Twitter will Accounts von staatlich kontrollierten Medien kennzeichnen

  07 Auqust 2020    Gelesen: 766
Twitter will Accounts von staatlich kontrollierten Medien kennzeichnen

Der Kurznachrichtendienst Twitter hat am Donnerstag angekündigt, Konten von staatlich kontrollierten Medien und deren Chefredakteuren sowie leitenden Angestellten kennzeichnen zu wollen. Auch die Accounts hochrangiger Regierungsbeamter, die die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates vertreten, sollen markiert werden.

Demnach sind die Medien aus China, Frankreich, der Russischen Föderation, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten betroffen.

Das US-Unternehmen nimmt Nutzerkonten der Medien ins Visier, bei denen der Staat Kontrolle über Inhalte durch „finanzielle Mittel, direkten oder indirekten politischen Druck oder eine Kontrolle von Produktion und Verbreitung“ ausübt. Zudem sollen Inhalte dieser Konten nicht mehr von Twitter empfohlen werden.

Die staatlich finanzierten Medien wie die britische Rundfunkanstalt BBC und die US-Radioanstalt National Public Radio (NPR) werden jedoch ausgenommen, da diese aus Sicht von Twitter in ihrer Berichterstattung unabhängig sind.

„Anders als unabhängige Medien nutzen mit Staaten verbundene Medien ihre Berichterstattung als Mittel, um eine politische Agenda zu fördern“, teilte das Unternehmen mit. Menschen hätten das Recht zu wissen, ob ein Mediennutzerkonto bei Twitter direkt oder indirekt in Verbindung zu einem staatlichen Akteur stehe.

Dabei gibt Twitter an, zuvor eine Reihe von Expertengruppen konsultiert zu haben.

Ein Twitter-Sprecher lehnte es ab, der Agentur Reuters eine vollständige Liste der betroffenen Medien zur Verfügung zu stellen, erwähnte jedoch russische Medienunternehmen wie RT, Sputnik und die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua News namentlich.

Mehrere Accounts des Medienhauses „Rossiya Segodnya“, darunter der Agenturen RIA Novosti, Sputnik und Prime, sind bereits auf Twitter als russische staatliche Medien markiert worden.

Reaktion des Chefs von „Rossiya Segodnya“
Der Generaldirektor des Medienhauses „Rossiya Segodnya“, Dmitri Kisseljow, hat sich inzwischen zu der Entscheidung von Twitter geäußert.

„Im Gegensatz zu den USA haben wir kein Schamgefühl, wenn es um unseren Staat geht. Staatliche Medien sind eine europäische Tradition. Sie existieren in Frankreich und Italien. Die britische BBC lebt von einer vom Staat erhobenen Steuer. Will Twitter seinen Lesern die Wahl nehmen?“, sagte Kisseljow gegenüber RIA Novosti.

Zudem teilte der Pressedienst von „Rossiya Segodnya“ mit, dass man dort die Entwicklung der Situation verfolge und darauf warte, „wann denn Twitter beginnt, das US-amerikanische Radio Liberty, die britische BBC und die deutsche Anstalt Deutsche Welle auf die gleiche Weise zu kennzeichnen, um Vorwürfe der Doppelmoral zu vermeiden“.

„Die entsprechende Anfrage wurde bereits von unseren Korrespondenten an Twitter geschickt“, fügte das Medienhaus hinzu.

sputniknews


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