Natürlich, Ferrari gelingt auch beim chaotischen Heimrennen in Mugello nicht viel. In der laufenden Formel-1-Saison reiht das Team von Sebastian Vettel ein Debakel an das nächste. Dass das italienische Rennwochenende dennoch Bilder produzierte, die den leidgeplagten Fans der Scuderia ein seliges Lächeln auf die tränensalzigen Lippen gezaubert haben dürften, liegt vor allem an Mick Schumacher. Der weckt mit dem großen Namen nicht nur wunderbare rotgefärbte Erinnerungen, sondern durch sportliche Leistungen auch Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Und dann ist da die Sache mit dem F2004.
Den legendären Wagen, in dem Vater Michael 2004 seinen fünften und letzten Weltmeistertitel für Ferrari geholt hatte, durfte Mick über die Strecke von Mugello jagen. Diesmal noch nur im Rahmenprogramm der Formel 1. Außergewöhnlich war es, für alle Beteiligten, erzählt Mick Schumacher im exklusiven Interview mit RTL/ntv: "Ich habe versucht, jeden Streckenmeter zu genießen, alles aufzunehmen, was ich konnte. Ich habe natürlich auch gesehen, wie viele Leute zugeschaut haben von der Boxengasse. Das war sehr speziell."
"Es ist nicht gegeben ..."
"Dieser V10 ist schon etwas sehr spezielles. Der Sound, die Gefühle, die da bei jedem hochkommen." Der Gruß aus der glorreichen Vergangenheit ließ wohl die Wenigsten kalt. Die Gegenwart aber ist es, die für Schumacher rosig ist. Der 21-Jährige die Wertung in der Formel 2 an, am Rennwochenende von Mugello konnte er den Vorsprung vor Callum Ilott aus Großbritannien noch ausbauen. Und das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Williams-Pilot George Russell holte einst den Titel in der Serie, Ferrari-Spitzenpilot Charles Leclerc auch - beide fahren da, wo Mick Schumacher noch hin will: In der Formel 1.
Ein Freifahrtschein nach oben sind gute F2-Ergebnisse aber nicht, das weiß auch Schumacher: "Es ist nicht gegeben, dass es dann genau zu dieser Zeit einen Sitz (in einem F1-Boliden, Anm. der Red.) gibt. Von daher muss ich einfach mein Ding weitermachen." Noch vor wenigen Wochen war er weit im Hintertreffen, erst eine Aufholjagd führte ihn an die Spitze. Ob viel Kritik den Kampfgeist in ihm geweckt hat? "Das kann so sein. Ich glaube, dass dieses Never Give Up definitiv ein großer Teil davon ist."
Formel-1-Debüt schon beim Heim-Grand-Prix?
Die Chancen auf den Aufstieg stehen wahrlich nicht schlecht: Scuderia-Teamchef Mattia Binotto lobte Mick jüngst für seine grandiosen Leistungen in der Formel 2 und orakelte: "Ich denke, dass Mick große Chancen hat, möglicherweise nächstes Jahr in der Formel 1 zu fahren." Dafür werde er noch diese Saison seine Trainingszeit bekommen, verkündete der 50-Jährige.
Vielleicht sogar beim Heim-Grand-Prix der Familie Schumacher auf dem Nürburgring am 9. Oktober? "Ein Stück Heimat" sei der Kurs, sagt die Hoffnung der Scuderia-Fans. Vor Mugello hatte Binotto allerdings zur Geduld gemahnt: "Wir sind sehr glücklich darüber, dass er so gut in der Formel 2 performt. Sein Fokus muss auch weiter auf der F2 liegen, denn er kämpft dort um die Meisterschaft", betonte der gebeutelte Ferrari-Teamchef.
Ihre Hoffnungen auf Sebastian Vettel haben die Ferrari-Fans natürlich längst begraben, der viermalige Weltmeister fährt in der kommenden Saison nach vier überwiegend enttäuschenden Jahren im roten Boliden für den Racing-Point-Nachfolger Aston Martin. Dass Vettel der Formel 1 erhalten bleibt, freut den Prema-Piloten Schumacher. Vettel sei "ein sehr entspannter Typ, von dem ich auch den einen oder anderen Tipp kriege", sagte er.
Der Verbleib Vettels in der Königsklasse sei daher "sehr hilfreich" für ihn. Es ist überaus wahrscheinlich, dass sich beide noch einmal als Konkurrenten auf der Strecke begegnen. Vettel hatte in der vergangenen Woche bei Aston Martin einen Vertrag bis 2023 unterschrieben. So lange wird Mick Schumacher nicht mehr warten wollen. Bis dahin aber wird er "einfach mein Ding weitermachen". Und irgendwann mal in einem Weltmeister-Ferrari sitzen, der nicht uralt ist. Es wäre ein Traum für die Ferraristi.
Quelle: ntv.de
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