Willkommen im Disneyland für Rentner

  23 Februar 2016    Gelesen: 951
Willkommen im Disneyland für Rentner
"The Villages" in Florida hat mehr als 100 000 Einwohner. Fast alle sind Rentner, Kinder sind nicht erlaubt. Ist das die Zukunft des Älterwerdens?
Wer an Boomstädte in den USA denkt, denkt an San Francisco und seine IT-Milliardäre. Oder an New York und seine Investmentbanker. Doch auf die Stadt, die am schnellsten wächst in den Vereinigten Staaten, kommt kaum jemand. Sie heißt The Villages und liegt in Florida, eine Autostunde nördlich von Orlando. Hier leben inzwischen 114 000 Menschen, jeden Monat werden 300 neue Häuser fertig. Alle Einwohner sind alt, The Villages ist eine Rentnerstadt.

Zeit für einen Ortsbesuch. Zwischen Orlandos Flughafen und The Villages liegt einer der ärmsten Teile Amerikas. Schaukeln verrosten in den Vorgärten, Fenster sind vernagelt, die Straßen staubig und voller Schlaglöcher, die wenigen Läden, die noch geöffnet sind, sind Liquor Stores oder Ein-Dollar-Discounter. Dann einmal abbiegen zum Eingang von The Villages. Hinter den Schranken liegt das Paradies. Das Paradies für Alte. Wer ein Haus kaufen will, muss älter als 55 Jahre sein. Kinder sind verboten, sie dürfen höchstens 30 Tage im Jahr zu Besuch kommen, und nur nach Voranmeldung.

The Villages ist eine Gated Community. Jeder, der einfahren will, wird fotografiert und registriert, wer übernachten will, braucht einen Gästepass. Die Palmen wiegen im Wind, Rasensprenkler sprenkeln, auf den perfekt geteerten Straßen summen fast nur Golfcarts. Sie haben sogar eigene Fahrspuren. Es gibt 76 Swimming Pools, 40 Golfplätze und angeblich einen Schwarzmarkt für billiges, rezeptfreies Viagra. Wer als junger Mensch hier zu Besuch ist, wird beäugt, besonders die jungen Frauen. "Pass auf dich auf, bei den Alten weiß man nie", rät Dave, einer der Barkeeper in der Rentnerstadt. "Die Alten halten sich hier für unwiderstehlich."

Hinter The Villages steckt ein Immobilienentwickler. Er redet nicht mit der Presse, die Villagers bekommen ihn nie zu sehen, obwohl er mitten in der Rentnersiedlung wohnt, hinter hohen Hecken. Er hat hektarweise Land gekauft und The Villages hochgezogen. Ihm gehört alles hier: Die Lokalzeitung, die örtliche Radiostation und der Fernsehsender. Der Golfcarthändler, die Versicherung, die Bank, die Kioske, an denen man zur Happy Hour sein Bier kauft. Er schickt private Ordnungshüter durch The Villages, die Community Watch, die mit weißen Wagen durch die Straßen patrouilliert, damit niemand herumlungert oder einen Zwerg in den Vorgarten stellt. Vorgarten-Deko ist verboten. Alle Häuser sehen gleich aus, der Rasen ist überall gleich lang und gleich grün.

The Villages ist ein Utopia für Alte. Urlaub bis zum Ende, fun, fun, fun jeden Tag. Ist das die Zukunft des Älterwerdens?

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