Der britische Booker-Literaturpreis geht in diesem Jahr an den gebürtigen Schotten Douglas Stuart für seinen ersten Roman »Shuggie Bain«. Er basiert auf der Kindheit des Autors und spielt in den 1980er Jahren in Glasgow. Douglas erzählt darin die Geschichte eines Jungen, der eine verarmte, alkoholabhängige Mutter hat.
Der Roman sei »gewagt, erschreckend und lebensverändernd«, sagte die Jury-Vorsitzende Margaret Busby am Donnerstagabend bei der Online-Zeremonie in London. »Ich wollte schon immer Schriftsteller werden, also geht damit ein Traum in Erfüllung«, sagte Stuart, der die Preisverleihung am Donnerstagabend in London wegen der Corona-Pandemie per Videoübertragung verfolgte. »Das hat mein ganzes Leben verändert.«
»Shuggie Bain« spielt in Stuarts Geburtsstadt Glasgow in den Achtzigerjahren und erzählt die Geschichte eines einsamen Jungen auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Vor dem Hintergrund der von Armut und Wirtschaftskrise geprägten Stadt schildert Stuart auf packende und schmerzhafte Weise die Beziehung zwischen dem Jungen und seiner alkoholabhängigen Mutter.
Der 44-jährige Douglas Stuart wuchs selbst in Glasgow auf, bevor er nach New York zog, um in der Modebranche zu arbeiten. Nach der Bekanntgabe sagte Stuart, der seit dem Jahr 2000 in den Vereinigten Staaten lebt: »Meine Mutter ist in jeder Seite dieses Buches und ohne sie wären ich und das Buch nicht hier.«
Mit dem 1969 ins Leben gerufenen Booker Prize wird jedes Jahr der beste englischsprachige Roman ausgezeichnet. Der Gewinner erhält ein Preisgeld von umgerechnet 55.000 Euro.
In diesem Jahr gehörten zu den sechs Autoren in der engeren Auswahl gleich vier junge Frauen. Die britische Zeitung »The Guardian« hatte die Shortlist als so divers wie noch nie zuvor bezeichnet, da vier der Nominierten Schwarze sind. Mehrere von ihnen stammen aus den USA, haben aber sehr verschiedene Wurzeln.
Im vergangenen Jahr war der Booker-Literaturpreis ausnahmsweise gleich an zwei Autorinnen gegangen. Ausgezeichnet wurden die Britin Bernardine Evaristo und die Kanadierin Margaret Atwood. Evaristo erhielt den Preis für ihr Buch »Girl, Woman, Other«, Atwood für den Roman »The Testaments«. Eigentlich verbieten die Regeln seit etwa 25 Jahren, den wichtigsten britischen Literaturpreis zu teilen. Die Jury konnte sich aber partout nicht auf eines der beiden Werke einigen.
spiegel
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