Angekratzter Vettel schützt Ferrari

  17 Auqust 2020    Gelesen: 706
  Angekratzter Vettel schützt Ferrari

Er kämpft. Er schimpft. Er rettet Rang sieben. Nach Wochen der Enttäuschung fährt Sebastian Vettel endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis ein. Und spielt eine Funk-Posse mit seinem Team runter. Lewis Hamilton ist von sich selbst überrascht. Und Kimi Räikkönen schnappt sich einen Rekord. Die Lehren aus dem Großen Preis von Spanien.

Die neue Realität des Sebastian Vettel: Nein, Vettel war nicht glücklich. Wäre er es gewesen, dann würde aber auch etwas nicht stimmen mit diesem viermaligen Weltmeister. Platz sieben in Barcelona war das Maximum an diesem Sonntag, die Ansprüche von Ferrari und Vettel sind andere - die Realität ist aber eben das Mittelfeld. Und daher war es einer der guten Tage in dieser Saison. Von Startplatz elf auf Rang sieben, weil Vettel schnell und doch reifenschonend unterwegs war, die Fans in aller Welt wählten ihn dafür zum Fahrer des Tages. Und am Ende stellte er sich sogar schützend vor sein Team, mit dem es zuletzt knirschte. Das Hin und Her des Kommandostandes sei der Hitze des Gefechts geschuldet, "da muss man nicht drauf rumreiten", sagte Vettel, der zunächst bekannt hatte: "Ich war ein bisschen angekratzt".

Lewis Hamilton langweilt sich selbst: Eines schafft der Weltmeister immer wieder: Lewis Hamilton ist so gut, dass ihm niemand mehr beim Siegen zuschauen will. Am Sonntag war der Blick auf die Spitze mal wieder sehr eintönig, Hamilton hatte nichts mit dem Rest des Renngeschehens zu tun. So einsam war er ganz vorne, dass er beinahe abdriftete. "Ich wusste gar nicht, dass wir in der letzten Runde sind, ich wäre immer weiter gefahren", sagte er später. So gut ist Lewis Hamilton, dass er bald wohl der Allergrößte ist. Noch drei Siege fehlen auf den Karriere-Rekord von Michael Schumacher (91). Und dass er am Ende des Jahres wie der Kerpener sieben WM-Titel auf dem Konto hat, zweifelt sowieso niemand mehr an.

Valtteri Bottas ist Kollege, kein Herausforderer: Und das liegt, man muss es so sagen, auch an Bottas. Der Teamkollege ist eben in erster Linie das: Ein Kollege, kein Rivale, er bewegt sich nicht auf dem selben Niveau wie Hamilton. Das ist natürlich viel verlangt gegen den bald wohl erfolgreichsten Fahrer der Geschichte, aber nur Bottas sitzt wie der Engländer im überlegenen Silberpfeil. Und nur er hat eine realistische Chance, gegen Hamilton über eine ganze Saison um den Titel zu kämpfen. Am Sonntag warf ihn ein schlechter Start schon früh zurück, mehr als Rang drei hinter Max Verstappen im Red Bull war nicht mehr drin.

Red Bull ist nur einmal stark: Es lohnt mal wieder ein Blick auf den Rennstall, der Sebastian Vettel eine Zukunft ab 2021 bieten könnte. Red Bull war, ist und bleibt in dieser Saison nur auf der einen Seite der Garage ein Spitzenteam: Verstappen fährt um Siege, Alex Albon fährt um die Punkteränge. Der Thailänder hat ein ähnliches Problem wie Bottas, er fährt gegen einen Ausnahmepiloten - doch seine pure Performance genügt (noch) nicht für die hohen Ansprüche beim früheren Branchenführer. Dass sich für Vettel hier doch noch eine Tür öffnet, scheint weiterhin möglich. Ohnehin im Rennen ist ja Racing Point. Möglicherweise kommt im Rahmen des nächsten Dreierpacks aus Spa (30. August), Monza (6. September) und Mugello (13. September) Bewegung in diese Sache.

Ein Rekordmann, den niemand wahrnimmt: Der frühere Weltmeister Kimi Räikkönen hat sich einen weiteren Rekord geschnappt. Der Finne holte sich in Barcelona die Bestmarke für die meistgefahrenen Kilometer in der Königsklasse. Nach Angaben seines Teams Alfa-Romeo-Ferrari übertraf der 40-Jährige in der 37. von 66 Runden den Rekord seines Ex-Teamkollegen Fernando Alonso von 83.846 Kilometern. Raikkönens gefahrene Distanz in Formel-1-Rennen entspricht umgerechnet zwei Erdumfahrungen rund um den Äquator. Bereits in der Vorwoche hatte der Routinier dem siebenmaligen Weltmeister Michael Schumacher (16.845 Runden) den Rekord für die meistgefahrenen Runden weggeschnappt. Sein 319. Karriererennen beendete Räikkönen in Barcelona auf Platz 14.

Der Funkdialog des Wochenendes: Ihn lieferten sich Max Verstappen und seine Red-Bull-Crew. Der Niederländer versuchte verzweifelt seinen Kommandostand von einem früheren Reifenwechsel zu überzeugen. Der Dialog im O-Ton:

"Wollt ihr, dass ich es wiederhole?! Der verf***** Reifen ist tot!"
"Du musst das nicht wiederholen, Max."
"Wie wäre das: Wir konzentrieren uns auf unser Rennen und nicht auf das von Lewis Hamilton. Wir machen unseren Job, die machen ihren Job!"
"Bitte konzentrier dich, Max."

Quelle: ntv.de, tno/sid


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