Ein Spiel, das besser nicht hätte stattfinden sollen

  15 November 2020    Gelesen: 463
Ein Spiel, das besser nicht hätte stattfinden sollen

Durchdrücken, was geht: Trotz fünf positiver Corona-Tests wurde die Nations-League-Partie in Leipzig ausgetragen. Das Ergebnis: 3:1 gegen die Ukraine. Die Verantwortlichen haben eine Chance vertan.

Eine Farce: Vier Spieler der Ukraine und der Teammanager wurden am Freitag positiv auf das Coronavirus getestet. Laut Angaben der Gäste hatten sie aber natürlich keinen engen Kontakt zu ihren Mitspielern. Dies musste das Leipziger Gesundheitsamt, das nur auf die Ehrlichkeit der Auskünfte vertrauen kann, so hinnehmen. Zwar standen die Spieler in Polen gemeinsam auf dem Platz, reisten gemeinsam nach Leipzig, wohnten gemeinsam in einem Hotel, waren aber, welch Glückes Geschick, wie zufällig immer weit genug entfernt von ihren Teamkollegen, sodass das Team nicht in Quarantäne musste. Noch einmal alle durchtesten, die Inkubationszeit ignorieren, und schon konnte gespielt werden.

Das Ergebnis: Deutschland hat seine Nations-League-Partie gegen die Ukraine 3:1 (2:1) gewonnen. Hier geht es zum Spielbericht.

Die erste Hälfte: Roman Jaremtschuk hatte die Gäste in der 12. Minute in Führung gebracht, Leroy Sané mit einem Schlenker vom rechten Flügel in die Mitte samt Abschluss ins linke Eck für den Ausgleich gesorgt (23.). In der 33. Minute traf Timo Werner zum 2:1 für die DFB-Elf. Beide Treffer hatte Leon Goretzka vorbereitet, den ersten mit einem schönen Steilpass, den zweiten mit einer technisch starken Direktablage in die Mitte zu Werner.

Erst nix, dann viel: Sané hatte in seinen ersten 15 Länderspielen überhaupt nicht getroffen, in den neun folgenden trug er sich sechsmal in die Torschützenliste ein. Mit einem so defensivstarken Mann wie Matthias Ginter hinter sich, durfte sich Sané aber auch fast ausschließlich auf die Offensive konzentrieren.

Die zweite Hälfte: Oleksandr Zinchenko traf in der 52. Minute nach einem von Niklas Süle abgefälschten Schuss den Pfosten, Werner erhöhte in der 64. Minute nach Vorarbeit von Ginter auf 3:1. Marlos setze für die Gäste den Ball zum zweiten Mal an den Pfosten (75.), der dritte Pfostentreffer ging aufs Konto von Júnior Moraes (82.). Auffällig: Bundestrainer Joachim Löw scheint nach einer langen Phase des "Erkenntnisse sind wichtiger als Ergebnisse" wieder in den "Länderspiele gehören gewonnen"-Modus gewechselt zu haben: Er ließ seine führende Mannschaft bis in die Schlussviertelstunde intakt und wechselte erst in der 76. Minute zum ersten Mal.

Manuel Neuer gleichauf mit Sepp Maier: Der Nationaltorhüter hat mit seinem 95. Länderspiel zu Sepp Maier aufgeschlossen. Kein Schlussmann hat mehr Partien für die deutsche Nationalmannschaft absolviert als die beiden. Maiers 95. und letztes Länderspiel war ein 3:1 in Island, Neuer geht ebenfalls mit dem Schwung eines 3:1 in sein alleiniges Rekordspiel.

Spieltag Nummer sechs: Besagte Partie wird für Neuer wahrscheinlich am Dienstag in Spanien (20.45 Uhr, Liveticker: SPIEGEL.de) stattfinden. Mit einem Unentschieden dort wäre nach dem Remis der Spanier in der Schweiz der Gruppensieg für das Löw-Team und die Teilnahme am Final-Four-Turnier perfekt. Noch wichtiger: Man hat sich durch den Sieg gegen die Ukraine den Platz in Lostopf Nummer eins bei der anstehenden Auslosung für die WM-Qualifikation gesichert und geht damit den schwersten Gegnern aus de Weg.
Verpasste Chance: Natürlich lief die Austragung des Spiels gegen die Ukraine regelkonform. Keine Uefa-Richtlinie wurde gebrochen, kein Veto des Gesundheitsamtes ignoriert. "Wir vertrauen den Gesundheitsbehörden, die gründlich gearbeitet haben", zitierte der Twitter-Account der Nationalmannschaft Teamarzt Tim Meyer. "Zudem gibt die doppelt negative Testung Sicherheit, zuletzt sogar am Nachmittag vor dem Spiel", so Meyer. Derweil wurde die für Sonntag geplante Nations-League-Partie Rumänien gegen Norwegen am Samstagabend abgesagt. Wegen des positiven Tests von Außenverteidiger Omar Elabdellaoui am Freitag verlangen die einheimischen Gesundheitsbehörden, dass die gesamte Mannschaft für zehn Tage in Quarantäne geht. Grund laut Informationen des norwegischen Rundfunks NRK: Trotz der negativen Tests könnten Spieler infiziert sein. Ein Risiko, das man auch den Spielern in Leipzig hätte ersparen können.

spiegel


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