Syriens Machthaber im ARD-Interview: Assad inszeniert sich als Versöhner

  02 März 2016    Gelesen: 1071
Syriens Machthaber im ARD-Interview: Assad inszeniert sich als Versöhner
Der syrische Diktator Baschar al-Assad hat der ARD ein Interview gegeben: Er stellt sich darin als friedensbereiter Politiker dar und weist jede Schuld für Krieg und Leid in seinem Land von sich.
Wird die seit Samstag geltende Feuerpause in Syrien eingehalten? Daran gibt es Zweifel. Frankreich etwa hat Hinweise darauf, dass das syrische Regime und seine Verbündeten die Feuerpause missachten. Auch die syrische Opposition berichtet von solchen Angriffen.

Machthaber Baschar al-Assad stellt jetzt seine Sicht der Dinge dar, in einem ARD-Interview. Man halte die Feuerpause ein, sagte er, er sprach von einem "Hoffnungssschimmer". Weiter sagte Assad: "Wir werden das Unsrige tun, damit das Ganze funktioniert." Bei einem Scheitern seien dann die anderen Kriegsparteien Schuld.
Es werde schwierig sein, die "multilaterale Vereinbarung" zur Waffenruhe einzuhalten und zu sichern, so der Diktator. Damit meine er, "dass wir es mit mehr als einhundert Gruppierungen von Terroristen und mit so vielen weiteren Ländern zu tun haben, von denen sie unterstützt werden".

Zugleich bestritt Assad, dass Regierungstruppen Städte und Regionen, die von Regierungsgegnern der Opposition beherrscht werden, von der Außenwelt abschneiden würden. Aus diesen Gebieten heraus bekämpften Rebellen die syrische Armee und bombardierten Städte, die unter Regierungskontrolle stünden. Er stellte die Frage: "Wie sollten wir diese Gebiete von der Nahrungsmittelzufuhr abschließen, wenn wir sie doch nicht an der Beschaffung von Waffen hindern können?"

Tatsächlich sitzen seit Wochen Hunderttausende Syrer in eingekesselten Orten fest, abgeschnitten von Lebensmittellieferungen und medizinischer Versorgung. Die Uno will die Feuerpause nutzen, um sie mit Hilfskonvois zu versorgen.

In Bezug auf Deutschland sagte Assad, es sei "gut", wenn Flüchtlinge aufgenommen würden, die "ihr Land aufgrund der herrschenden Not verlassen". Es stelle sich aber die Frage, ob es nicht klüger und auch "weniger kostspielig" sei, Syrern zu helfen, in ihrem eigenen Land leben zu können. Dafür müsse sich der Westen entschließen, gegen den Terror zu kämpfen und nicht gegen sein Land.
Assad, der seit fünf Jahren Krieg führt und Fassbomben auch gegen die Zivilbevölkerung einsetzt, inszenierte sich in dem Interview als generöser Aussöhnungspolitiker. Gegnerischen Kämpfern wolle er wie in der Vergangenheit eine Amnestie anbieten, damit sie sich der Armee anschließen oder in ihr normales ziviles Leben zurückkehren könnten, behauptete der Diktator.

In den vergangenen Wochen hatte das Regime mit Unterstützung Russlandsschwere Angriffe auf von ihren Gegnern kontrollierte Gebiete in der größten Stadt Aleppo gestartet - Zehntausende Zivilisten waren vor dem Beschuss geflohen.

Quelle : SPIEGEL.DE

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