Wechsel zu Aston Martin:
Pro: Für Vettel ist ganz wichtig, dass an der Spitze ein Mann steht, den er sympathisch findet. Das ist bei dem Rumänen Otmar Szafnauer gegeben, die beiden kennen sich schon seit Formel-BMW-Zeiten, also seit mehr als 14 Jahren. Sie sind sich sympathisch und haben nie den Kontakt zueinander verloren. Dazu hat Aston Martin - als das das bisherige Team Racing Point ab der kommenden Saison fährt - als Werksteam die Mercedes-Technik. Im Moment ist es ja der "pinke Mercedes" - und die B-Version von einem Mercedes ist teilweise ja noch viel besser als manche A-Version von anderen Teams. Vettel schaut natürlich nach den besten Perspektiven und wenn das Auto jetzt schon so gut ist, wie wird es erst, wenn man mit mehr finanziellen Möglichkeiten im Jahr 2021 an den Start geht?
Dazu kommt ein neuer Deutscher an die Spitze von Aston Martin, Tobias Moers, was auch ein positiver Faktor ist. Außerdem stimmt das technische Know-how von Racing Point/Aston Martin. Racing Point hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass man sehr effizient mit wenig finanziellen Mitteln sehr viel machen kann. Also aus Scheiße Gold machen sozusagen, das können die. Das sieht man an den Leistungen von Carlos Pérez, der wirklich richtig gute Ergebnisse eingefahren hat.
Als Geldgeber ist der kanadische Milliardär Lawrence Stroll, der Vater von Lance Stroll, dabei. Der ist im Hintergrund tätig, wird Gelder zuschießen und ist dann auch Eigentümer der Firma. Das heißt, es sind sehr viele Pros für diese wahrscheinliche Lösung. Allerdings ist noch nichts unterschrieben, auch wenn es eine sehr verlockende Option ist, weil das menschliche Paket und das technische Paket bei Aston Martin sehr gut sind.
Contra: Contra ist auf jeden Fall, dass beide Fahrer, Stroll und Pérez, noch langfristige Verträge haben. Zudem wird Stroll wegen des finanzstarken Vaters auf jeden Fall einen Sitz in diesem neuen Aston-Martin-Team bekommen. Pérez müsste bis Ende Juli für sieben Millionen Dollar aus seinem Vertrag herausgekauft werden, sonst verstreicht diese Option. Da müsste sich Vater Stroll entscheiden, dieses Geld in die Hand zu nehmen, weil die Firma das nicht kann und nicht machen wird. Wenn Stroll nicht sagt "Wir wollen Vettel 2021 haben", dann wird Pérez mit potenten Sponsoren auch 2021 fahren. Das ist ein großes Kontra, so wie bei Mercedes auch: Eigentlich ist das Team mit beiden Fahrern komplett.
Rückkehr zu Red Bull:
Pro: Es wäre die Rückkehr zum Weltmeister-Team, mit dem Vettel seine vier WM-Titel geholt hat. Da spricht vieles dafür, was die Führung angeht. Team-Berater Helmut Marko als Freund und Förderer Vettels, dazu Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, mit dem der 33-Jährige sehr freundschaftlich verbunden ist. Dieser hat ihm gerade den Tipp gegeben, eine Hütte in der Steiermark zu kaufen, sie haben sich gerade erst am Wochenende wieder gesehen, haben also nach wie vor regelmäßigen Kontakt.
Zudem spricht das technische Genie der Aerodynamik für Red Bull: Adrian Newey. Hinzu kommt Teamchef Christian Horner, der Vettel als "Freund des Teams" bezeichnet. Die gesamte Führungsspitze ist sowohl menschlich als auch fachlich von Vettel überzeugt und würde, wenn es möglich wäre, ihm den Sitz neben Max Verstappen geben. Das wäre das beste Paket für den Hessen, weil Red Bull Racing noch mehr Möglichkeiten und ein besseres Engineering hat als Aston Martin.
Contra: Verstappen ist gesetzt, bliebe Vettel der Platz, den momentan Alex Albon besetzt. Doch das Problem ist, dass er einen Vertrag für das kommende Jahr hat und dass der thailändische Besitzer von Red Bull Racing Albon im Team haben möchte, denn Albon hat eine thailändische Mutter. Er zeigt allerdings schwankende Leistungen, hatte jetzt ein gutes und ein schlechtes Rennen. Bei Red Bull ist man sich nicht sicher: Geht seine Entwicklung nach oben? Oder hat er dasselbe Problem wie Pierre Gasly, dass man einem starken Max Verstappen zerbricht? Im zweiten Fall gibt es die Möglichkeit, dass Mateschitz sagt: "Der ist mir nicht stark genug, wir brauchen noch einen zweiten, stärkeren Fahrer." Das wäre dann die Chance für Vettel.
Wechsel zu Haas:
Von Haas gibt es eine Offerte für Vettel, es spricht allerdings wenig dafür, dass er zu dem Rennstall wechselt. Das Team fährt von den Mitteln und der Technik hinterher - auch mit der Ferrari-Technik. Da Vettel genau weiß, was die Ferrari-Technik im Moment zu leisten imstande ist - siehe Motor, siehe Getriebe, siehe Antriebswelle - wird er einen Teufel tun und zu Haas gehen. Das ist eine unrealistische Variante.
Vettel legt eine Pause ein:
Pro: Vettel hat seine Familie und seine drei Kinder, die sich freuen würden, wenn er zu Hause ist, wenn er mehr Zeit mit der Familie verbringt. Zudem wäre eine Pause drin, wenn sich keine der guten Optionen bei Aston Martin oder Red Bull bewahrheitet. Dann würde er sicherlich sagen: "Bevor ich zu einem nicht konkurrenzfähigen Team gehe, mache ich lieber ein Jahr Pause und schaue mir das an."
Contra: Allerdings spricht dagegen, dass er im Moment auf jeden Fall fahren will. 2021 möchte er in der Formel 1 bleiben. Das möchte er, obwohl er bereits viermaliger Weltmeister ist und 53 Siege eingefahren hat.
Vettel macht Schluss:
Der endgültige Abschied ist ein Thema. Dann nämlich, wenn Vettel merkt, dass auch in den nächsten Jahren kein Team einen Platz für ihn hat. Dann würde er sagen: "Lass das mal sein, ich beende meine Formel-1-Karriere und schaue vielleicht mal nach anderen Motorsport-Kategorien."
Fazit:
Vettel wird kurzfristig keine Verträge unterschreiben, es sei denn, es kommt ein Mercedes-Angebot von Teamchef Toto Wolff. Aber das wird es nicht geben, weil Valtteri Bottas verlängert hat und im August auch Lewis Hamilton nachziehen wird. Also wird er im Moment sicherlich keine Verträge unterschreiben, auch keine Vorverträge.
Vielmehr wird er sich das ganze Jahr anschauen und später eine Entscheidung treffen, dann mit möglichst guten Leistungen im letzten Ferrari-Jahr. Der volle Fokus liegt jetzt darauf, Ferrari nach vorne zu bringen und dort noch gute Leistungen als Fahrer zu liefern. Wichtig ist - wie am vergangenen Wochenende - Leclerc im Qualifying hinter sich zu lassen. Es ist sein ganz großes Ziel, Leclerc permanent zu schlagen.
Quelle: ntv.de, ara
Tags: