Seit der von Manipulationen überschatteten Wahl in Belarus, bei der sich Alexander Lukaschenko zum Sieger ernannte, entzünden sich in Belarus landesweit massive Proteste. Nun hat die Polizei nach Angaben des Innenministeriums weitere rund 700 Demonstrierende festgenommen. Das gab das Innenministerium in Minsk bekannt.
Es ist bereits die vierte Nacht in Folge, in der Menschen gegen mutmaßliche Wahlfälschungen der Präsidentschaftswahl am Sonntag protestieren. Die Behörden reagieren mit Gewalt, Sicherheitskräfte gehen mit Blendgranaten und Gummigeschossen gegen die Bürgerinnen und Bürger vor, auch Militärkräfte bezogen in der Hauptstadt Stellung. Videos von Augenzeugen und Medien berichten von hemmungslosen Einsätzen. In der Stadt Brest im Süden des Landes hatte die Polizei nach Angaben des Innenministeriums sogar mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen.
Wahl weiter von Manipulationsvorwürfen überschattet
Tausende Menschen waren bereits in den vergangenen Tagen festgenommen worden. Den meisten droht eine Inhaftierung. Zwei Protestierende sind gestorben, einer davon in Polizeigewahrsam. Lukaschenko erzielte nach Regierungsangaben einen haushohen Sieg. Die Opposition und westliche Staaten werfen dem Präsidenten jedoch Wahlfälschung vor.
Die Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hatte das gewalttätige Vorgehen der Behörden in Belarus gegen friedliche Demonstranten bereits am Mittwoch verurteilt. In den vergangenen drei Tagen seien Berichten zufolge mehr als 6000 Menschen festgenommen worden, darunter Minderjährige, hatte sie erklärt.
Laut dem amtlichen Wahlergebnis kam der seit 26 Jahren autoritär regierende Staatschef Lukaschenko auf mehr als 80 Prozent der Stimmen. Seine inzwischen nach Litauen geflüchtete Hauptrivalin Swetlana Tichanowskaja erhielt demnach nur rund zehn Prozent. An dem offiziellen Wahlergebnis in Belarus gibt es international erhebliche Zweifel. Die Europäische Union bezeichnete die Wahl als "weder frei noch fair" und drohte mit Sanktionen. Tichanowskaja hatte nach Druck der Sicherheitsbehörden das Land verlassen müssen.
spiegel
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