Zusammenhang mit Neandertaler-Erbgut und Anfälligkeit für Corona-Infektion?

  09 Juli 2020    Gelesen: 951
Zusammenhang mit Neandertaler-Erbgut und Anfälligkeit für Corona-Infektion?

Ein von Neandertalern vererbter Erbgutabschnitt erhöht womöglich das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19.

Zu diesem Ergebnis kommen zwei Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und veröffentlichten dies in einer Vorab-Publikation auf dem Preprint-Server bioRxiv, über die das Science Media Center berichtet. Allerdings hat die Publikation damit noch keine wissenschaftliche Begutachtung durch Fachkollegen ("Peer Review") durchlaufen. Einige Bevölkerungsgruppen tragen demnach einen hohen Anteil dieses sogenannten Haplotyps und sind damit unter Umständen besonders gefährdet, schwer am Coronavirus zu erkranken.

Bei diesem Haplotyp handelt es sich um einen Abschnitt auf dem Chromosom Nummer 3 des menschlichen Genoms, welcher sechs Gene kodiert und immer als gesamter Abschnitt vererbt wird. Anfang Juni berichtete bereits ein Team aus europäischen Wissenschaftlern bei einer umfangreichen Auswertung anhand von Patientendaten aus Italien und Spanien, dass zwei Genabschnitte mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert seien: der Genabschnitt auf Chromosom 3 und ein Abschnitt, der für die Ausbildung der Blutgruppe verantwortlich ist. Dieses Ergebnis konnte nun für den Abschnitt auf Chromosom 3 von den Max-Planck-Forschern bestätigt werden, der Zusammenhang zur Erbgutstelle für die Blutgruppe allerdings nicht.

Welche Gene dieses Erbgutabschnittes allerdings dafür verantwortlich sind, dass die Krankheit sich besser manifestieren kann, ist noch nicht bekannt. Des weiteren gilt zu klären, weshalb dieser Haplotyp in einigen Bevölkerungsgruppen weiter vererbt wird und welcher evolutionäre Vorteil sich dahinter verbirgt. Laut den Autoren tragen in Europa acht Prozent der Menschen diesen Erbgutabschnitt, in Afrika sei er gar nicht vertreten. Am weitesten verbreitet sei der Haplotyp in Südasien; dort sollen es immerhin 30 Prozent der Bevölkerung sein, die jenen Erbgutabschnitt tragen. In Bangladesch sei er mit einer Verbreitung von 63 Prozent am häufigsten zu finden.

deutschlandfunk


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