Tausende Menschen haben im Fernen Osten Russlands abermals gegen die Festnahme des Gouverneurs Sergej Furgal demonstriert. Zwischen 15.000 und 50.000 Menschen sollen sich im Zentrum der Großstadt Chabarowsk versammelt haben und bis zum Rathaus marschiert sein, berichten lokale Medien. Offizielle Zahlen sind nicht bekannt. Es habe jedoch keine Festnahmen in der Stadt mit rund 600.000 Einwohnern gegeben, heißt es. Auch in anderen Städten der Region an der chinesischen Grenze seien Hunderte Menschen auf die Straße gegangen.
Hintergrund ist die Festnahme von Furgal vor zwei Wochen. Die Ermittler werfen dem Politiker der nationalistischen Partei LDPR vor, an einem Mord vor rund 15 Jahren beteiligt gewesen zu sein. Er bestritt alle Vorwürfe, muss aber für mindestens zwei Monate in Untersuchungshaft in Moskau bleiben. Furgal hatte bei den Gouverneurswahlen 2018 überraschend fast 70 Prozent der Stimmen in der Region Chabarowsk geholt und den Kandidaten der Regierungspartei Geeintes Russland geschlagen.
Nawalny solidarisiert sich
Die für die Region ungewöhnlichen Massendemonstrationen halten seit der Festnahme an. Die Demonstranten fordern Furgals Freilassung sowie einen "fairen Prozess" vor Ort in Chabarowsk statt in Moskau. Es sind die größten Proteste seit Jahren, bei denen die Menschen vor allem den Einfluss Moskaus in den Regionen kritisieren. Der prominente Kreml-Kritiker Alexej Nawalny solidarisiert sich mit den Demonstranten. "Eine ganze Stadt - Chabarowsk - weigert sich, Putins endlosen Lügen über die 'Gerechtigkeit' seiner Gerichte und die 'Ehrlichkeit' seiner Wahlen zu glauben", schreibt Nawalny auf Instagram.
Die anhaltenden Proteste machen vor allem die Behörden nervös. Der Bürgermeister mahnte die Bewohner vor dem Protest, wegen der hohen Ansteckungsgefahr durch die Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben. Zudem warnte der Inlandsgeheimdienst FSB vor angeblicher Terrorgefahr. Er habe bereits einen Anschlag vereitelt. Ein Mann habe demnach geplant, Sprengsätze an vielbesuchten Orten in Chabarowsk zu zünden.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa
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