Litauen rächt sich an Spanier wegen Kritik an Hitlers Helfern

  23 September 2020    Gelesen: 804
Litauen rächt sich an Spanier wegen Kritik an Hitlers Helfern

Eine Festnahme, mehrere Tage hinter Gittern und Ausweisung nach Spanien – dieses Schicksal ereilte den Katalanen Miquel Puertas, der von den litauischen Behörden wegen dessen Kritik an den Nationalhelden, die mit den Nazis kollaboriert hatten, als Staatsfeind angesehen wird.

Miquel Puertas ist mittlerweile wieder zu Hause und arbeitet mit seinem Anwalt an einer Beschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen das „litauische Regime“, unter dem Verfolgungen, Entführungen und sogar Folterungen von Oppositionellen offenbar zur Gewohnheit geworden seien.

Im Sputnik-Interview erzählte er, dass er 2006 bis 2016 in Litauen lebte, wo er sich ziemlich wohl fühlte und an der Vytautas-Magnus-Universität unterrichtete. Doch er lernte das Land von einer anderen Seite kennen, als er auf seiner Facebook-Seite seinen Protest gegen die westliche Politik der Unterstützung des Staatsstreiches in der Ukraine, bei dem der „demokratisch gewählte“ Präsident Viktor Janukowitsch gestürzt wurde, zum Ausdruck brachte. Danach bekam er „alle möglichen“ Drohungen vonseiten lokaler Ultranationalisten. An der Universität wurde ihm angeboten, „einen Deal mit dem Gewissen“ zu machen, um seinen Job zu behalten, doch das lehnte er ab.

Gleichzeitig mit der gegen ihn entfachten Kampagne bekam Miquel Puertas ein Jobangebot von der Nationalen Universität Donezk, wo er zwei Jahre als Dozent arbeitete. Er erinnert sich gern an diese Zeit, gibt aber zu, dass es psychologisch sehr schwer war, sich in einem Kampfgebiet zu befinden, wo es bisweilen zu Beschuss und Bombenangriffen kam, weshalb er 2018 in die Heimat zurückkehrte.

Im vergangenen August beschloss Puertas, seinen Urlaub in Litauen zu verbringen, wo er viele Freunde hat. Nach der Ankunft erfuhr er, dass er auf der schwarzen Liste der Sicherheitsorgane steht und bis 2023 nicht in dieses Land einreisen darf.

Er erfuhr darüber bereits nach der Festnahme in einem Flüchtlingszentrum, wo er mehr als eine Woche bleiben musste.

„Mir wurde nicht einmal erlaubt, das Internet zu benutzen, und das neben anderen Einschränkungen“, sagte der Spanier und hob seine absolute „rechtliche Schutzlosigkeit“ gegenüber dem Geschehen hervor. Da die schwarzen Listen in Litauen nicht öffentlich zugänglich sind, unterliegen sie einer strikten Geheimhaltung und werden rechtlich nicht kontrolliert.

„Alles ist ganz einfach: Man wird auf diese Listen gesetzt und aus dem Land ausgewiesen“, sagte er. Er nutze nun alle legalen Instrumente, um Litauen dazu zu zwingen, auf die Praxis der schwarzen Listen zu verzichten, auf der auch Journalisten von RT und Sputnik stehen.

Miquel Puertas hat keine Zweifel daran, dass seine kritischen Äußerungen gegen die so genannten litauischen „Nationalhelden“, die während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis kollaboriert hatten, einer der Hauptgründe dafür ist, dass die litauischen Behörden so großes Interesse an ihm haben. Er erwähnte unter anderem Jonas Noreika, auch als „General Sturm“ bekannt, der vorwiegend mit der Ausrottung der Juden befasst war.

„Wenn du das sagst, kannst du ernsthafte Probleme bekommen – du kannst hinter Gitter kommen bzw. ausgewiesen werden, wie es bei mir der Fall war. Einfach, weil du historische Fakten feststellst. Das litauische Regime hat ernsthafte Probleme mit dem Aufbau einer nationalen Identität, und jede Äußerung, die der offiziellen Mythologie widerspricht, wird als Angriff auf die staatliche Unabhängigkeit wahrgenommen“, sagte er.

Laut dem Spanier sind die wahren Feinde Litauens durchaus nicht die, welche die historischen Fakten objektiv analysieren, sondern jene, die politische Verfolgungen im Lande entfacht haben, deren bekanntes Opfer der Oppositionspolitiker und ehemalige Chef der Sozialistischen Volksfront, Algirdas Paleckis, sei.

„Litauens Justizmaschine lässt ihn wegen seiner politischen Ansichten und der Nichtzustimmung zu der Politik der Dämonisierung Russlands nicht einen einzigen Augenblick in Ruhe“, so Puertas. Die zunehmenden revisionistischen Tendenzen in Europa seien eine „Schande“, schlussfolgert er.

sputniknews


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