Die brillante Arroganz von Zlatan Ibrahimovic

  26 Juli 2020    Gelesen: 594
  Die brillante Arroganz von Zlatan Ibrahimovic

Die Karriere von Zlatan Ibrahimovic geht weiter. Der schwedische Superstar räumt alle Gerüchte ab, die ein Ende seiner Laufbahn prophezeien. Die Art des Dementis? Typisch Ibrahimovic. Allerdings lässt der 38-Jährige, der derzeit beim AC Mailand spielt, eine Frage unbeantwortet.

Man kann Zlatan Ibrahimovic unerträglich finden. Dafür, dass er ein offenbar ziemlich arroganter Mensch ist. Ein Mensch, der vor allem eines im Kopf hat: sich selbst. Man kann, nein man muss sogar, Ibrahimovic aber auch bewundern. Eben dafür, dass er ein offenbar ziemlich arroganter Mensch ist. Ein Mensch, der vor allem eines im Kopf hat: sich selbst als maximales Entertainment. Die perfekte Show. Kein Fußballer versteht es so überragend, seine Qualität zu vermarkten, wie der 38 Jahre alte Schwede. Egal was er tut, nichts geschieht ohne eine Form von Inszenierung. Stets eine die polarisiert. Und sollte der Stürmer seine Karriere irgendwann tatsächlich mal beenden, alle werden ihn vermissen. Die, die ihn unerträglich finden und die, die ihn bewundern. Es ist ein Szenario, mit sich derweil niemand beschäftigen muss.

Zlatan Ibrahimovic macht weiter. Ein Rückzug vom Profisport mit 38? Keine Option. All jene, die gewagt hatten (es waren gar nicht wenige) über das Ende des mutmaßlich selbstbewusstesten Fußballers aller Zeiten zu spekulieren, sie werden nun widerlegt. Sie werden getadelt. In einem Video, das abermals mehr Show und Abrechnung ist, als ein langweiliges Bekenntnis zum Weitermachen. Ein Video, das mehr Hollywood ist, als Mailand. Ein Video das all das verdichtet, was sich an Ablehnung und Verehrung gegen den Stürmer richtet. Ein Trailer für seine Karriere, die großartig war, großartig bleibt. So sieht es Zlatan Ibrahimovic, der folglich seine eigene Großartigkeit zur Geschichte der Geschichte macht.

Schnelle Dribblings, arrogante Abschlüsse, Tore, wie sie nur einer schießt, Ibrahimovic nämlich. Düstere Bilder, donnernde Musik - das alles untermalt von der Geschichte, die sein Leben erzählt, seine Karriere. "Du denkst, ich bin fertig. Dass meine Karriere bald vorbei sein wird. Du kennst mich nicht", sagt der 38-Jährige. "Mein ganzes Leben musste ich kämpfen. Keiner glaubte an mich, also musste ich an mich selbst glauben. Einige Leute wollten mich brechen, aber sie haben mich nur stärker gemacht. Ich habe ihnen nur eine Sache zu sagen. Ich bin nicht wie ihr. Ich bin Zlatan Ibrahimovic und ich wärme mich gerade erst auf."

So genial wie großkotzig

Es geht also weiter. Vieles deutet auf einen Verbleib in Italien hin, auf den AC Mailand, also bei jenem Klub, zu dem er erst im vergangenen Dezember zurückgekehrt war, für den er in der Rückrunde der Serie A bislang sieben Tore in 15 Spielen erzielt hat. Zwar läuft sein Vertrag nach der in Italien noch nicht beendeten Saison aus, aber Ibrahimovic fühlt sich wohl bei den Rossonieri, mag Coach Stefano Pioli, der zwischenzeitlich auf der Kippe stand und durch Ralf Rangnick ersetzt werden sollte (was mittlerweile abgehakt ist). Und sollte Milan bereit sein, die vom Stürmer angeblich geforderten sechs Millionen Euro Jahresgehalt zu zahlen, steht der Zusammenarbeit für ein weiteres Jahr wohl nichts mehr im Weg. Es wäre dann bereits die 22. Profisaison seiner Karriere, die sich quer durch Europas Spitzenfußball (und die MLS) zieht: Malmö FF, Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona, AC Mailand, Paris St. Germain, Manchester United und Los Angeles Galaxy.

Fast überall hat Ibrahomovic Tore geschossen und Titel gesammelt. Und klappte es mal nicht, dann gab es viele gute Gründe, nur einen nicht: ihn selbst. Der Weg des Schweden ist von mindestens genauso vielen Arroganzanfällen gepflastert wie von Abschlüssen, die er selbst im Weltfußball nur sich zutraut. Wie der legendäre Fallrückzieher im Länderspiel seiner Schweden gegen England oder aber die Direktabnahme kurz hinter der Mittellinie für Los Angeles. In der Liste der besten Momente finden sich aber auch Kung-Fu-Tritt-Tore, Freistöße und Zauberlupfer. Mit jedem einzelnen Tor wuchs indes auch der Glaube an die eigene Großartigkeit. Und wer mit ihm haderte und fremdelte, der fing sich direkt eine ein. Star-Coach Josep Guardiola verhöhnte er in Barcelona einst als "Philosophen", den es nicht braucht. Der Katalane ist nicht die einzige Koryphäe, die von Ibrahmiovic in den Senkel gestellt wurde.

Über sich selbst sagte er einst: "Ich bin so perfekt, dass es mich amüsiert." Man kann das unerträglich finden. Oder einfach nur bewundern.

Quelle: ntv.de


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