Das sind Erkenntnisse einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die auf umfangreichen repräsentativen Erhebungen aus dem Februar beruht und am Montag in Berlin vorgestellt werden soll.
Unter dem Titel "Ein schwieriges Beziehungsgeflecht?" arbeitet die Studie als wichtigste Konstante den anhaltenden hohen Beliebtheitsgrad Deutschlands in den untersuchten Ländern und Gebieten heraus. So haben jeweils knapp über zwei Drittel der Israelis (67 Prozent) und der Menschen in den palästinensischen Gebieten (70 Prozent) sowie drei Viertel der Amerikaner (75 Prozent) ein positives Deutschlandbild. Auch bei einer Mehrheit der amerikanischen Juden ist Deutschland beliebt. Allerdings fällt ihr Urteil mit 55 Prozent gedämpfter aus.
EU weniger beliebt als Deutschland
Zum Vergleich: Von der Europäischen Union (EU) haben lediglich 41 Prozent der Israelis ein positives Bild. In den USA sehen 60 Prozent der Befragten die EU als positiv und 24 Prozent als negativ an.
Deutschland gilt den Israelis als zweitwichtigster Verbündeter nach den USA. Die Amerikaner wiederum sehen das Vereinigte Königreich (41 Prozent) als wichtigsten Alliierten, gefolgt von Israel und der EU. Deutschland wird von den Amerikanern als sechstwichtigster Verbündeter eingestuft.
Interessant dabei: Die deutsche Außenpolitik wird von 60 Prozent der Israelis und 56 Prozent der Amerikaner als positiv bewertet und erhält damit bessere Noten als die jeweils eigene Regierung. So befürworten 48 Prozent der befragten Israelis das Agieren ihrer eigenen Regierung auf internationaler Bühne und 45 Prozent das außenpolitische Handeln der USA. In den USA hält immerhin ungefähr jeder zweite Befragte die Außenpolitik der eigenen Regierung sowie die Außenpolitik Israels für positiv.
Merkel wird Lösung des Nahost-Konflikts zugetraut
Auch Kanzlerin Merkel, die von 66 Prozent der Israelis und von 43 Prozent der Amerikaner namentlich benannt werden kann, wird sehr geschätzt. In Israel wird sie von 66 Prozent der hebräischsprachigen, von 44 Prozent der russischsprachigen und von 53 Prozent der arabischsprachigen Einwohner positiv bewertet.
In einer weiteren, noch unveröffentlichten Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung wurden die Israelis gefragt, welcher europäische Regierungschef zu einer nachhaltigen Friedenslösung im israelisch-palästinensischen Konflikt beitragen könne. Das trauen 42 Prozent der Befragten Merkel zu, während der britische Premier David Cameron auf zehn und Frankreichs Präsident François Hollande auf sechs Prozent kommen. "Unter dem Strich wird nur noch Angela Merkel in Israel zugetraut, einen echten Akzent im Friedensprozess setzen zu können", schreiben die Autoren.
Nur Sanders beliebter als Merkel
44 Prozent der Amerikaner haben einen positiven Eindruck von Merkel. Was auf den ersten Blick nach gedämpfter Zustimmung klingt, leuchtet heller, wenn man es in Relation setzt zu den Urteilen über die eigenen Präsidentschaftsbewerber. Hillary Clinton wird von 40 Prozent der befragten US-Bürger als positiv bewertet, Ted Cruz von 36 Prozent, Marco Rubio von 41 Prozent und Donald Trump von 27 Prozent.
Während die Einschätzung zu Präsident Barack Obama nicht abgefragt wurde, kommt in dieser Untersuchung lediglich Bernie Sanders mit 45 Prozent auf einen leicht besseren Wert als die Bundeskanzlerin.
Bei jüdischen Amerikanern ist Angela Merkel mit 59 Prozent übrigens überdurchschnittlich beliebt, und bei den älteren Juden (ab 55 Jahren) steigt der Wert gar auf 63 Prozent.
Das ist interessant, weil die Bewertung Deutschlands bei den amerikanischen Juden etwas nüchterner ausfällt als die der Durchschnittsbevölkerung. Bei arabischen Amerikanern steigt die Zustimmung zu Merkel auf 72 Prozent.
Debatte um Aufnahme von Flüchtlingen
Beunruhigend ist gleichwohl die israelische Wahrnehmung der aktuellen muslimischen Zuwanderungswelle nach Deutschland: Nur 17 Prozent der Israelis sagen, dass die Aufnahme der Flüchtlinge aus Syrien positive Auswirkungen auf die bilateralen Beziehungen haben werde. 59 Prozent rechnen mit negativen Folgen.
Diese pessimistische Einschätzung wird vor allem hebräischsprachigen (60 Prozent) und russischsprachigen (76 Prozent) Israelis geäußert. Aber selbst in der arabischsprachigen Minderheit rechnet eine relative Mehrheit von 35 Prozent mit einer Eintrübung des deutsch-israelischen Verhältnisses, während lediglich 32 Prozent positive Folgen der muslimischen Zuwanderung nach Deutschland erwarten.
Gleichwohl geben Amerikaner (61 Prozent) und Israelis (56 Prozent) mehrheitlich an, die Aufnahme der Flüchtlinge habe ihr Deutschlandbild positiv beeinflusst. Fast zwei Drittel der US-Bürger (64 Prozent) befürworten zudem die Entscheidung der Bundesregierung, die Flüchtlinge aufzunehmen. 29 Prozent kritisieren sie. In Israel ist das Verhältnis mit 46 Prozent Unterstützern und 43 Prozent Gegnern der deutschen Flüchtlingspolitik nahezu ausgeglichen.
Quelle : welt.de
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