Nürnberg sichert die Klasse in der 97. Minute

  12 Juli 2020    Gelesen: 595
  Nürnberg sichert die Klasse in der 97. Minute

Der 1. FC Nürnberg bricht innerhalb von 13 Minuten auseinander und liegt schon am Boden. Der FC Ingolstadt trifft nach dem 0:2 im Hinspiel innerhalb kürzester Zeit dreimal. Erst in der 97. Minute gelingt dem FCN doch noch der erlösende Treffer - und damit der Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga.

Happy End in letzter Sekunde nach einer enttäuschenden Saison: Der 1. FC Nürnberg hat den Absturz von der Bundesliga in die 3. Liga durch einen Treffer von Fabian Schleusener (90.+6) nach einer dramatischen Zitterpartie abgewendet. Der neunmalige deutsche Meister verlor das Relegationsrückspiel beim FC Ingolstadt mit 1:3 (0:0), rettete sich nach dem 2:0 im Hinspiel aber aufgrund der Auswärtsregel. Der Club verhinderte damit seinen zweiten Sturz in die Drittklassigkeit nach 1996.

"Es war ein Kampfsieg, den nehmen wir mit. Wir müssen uns für nichts rechtfertigen, für gar nichts", sagte Nürnbergs Trainer Michael Wiesinger bei DAZN: "Es war sehr verrückt, ich bin schon lange dabei, das hat aber alles getoppt." Retter in höchster Not war Schleusener, der den Club davor bewahrte, mal wieder zum Depp zu werden. Nach den Treffern durch Ingolstadts Kapitän Stefan Kutschke (53.), den Nürnbergs Torhüter Christian Mathenia durch eine unglückliche Abwehraktion begünstigt hatte, Tobias Schröck (62.) und Robin Krauße (66.) hatten die Nürnberger schon ganz dicht am Abgrund gestanden. "Wir gehen ins Spiel, um auf gar keinen Fall ein Gegentor zu kassieren. Aber wir müssen auch nicht unbedingt 3:0 gewinnen."

Ingolstadt-Coach Tomas Oral antwortete auf die Frage, ob er stolz auf seine Mannschaft sei, damit, dass ihm das "momentan gar nichts" nütze: "Ich habe eine Mannschaft gesehen, die etwas Unglaubliches geleistet hat, aber leider um den Lohn ihrer Arbeit gebracht wurde." Beim Gegentor sei es "drunter und drüber" gegangen. Oral schoss auch gegen den Schiedsrichter: "Fakt ist, dass wir eine Nachspielzeit hatten, die für mich unverständlich ist. Wenn Kontakt da ist, ist es ein Foul. Das ist natürlich brutal. Was soll ich dazu sagen."

Nürnberg erst sehr ungeschickt, dann mit dem späten Tor

Tatsächlich ging Ingolstadt zunächst kein Risiko ein und überließ dem Club die Initiative. Auch die Nürnberger ließen sich aber nicht locken, waren stets darauf bedacht, Ball und Gegner zu kontrollieren und keine Räume oder Konterchancen anzubieten. Erst mal müsse hinten "die Null wegverteidigt" werden, hatte Übergangstrainer Michael Wiesinger bereits nach dem Hinspiel betont. Der Club hatte früh eine gute Kopfballchance durch Mikael Ishak (9.), danach gab es kaum Torraumszenen. Ingolstadt wurde nach gut 20 Minuten allerdings mutiger, kämpfte sich in die Partie und besaß bei einem Freistoß von Robin Krauße (28.), dessen Schuss knapp am Tordreieck vorbeiflog, eine gute Gelegenheit zur Führung. Nürnberg kam danach besser aus der Pause, konnte einige gute Chancen aber nicht nutzen. Und plötzlich kippte die Partie.

Bei zwei Freistößen von Marcel Gaus agierten die bis dahin gut stehenden Nürnberger sehr ungeschickt. Die Sicherheit aus den ersten 50 Minuten war damit dahin, nach dem dritten Gegentreffer taumelte der Club - raffte sich aber noch einmal auf. Denn dann kam der 28-jährige Schleusener. Einen hohen Ball von Patrick Erras verlängerte der Joker irgendwie ins Tor. "Mein Puls ist bei 200. Ich bin unheimlich erleichtert. Ich dachte, ich überlebe das nicht", stammelte Nürnbergs Aufsichtsratschef Thomas Grethlein nach dem erlösenden Abpfiff.

Nach der späten Rettung ist in Nürnberg noch ungewiss, wie es personell weitergeht. Wiesinger betonte mehrfach, er gehe davon aus, auf seinen Posten als Leiter des Nachwuchszentrums zurückzukehren. Sein Relegations-Assistent Marek Mintal wird als neuer Cheftrainer gehandelt. Der umstrittene Sportvorstand Robert Palikuca muss um seinen Job bangen. Darüber hinaus laufen die Verträge von Mikael Ishak und Eigengewächs Patrick Erras aus - beide gehörten zu den Besten in der Relegation. Außenspieler Robin Hack wird wohl zur TSG Hoffenheim zurückkehren.

Quelle: ntv.de, dbe/sid


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