungen. Es klinge absurd, nun neun Spieltage in leeren Stadien durchzuziehen. Viele Anhänger seien aber bereit, so Zelt, „diese Kröte zu schlucken“.
deutschlandfunk
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