Die späte "Rache" des verspotteten Lingard

  27 Juli 2020    Gelesen: 616
  Die späte "Rache" des verspotteten Lingard

Jesse Lingard spielt bei Manchester United eine schwache Saison. Weder ein Tor noch eine Torvorlage liefert er - bis zur 98. Minute im allerletzten Saisonspiel der Premier League. Dass der 27-Jährige doch noch ein Erfolgserlebnis feiert, dürfte einen Tippspieler ganz besonders ärgern.

Leicester City gegen Manchester United - es war das Duell um die Champions League. Am letzten Spieltag der Premier League war klar: Nur einer von beiden kann es schaffen. Und so galt für beide: verlieren verboten. Letztlich kann Manchester dank eines 2:0-Sieges jubeln, gemeinsam mit dem Stadt-Rivalen, Manchester City, dem FC Chelsea sowie dem Meister FC Liverpool vertritt das Team von Trainer Ole Gunnar Solkskjaer England in der kommenden Saison in der Königsklasse. Zu verdanken ist das unter anderem einem Spieler, mit dessen Torerfolg wohl niemand mehr gerechnet hatte.

Ausgerechnet Jesse Lingard schoss das erlösende 2:0 - Leicester konnte nichts mehr dagegensetzen. In der 98. Minute nutzte er einen Patzer von Keeper Kasper Schmeichel aus. Der Däne hatte einen flachen Ball vor dem eigenen Tor in den Fuß von Lingard gespielt, der englische Nationalspieler musste nur noch ins leere Tor einschieben.

Allerdings war es für einige Kritiker vorher nicht klar, ob der United-Angreifer derlei einfache Dinge noch hinkriegen würde. Zu schwach hatte Lingard in dieser Saison gespielt. Es war tatsächlich sein erster Scorerpunkt überhaupt. Weder ein Tor geschossen noch eins aufgelegt hatte er seit dem Saisonbeginn am 11. August. Genau genommen sogar noch länger: Sein letztes Ligator datiert vom 22. Dezember 2018, als er erst einen Elfmeter versenkte und dann in der 90. Minute noch ein zweites Tor schoss. Es war übrigens das erste Spiel von Solskjaer, damals noch als Interim. Seitdem war vom einstigen Hoffnungsträger Lingard nicht mehr viel zu sehen.

Gewagte Wette geht nicht auf

Viel Hohn und Spott musste der 27-Jährige über sich ergehen lassen. Doch nun rächte er sich in der letzten Sekunde. Einem Tippspieler vermasselte er damit sogar seine gewagte Wette. Derjenige hatte gewettet, dass Lingard in dieser Saison kein Tor und keinen Assist erzielt. Für zehn Pfund Einsatz hätte er 670 Pfund (etwa 735 Euro) Gewinn erzielt. Doch dann kam die 98. Minute und der Gewinn war futsch.

Die Wette war, nunja, schon gemein. Allerdings auch die logische Folge einer Saison voller Enttäuschungen. Der 27-Jährige spielt seit 2008 bei Manchester United, war zwischenzeitig allerdings mehrfach ausgeliehen: nach Leicester, nach Birmingham, nach Brigthon und zu Derby County. Seit 2015 spielt er ununterbrochen in Manchester und reifte dort auch zum Nationalspieler. Für die WM 2018 wurde er etwas überraschend von Nationaltrainer Gareth Southgate nominiert, rechtfertigte in Russland aber seinen Einsatz mit einem Tor und zwei Vorlagen.

Von seiner Qualität war anschließend indes nicht mehr viel zu sehen. Schon in der vergangenen Saison kam er in 27 Spielen nur auf vier Tore und drei Assists, in dieser Saison gingen in 22 Premier-League-Spielen bis zu eben jener 98. Minute einzig drei Gelbe Karten in seine Statistik ein. Sein unglückliches Auftreten auf dem Platz sorgte dafür, dass Trainer Solskjaer zunehmend auf andere Spieler vertraute. Seit dem Restart nach der Corona-Pause wurde er überhaupt nur zweimal eingewechselt. Auch gegen Leicester durfte er erst ab der 77. Minute ran, kam für Mason Greenwood, der ihn aus der Startelf verdrängt hat.

Wird Lingard noch verkauft?

Seine Chancenlosigkeit machte ihn unrühmlich bekannt: Sein Name gilt in den sozialen Netzwerken inzwischen als Metapher für plumpes Auftreten. Sein Torjubel, den er wie Barcelona-Star Antoine Griezmann vom Konsolenspiel Fortnite adaptiert hat, machte ihn zwar zu einer Marke, half ihm aber nicht auf dem Platz - und führte zu Spott. Lingard würde sich mehr vermarkten als etwas für sein sportliches Profil zu tun, hieß es.

Sogar Gerüchte wurden laut, nach denen Lingard um seinen Platz bei Manchester United bangen muss. Von Februar bis Mitte Juli stand er zum Großteil nicht einmal in Solskjaers Aufgebot. Sein Vertrag läuft noch bis 2021, er könnte also nur noch jetzt für eine Ablöse abgegeben werden. United plant, seine Talente mehr einzubinden. Womöglich ist dann für Lingard gar kein Platz mehr im Kader - nicht einmal für Kurzeinsätze wie in dieser Saison, in der er nicht einmal durchspielen durfte. Womöglich war ein Ehrentreffer der erste Schritt in die richtige Richtung. Seinen Kritikern hat er es jedenfalls gezeigt. Einem ganz besonders.

Quelle: ntv.de


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