Aktivisten reichen Beschwerde gegen Apple wegen Werbe-Tracking ein

  16 November 2020    Gelesen: 342
Aktivisten reichen Beschwerde gegen Apple wegen Werbe-Tracking ein

Apple soll ein wichtiges Trackingsystem umstellen, fordert eine vom Datenschutzaktivisten Max Schrems geführte Organisation. Das auf iPhones aktive System ermöglicht personalisierte Werbung.

Die digitale Bürgerrechtsorganisation noyb hat wegen einer Werbe-Tracking-Funktion eine Datenschutzbeschwerde gegen Apple eingereicht. Die Beschwerde richtet sich gegen den sogenannten Identifier for Advertisers (IDFA), eine einzigartige Kennnummer, mit deren Hilfe Firmen an Nutzerinnen und Nutzer von iPhones personalisierte Werbung ausspielen können.

Die IDFA sei in der Praxis mit einem »digitalen Nummernschild« vergleichbar, schreiben die Aktivisten in der Beschwerde, die der SPIEGEL vorab einsehen konnte. Die individuelle Kennnung wird automatisch erstellt, sobald ein neues iPhone erstmals gestartet wird. Dies geschehe jedoch ohne »Wissen oder Zustimmung der Nutzerinnen«, so die Aktivisten.

Eine Frage des Beschwerdeführers an Apple, wann genau er dem Tracking durch die IDFA zugestimmt habe, konnte eine Mitarbeiterin des Datenschutzteams von Apple nicht beantworten. Das geht aus E-Mails hervor, die der Beschwerde beigefügt sind und dem SPIEGEL vorliegen.

Weil der Beschwerdeführer in Berlin lebt, wurde die Klage bei der Berliner Datenschutzbehörde eingereicht. Nachdem Apple seine Rückfragen nicht beantwortet hatte, wandte sich der Beschwerdeführer an die von Max Schrems gegründete österreichische Bürgerrechtsorganisation noyb. Der Jurist Schrems wurde wegen seiner Klagen gegen Facebook bekannt. Eine seiner Klagen führte dazu, dass der Europäische Gerichtshof kürzlich den umstrittenen Datenpakt Privacy Shield für ungültig erklärte.

Apple gilt unter den großen Silicon-Valley-Konzernen als verhältnismäßig datenschutzfreundliches Unternehmen. Gerade deshalb wäre es nach Ansicht der Aktivisten gut, wenn das Unternehmen »die automatische und nicht autorisierte Installation der IDFA stoppt«, so Stefano Rossetti, der die Beschwerde als Jurist bei noyb betreut. »Bei der Beschwerde gegen Apple geht es uns nicht ums Prinzip, wir finden einfach, dass ihr IDFA-System nicht mit dem Gesetz vereinbar ist«, so Rossetti.

Juristisch ist das zentrale Argument der Aktivisten, dass das IDFA-Tracking mit den Cookies vergleichbar sei, die beim Surfen im Web angelegt werden. Unter welchen Bedingungen Nutzerprofile mit Cookies angelegt werden dürfen, wird durch das Telemediengesetz geregelt. Erst im Mai hatten Richter am Bundesgerichtshof geurteilt, dass bei der Erstellung entsprechender Profile immer die aktive Zustimmung des Nutzers notwendig sei.

Um das IDFA-System war kürzlich Streit zwischen Apple und Facebook entbrannt. Weil Apple von seinen Nutzern nach dem Update auf iOS 14 ursprünglich die Zustimmung für die Weiterverarbeitung der IDFA-Daten einholen wollte, hatte Facebook vor Umsatzeinbußen für die Werbebranche gewarnt. (Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen des Streits).

Auch wegen des Gegenwindes aus der Werbebranche hatte Apple die Änderung im IDFA-Verfahren schließlich verschoben. Die noyb-Aktivisten glauben allerdings ohnehin nicht, dass die von Apple ursprünglich für iOS 14 angekündigten Änderungen dazu führen werden, dass das IDFA-Tracking mit dem Datenschutzrecht vereinbar ist. »Unsere Position ist, dass diese Tracker gar nicht erst angelegt werden sollten«, so Rossetti.

So können Sie das Tracking durch IDFA deaktivieren
Die IDFA wird zwar automatisch bei Inbetriebnahme eines iPhones erstellt, das Werbe-Tracking, welches mit der IDFA einhergeht, können Nutzerinnen und Nutzer jedoch später wieder abschalten. Rufen Sie dazu in den Einstellungen den Punkt Datenschutz auf. Dort klicken Sie auf Tracking und deaktivieren Ihre Zustimmung bei dem Punkt Apps erlauben, Tracking anzufordern.

Als Apple die IDFA vor acht Jahren eingeführt hat, war der Ausschaltknopf dafür noch weit tiefer im damals aktuellen iOS 6 verborgen.

spiegel


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