Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich für weitere starke Einschränkungen wegen der Coronakrise ausgesprochen. Derzeit gilt zwischen Bregenz und Wien ein harter Lockdown, der aufgrund der stark steigenden Infektionszahlen Mitte November beschlossen wurde. Schulen und Einzelhandel mussten schließen, Ausgangsbeschränkungen gelten auch tagsüber.
In einem Gespräch mit der »Kleinen Zeitung« dämpfte Kurz nun die Hoffnungen auf baldige, umfassende Lockerungen. »Unser Ziel ist, mit Handel und Schulen zu starten und vorsichtige Öffnungsschritte zu setzen«, sagte Kurz. Gleichzeitig müsse jedem bewusst sein, »dass wir noch Wochen und Monate mit gewissen Einschränkungen leben müssen.« Eine Verlängerung des Lockdowns schloss Kurz nicht aus.
Kurz setzt auf Massentests
Während des ersten Lockdowns im Frühjahr war Österreich einer der Vorreiter in Europa. Kanzler Kurz hatte viel darauf gehalten, dass sein Land »früher als andere« auf die Herausforderungen der Pandemie reagiert und besser abgeschnitten habe. Mittlerweile ist das Land eines der Sorgenkinder. Allein im November dürfte die Anzahl der an Corona Verstorbenen auf 2000 Menschen steigen.
Dass es angesichts der besorgniserregenden Zahlen keinen früheren Lockdown gegeben habe, begründete Kurz mit dem Widerstand aus den Bundesländern: »Wie Sie wissen, war ich dafür, den Lockdown schon früher und härter zu verhängen. Es gab Widerstand bei manchen Parteien und Landeshauptleuten, deren Argument war: Die Bevölkerung würde die Maßnahmen nicht mittragen.«
Stattdessen läuft am 2. Dezember ein in diesem Ausmaß nie dagewesenes Experiment im Kampf gegen das Coronavirus an. In einem »Massentest« soll sich ein möglichst großer Teil der fast neun Millionen Menschen zählenden Bevölkerung freiwillig einem Antigen-Test unterziehen. Zuerst in Wien, und dann von Vorarlberg und Tirol aus nach Osten bis zur ungarischen Grenze. So soll auch herausgefunden werden, wie viele Österreicher das Virus in sich tragen und nichts davon ahnen.
Österreichs landesweiter Lockdown soll nach aktuellen Plänen am 7. Dezember aufgehoben werden. Aber noch ist nicht klar, was das für einen Eckpfeiler der österreichischen Wirtschaft bedeuten wird: den Wintertourismus.
Sport- und Freizeiteinrichtungen seien nicht Teil des ersten Öffnungsschrittes, sagte Kurz. Gleichzeitig wolle die Regierung in absehbarer Zeit wieder mehr Sport ermöglichen, »insbesondere, wenn dieser unter freiem Himmel und als Einzelsport stattfindet.« Après-Ski werde es jedoch frühestens in einem Jahr geben.
Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland haben angeordnet, dass auch Hochgebirgslifte, die bereits jetzt in Betrieb sein könnten, vorerst geschlossen bleiben. Forderungen nach einer Absage der gesamten Skisaison werden in mehreren Ländern laut, bisher hat sich Kurz dagegen gewehrt.
spiegel
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