Whelan hofft auf Gefangenenaustausch

  23 Juni 2020    Gelesen: 869
Whelan hofft auf Gefangenenaustausch

Ein Gericht in Russland verurteilte Paul Whelan zu 16 Jahren Lagerhaft. Auf eine Berufung verzichtet der angebliche US-Spion - er hofft auf einen Gefangenenaustausch zwischen Moskau und Washington.

Der in Russland wegen Spionage zu 16 Jahren Straflager verurteilte US-Bürger Paul Whelan verzichtet auf Einspruch gegen das Urteil. Er glaube nicht an die russische Justiz und lege deshalb keine Berufung ein, sagte sein Anwalt Wladimir Scherebenkow der Agentur Interfax zur Begründung. "Er hofft, dass er in naher Zukunft gegen in den USA verurteilte Russen ausgetauscht wird."

Der US-Staatsbürger, der auch die kanadische, irische und britische Nationalität besitzt, soll bei einem Aufenthalt in Russland mutmaßlich Staatsgeheimnisse überreicht bekommen haben. Nach Angaben seines Anwalts ist Whelan in eine Falle gelockt worden: Er habe damals von einem Bekannten einen USB-Stick erhalten und geglaubt, es befänden sich Urlaubsfotos darauf. Der ehemalige US-Soldat, der aus der Marine unehrenhaft entlassen worden war, leitete zu dem Zeitpunkt die Sicherheitsabteilung eines US-Autozulieferers.

"Verhöhnung der Gerechtigkeit"
Der Fall war unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor einem Moskauer Gericht verhandelt worden. Die US-Botschaft hatte den Geheimprozess als eine "Verhöhnung der Gerechtigkeit" bezeichnet.

Wie Interfax unter Verweis auf eine nicht näher genannte Quelle meldete, verhandeln Moskau und Washington, Whelan gegen die Russen Viktor But, einen bekannten ehemaligen Waffenhändler, und den Piloten Konstantin Jaroschenko auszutauschen. Sie sitzen in US-Gefängnissen. Kremlsprecher Dmitrij Peskow sagte dazu jedoch, der Kreml befasse sich nicht mit dem Austausch ausländischer Staatsbürger, das sei Aufgabe anderer Gremien.

Whelans Anwalt zufolge wird das Urteil am Freitag rechtskräftig. Ob er ein Gnadengesuch an Kremlchef Wladimir Putin richten werde, stehe noch nicht fest, sagte der Anwalt. Das werde nach Gesprächen mit den Botschaften der USA, Großbritanniens, Irlands und Kanadas entschieden.

spiegel


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