Thüringens Ex-Ministerpräsident Thomas Kemmerich hat an einem Protest gegen die Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie teilgenommen und damit heftige Kritik auf sich gezogen. Seine Teilnahme bestätigte der FDP-Politiker selbst bei Twitter. Er habe an einer Veranstaltung in Gera für "Verhältnismäßigkeit und einen Corona-Exit mit Maß und Mitte" teilgenommen, schrieb Kemmerich. Ein lokaler Unternehmer und er seien als Redner aufgetreten. In mehreren deutschen Städten hatten am Samstag Tausende gegen die Maßnahmen in der Pandemie demonstriert.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kritisierte vor allem die mutmaßliche Nicht-Einhaltung von Corona-Regeln bei der Veranstaltung: "Abstand halten oder Mund/Nasenschutz/Bedeckung? - Fehlanzeige! Vorbildfunktion? - Fehlanzeige!", schrieb er bei Twitter zu einem Bericht mit einem Foto von Kemmerich.
"Gegen Verantwortung unser aller Gesundheit"
Die Grüne Umweltministerin Anja Siegesmund kritisierte, dass der FDP-Politiker sich dafür lobe, zusammen mit der AfD und Verschwörungstheoretikern "gegen Verantwortung für unser aller Gesundheit" aufzulaufen. Einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) zufolge nahmen auch AfD-Politiker an dem Protest teil, unter anderem der stellvertretende Bundessprecher der Partei, Stephan Brandner.
Kritik an Kemmerich kam auch aus der eigenen Partei. "Liberal sein heißt nicht, aus Prinzip gegen etwas zu sein, gerade, wenn es Menschen schützt", schrieb die Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei Twitter. Ria Schröder, die Vorsitzende der Jungen Liberalen, erklärte, ohne Kemmerich namentlich zu nennen, "wer bewusst Hygienemaßnahmen missachtet und sich mit Rechtsextremen einreiht, der ist nicht Mitte, sondern gefährdet uns alle und untergräbt die konstruktive Arbeit" der FDP.
Der FDP-Politiker steht nicht zum ersten Mal wegen seines Verhaltens in der Kritik. Kemmerich war am 5. Februar mit Stimmen von AfD, CDU und FDP in Thüringen zum Ministerpräsidenten gewählt worden, was bundesweit für Entrüstung und Proteste sorgte. Drei Tage nach seiner Wahl trat er zurück.
Laut RND plant die Thüringer Landesregierung für kommende Woche eine Lockerung der Corona-Vorschriften. Stand Samstag gibt es im Freistaat innerhalb der letzten sieben Tage 8,8 neue Corona-Nachweise je 100.000 Einwohner. Damit liegt das Land deutlich unter der festgelegten Obergrenze von 50.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa
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