Sechs weitere Galeria-Filialen gerettet

  17 Juli 2020    Gelesen: 672
Sechs weitere Galeria-Filialen gerettet

Hunderte weitere Mitarbeiter bei Galeria Karstadt Kaufhof können aufatmen: Sechs weitere Filialen des Warenhausriesen, der in der Corona-Krise ums Überleben kämpft, werden doch nicht geschlossen. Nochmal sechs Filialen bleiben bis Anfang nächsten Jahres geöffnet, danach ist Ende.

Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof streicht seine Pläne für Filialschließungen noch weiter zusammen. "Buchstäblich in letzter Sekunde" sei es in Verhandlungen mit den Vermietern gelungen, das Aus für die sechs Warenhäuser in Berlin-Lichtenberg (Ringcenter), in Bielefeld, im Alstertal-Einkaufszentrum in Hamburg, in Leonberg, in Nürnberg-Langwasser und in Singen doch noch abzuwenden, berichtete der Vorsitzende der Galeria-Geschäftsführung, Miguel Müllenbach, in einem Mitarbeiterbrief. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrates sind damit auch gut 500 weitere Arbeitsplätze bei dem Traditionsunternehmen gerettet.

Sechs andere Filialen galten bereits als gerettet. Ursprünglich waren 62 Filialen von der Schließung bedroht. Müllenbach machte den Mitarbeitern der übrigen 50 Häuser auf der Schließungsliste in dem Brief allerdings keine Hoffnung auf weitere Einigungen im letzten Augenblick. "Ich weiß, dass die Enttäuschung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Filialen, für die die Schließungsbeschlüsse jetzt umgesetzt werden müssen, groß ist", schrieb er lediglich und dankte ihnen für die geleistete Arbeit.

Außerdem erklärte er, dass sechs weitere Filialen nicht sofort geschlossen würden, sondern erst nach dem Weihnachts- und Umtauschgeschäft Ende Januar 2021: Bremerhaven, Gütersloh, Lübeck, Dessau, Hamburg-Bergedorf und die im Frankfurter Hessencenter.

Verdi und Betriebsrat kämpfen um weitere Filialen

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl betonte dagegen, er hoffe, dass es gelingen werde, noch weitere Filialen vor der Schließung zu bewahren. Für die geretteten Filialen sei es ein guter Tag. "Umso schlimmer ist es für die Filialen, die heute leider nicht benannt wurden", sagte Ettl. Doch die Menschen in den Schließungsfilialen kämpften mit viel Herzblut um den Erhalt ihrer Warenhäuser. Und die jüngste Entwicklung zeige, dass es sich bis zum letzte Tag lohne, dies zu tun. "Aufgeben ist für uns keine Option."

Auch die Gewerkschaft Verdi will die übrigens Filialen noch nicht verloren geben. "Wir werden weiterkämpfen und unsere Kräfte bündeln, zusammen mit den Beschäftigten und den Betriebsräten vor Ort, den Oberbürgermeistern, Vermietern und Industrie- und Handelskammern", kündigte Verdi-Verhandlungsführer Orhan Akman an. "Was wir bisher erreicht haben zeigt doch: Der Kampf lohnt sich", erklärte er.

Es ist das zweite Mal, dass der Konzern seine Schließungsliste zusammenstreicht. Anfang Juli hatte der Handelsriese die angekündigte Schließung der Karstadt-Warenhäuser in Dortmund, Nürnberg Lorenzkirche, Goslar und Potsdam und der Kaufhof-Filialen in Chemnitz und Leverkusen zurückgenommen.

Galeria Karstadt Kaufhof waren durch die coronabedingte Schließung aller Filialen die Umsätze weggebrochen. Anfang April hatte der Konzern Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Inzwischen wurde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Der Konzern rechnet durch die Pandemie und den folgenden Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro.

Herber Rückschlag für betroffene Kommunen

Die Warenhäuser litten jedoch schon vor dem Ausbruch der Pandemie unter der erbitterten Konkurrenz von Online-Wettbewerbern von Amazon bis Zalando. Der Konzern gehört ebenso wie zahlreiche seiner Warenhaus-Immobilien der Signa Holding des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko. Dieser hat bei Galeria Karstadt Kaufhof seit Juni 2019 das alleinige Sagen.

Für die betroffenen Kommunen bedeuten die Pläne für die Schließung der Warenhäuser in besten Innenstadtlagen einen herben Rückschlag. "Stirbt der Handel, stirbt die Stadt", hatte der Einzelhandelsverband HDE gewarnt.

Quelle: ntv.de, hul/dpa/rts/AFP


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