Schiffsunglück in der Nordsee

  06 Oktober 2015    Gelesen: 958
Schiffsunglück in der Nordsee
Seenotrufe in den frühen Morgenstunden: In der herbstlichen kalten Nordsee kollidiert ein Frachter mit einem Flüssiggastanker. Eines der beiden Schiffe sinkt. Vor der belgischen Küste kommt es beinahe zur Katastrophe.
Auf der Nordsee vor der belgischen Küste ist ein Frachtschiff mit einem Gastanker zusammengestoßen. Das meldete die belgische Nachrichtenagentur Belga am Dienstagmorgen unter Berufung auf den Provinzgouverneur Westflanderns, Carl Decaluwé.

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Der rund 130 Meter lange und 17 Meter breite Frachter "Flinterstar" fuhr unter der Flagge der Niederlande und sei nach der Kollision gesunken, hieß es. Die Besatzung konnte gerettet werden. An Bord sollen sich elf bis zwölf Menschen befunden haben. Eine belgisch-niederländische Rettungsaktion sei im Gange, hieß es. "Neben dem menschlichen Leid ist es auch wichtig, die Folgen für die Umwelt zu prüfen", zitierte Belga Decaluwé. Informationen zur Ladung des gesunkenen Frachter lagen zunächst nicht vor.

Alarm vor Sonnenaufgang

Zu dem Unglück war es in den frühen Morgenstunden gekommen. Gegen 4.15 Uhr sei der Frachter auf Höhe des belgischen Küstenortes Seebrügge mit dem Flüssiggastankschiff zusammengestoßen. Der Gastanker fuhr unter der Flagge der Marshall-Inseln und wurde ersten Informationen zufolge bei dem Zusammenstoß nur leicht beschädigt. Bei dem Tanker soll es sich Medienberichten zufolge um die "Al Oraiq" handeln. Das Schiff hat demnach eine Länge von 315 Metern und eine Breite von 51 Metern.

Die Gefahr einer Explosion bestehe nicht. Der Gastanker werde nun nach Seebrügge gebracht, hieß es. Ob er aus eigener Kraft fahren konnte oder geschleppt werden musste, blieb unklar. Wie es zu dem Zusammenstoß kommen konnte, ist noch vollkommen offen. Ob an der belgischen Nordseeküste mit größeren Umweltschäden gerechnet werden muss, müssen die Experten des belgischen Küstenschutzes erst ermitteln.

An Bord des gesunkenen Schiffes dürften sich größere Mengen an Treib- und Schmierstoffen befinden. Wenn der Treibstofftank bei dem Zusammenstoß unbeschädigt blieb, besteht Hoffnung, dass Bergungsfachleute das Schweröl abpumpen können, bevor es aus dem Wrack austritt und die umliegenden Strände verschmutzt.

Stark befahrene Route

Seebrügge (Zeebrugge) liegt an der nordöstlichen Ausfahrt des Ärmelkanals und damit an einer der am stärksten befahrenen Schifffahrtsrouten der Welt. Im küstennahen Bereich fahren dort zahlreiche kleinere Frachter, sogenannte Feeder-Schiffe, die zum Beispiel kleinere Mengen Standardcontainer von einem Containerterminal zum anderen transportieren.

Die Unglücksstelle befindet sich nur wenige Kilometer westlich der Scheldemündung und damit der Einfahrt in den Hafen von Antwerpen. Die Hafenanlagen von Rotterdam liegen rund 95 Kilometer nördöstlich. Bis zur Themsemündung auf der anderen Seite des Ärmelkanals sind es in der Luftlinie rund 180 Kilometer.

Flüssiggastanker steuern Seebrügge an, weil sich dort eines der größten LNG-Terminals an der Nordseeküste befindet. Der Hafen von Seebrügge beherbergt vier riesige Lagertanks und umfangreiche Anlagen für die Be- und Entladung der LNG-Spezialtanker. Ein fünfter LNG-Lagertank befindet sich im Bau. Das Kürzel LNG steht im Branchenjargon für Liquified Natural Gas, also Erdgas, das zum Schiffstransport in Druckbehältern verflüssigt wird.

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