Mit dem Einzug von Joe Biden soll wieder Normalität ins Weiße Haus zurückkehren – gerade, was die Kommunikation angeht. Der gewählte US-Präsident setzt daher auf ein Team von Expertinnen. »Direkt und wahrheitsgemäß mit den Menschen in Amerika zu kommunizieren, ist eine der wichtigsten Aufgaben eines Präsidenten«, erklärte Biden am Sonntagabend (Ortszeit). Die prominente Rolle der Regierungssprecherin geht demnach an Jen Psaki.
Biden kennt sie gut: Psaki war schon unter dem früheren Präsidenten Barack Obama unter anderem Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses und Sprecherin des Außenministeriums. Seit der Wahl hatte Psaki für Biden bereits mehrere Briefings mit Journalisten geleitet. Dabei trat sie klar und professionell auf. Ihre Stellvertreterin im Weißen Haus soll Karine Jean-Pierre werden, die zuletzt für die gewählte Vizepräsidentin Kamala Harris gearbeitet hatte, wie Biden erklärte.
»Ich bin stolz, heute das erste ranghohe Kommunikationsteam des Weißen Hauses vorzustellen, in dem nur Frauen vertreten sind«, erklärte Biden. Die »qualifizierten und erfahrenen« Kandidatinnen brächten unterschiedliche Herangehensweisen mit und einen gemeinsamen Willen, das Land nach vorne zu bringen, so Biden. Harris erklärte: »Diese Kommunikationsprofis stehen für unser Versprechen, ein Weißes Haus zu schaffen, das das Beste unseres Landes spiegelt.«
Bidens bisherige stellvertretende Wahlkampfmanagerin Kate Bedingfield soll die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses werden. Damit kommt ihr eine weniger öffentliche Rolle zu, die aber für das Festlegen der gesamten Kommunikationsstrategie der Regierung wichtig ist. Pili Tobar wiederum soll Bedingfields' Stellvertreterin werden. Eine Beraterin von Bidens Wahlkampfteam, Symone Sanders, soll die Sprecherin der Vizepräsidentin werden. Als Kommunikationsdirektorin von Harris ist Ashley Etienne vorgesehen.
Biden wurde nach der Wahl vom 3. November von US-Medien zum Sieger erklärt. Er soll am 20. Januar als neuer Präsident vereidigt werden, Harris als erste Vizepräsidentin. Biden hat bereits einige Stellen im Weißen Haus besetzt und mehrere Kabinettsmitglieder nominiert. Für Montag wird die Bekanntgabe weiterer Personalien erwartet, unter anderem geht es um den Vorsitz des Nationalen Wirtschaftsrats. Einem Bericht der »New York Times« zufolge soll dieser Posten an Brian Deese gehen, der schon in Obamas Amtszeit Berater des Weißen Hauses war.
Der noch amtierende Präsident Donald Trump hatte sein Kommunikationsteam immer wieder ausgetauscht: Als Sprecher des Weißen Hauses fungierte zunächst Sean Spicer, darauf folgten Sarah Sanders, Stephanie Grisham und zuletzt Kayleigh McEnany. Auch der Posten des Kommunikationsdirektors wurde wiederholt neu besetzt, besonders kurios war das elftägige Intermezzo von Anthony Scaramucci.
Trump weigert sich unterdessen weiter, Bidens Sieg anzuerkennen. Er spricht seit Wochen von »massivem Wahlbetrug«, hat dafür aber keine belastbaren Beweise vorgelegt. US-Gerichte haben bereits zahlreiche Klagen abgeschmettert, mit denen er und seine republikanischen Verbündeten das Wahlergebnis anfechten wollten.
Nach mehrwöchiger Weigerung leitete Trumps Regierung zuletzt aber die gesetzlich vorgesehene geordnete Amtsübergabe ein. An diesem Montag sollten Biden und Harris etwa erstmals das streng vertrauliche Briefing der Geheimdienste bekommen, das normalerweise nur ans Weiße Haus geht. Zudem sagte die Leiterin der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses, Deborah Birx, in einem TV-Interview, sie hoffe, Biden ebenfalls am Montag zu sprechen.
spiegel
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