Heidenheimer Fans greifen Werder-Bus an

  07 Juli 2020    Gelesen: 585
  Heidenheimer Fans greifen Werder-Bus an

Der wichtigste Punkt des DFL-Hygienekonzepts wird 163 Spiele lang eingehalten: keine Fans auf den Tribünen, nur eine Mindestmenge Menschen in den Stadien. Im 164. Spiel hält sich der gastgebende Verein dann nicht mehr daran. Das dürfte Ärger geben. Den gab es schon in der Nacht, auch in Bremen.

Vor zwei Monaten nahmen die beiden obersten deutschen Fußball-Ligen ihren Spielbetrieb wieder auf - unter strengsten Auflagen, um die Stadien nicht zu Corona-Hotspots werden zu lassen. Zuschauer, das war die Grundvoraussetzung für alles, waren tabu. 81 Spiele in der Fußball-Bundesliga, 81 Spiele in der 2. Bundesliga und ein Relegationsspiel wurden tatsächlich ohne Fans im Stadion durchgezogen, durchaus unter Schmerzen bei allen Beteiligten. "Ich bin sehr erleichtert. Wir haben das verantwortungsbewussten Menschen aus Wirtschaft, Politik, dem Sport und den Verbänden zu verdanken, die ein Konzept vorgelegt haben, das großartig war", hatte DFB-Präsident Fritz Keller im Interview mit RTL/ntv gesagt. 163 Spiele lief die Sache mit den Geisterspielen vorbildlich. Dann kam Heidenheim.

Beim Relegations-Rückspiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und Werder Bremen hat ein kurzzeitiger Besuch von Fußballfans auf der Tribüne für Aufsehen gesorgt. Mitte der zweiten Halbzeit standen und saßen am Montagabend plötzlich etwa 50 Zuschauer auf der Haupttribüne. Es handelte sich offenbar auch um Spielerfrauen, auch Kinder kamen auf die Tribüne. Wie sie ins Stadion kamen, war zunächst unklar.

Immerhin: Einige der Besucher trugen Gesichtsmasken und sie hielten Abstand voneinander. Dennoch ein Verstoß gegen das Hygienekonzept der DFL. Nach den coronabedingten Hygiene- und Sicherheitsvorschriften sind auch in den Relegations-Partien keine Fans in den Stadien zugelassen. Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry war entsprechend empört: "Die müssen hier raus", forderte er. Nach wenigen Minuten wurden die Zuschauer von Ordnern wieder aus der Arena geleitet. Dem 1. FC Heidenheim droht nun eine Strafe.

Bus verlässt Heidenheim unter Polizeischutz

Nach dem Spiel ist es zu Ausschreitungen am Stadion gekommen: Die Bremer Spieler hatten laut Polizeiangaben vom Dienstag kurz nach Mitternacht vor ihrem Bus vor der Heidenheimer Arena den Klassenerhalt gefeiert. Dann sei etwa die Hälfte der rund 200 anwesenden FCH-Fans auf sie zugegangen, um sie mit Flüssigkeit zu bespritzen. Die Stimmung sei aggressiv und aufgeheizt gewesen. Polizeibeamte drängten die FCH-Fans ab, um dem Bus die Abfahrt zu ermöglichen. Flaschen und Steine flogen auf den Werder-Bus. Eine Fensterscheibe sei dabei zu Bruch gegangen, sagte die Polizei. Nach einer ersten Schätzung betrage der Schaden am Bus mehrere tausend Euro. Der Bremer Bus habe das Stadion anschließend unter Polizeischutz verlassen müssen. Gegen einen 28- und einen 29-Jährigen wird ermittelt, weil sie eine Flasche und Steine geworfen haben sollen.

In Bremen haben Fans laut Polizei in der Nacht zum Dienstag den Klassenerhalt erst friedlich, später aggressiv gefeiert. Zahlreiche Anhänger verfolgten bereits das Spiel vor und in den Kneipen nahe dem Weser-Stadion. Im Laufe des Abends wurde es dann im Bremer "Viertel" immer voller und voller. Zu Hunderten tanzten die Werder-Fans auf der Straße. Bis zu 700 Menschen sollen nach Polizeiangaben am Abend in Bremen gefeiert haben.

Nach Mitternacht sei die Stimmung bei einigen Menschen gekippt, heißt es in einer Mitteilung. Polizeikräfte wurden mit Flaschen und Böllern beworfen, nachdem sie unter anderem Fußballspiele auf der Sielwallkreuzung unterbunden hatten. Zudem wurde immer wieder Pyrotechnik gezündet und auch die Mindestabstände nicht eingehalten. Nachdem einige Feiernde versucht hatten, eine Polizeikette zu durchbrechen, setzten die Beamten zudem Reizgas ein. Mehrere Personen wurden nach Flaschen- und Pyrowürfen festgenommen.

Quelle: ntv.de, ter/dpa


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