Eine martialische Abrechnung mit Schalke 04

  04 Januar 2021    Gelesen: 563
  Eine martialische Abrechnung mit Schalke 04

Der sportliche Wahnsinn beim FC Schalke 04 geht auch im neuen Jahr weiter: Bei Hertha BSC kassiert die Mannschaft eine niederschmetternde Niederlage. Es ist eine Niederlage, die jede Hoffnung raubt. Die ist zumindest beim Revierrivalen aus Dortmund zurück.

1. Schon wieder staunt man über Schalke 04

Der Kollege, der am Samstagabend unseren Liveticker betreute, hatte Überraschendes zu tun. Er musste nämlich gute Aktionen des FC Schalke 04 notieren. Von schönen Kombinationen wurde da geschrieben, einmal las man sogar das Wort sehenswert. Es sind Zuschreibungen, die man im Zusammenhang mit den Fußballern aus Gelsenkirchen gar nicht mehr gewohnt ist. Seit Wochen nicht mehr, seit Monaten, seit fast einem Jahr. Denn (Stand heute) in 13 Tagen jährt sich der letzte Bundesliga-Sieg der Königsblauen. Doch so euphorisch unser Kollege am Ticker das Spiel der Schalker zunächst begleitete, so ernüchtert beendete er seine Arbeit: "Am Ende hätte der Sieg der Hertha noch deutlich höher ausgehen können."

Tja Schalke, was soll man da noch sagen? Die Hoffnung, der hauchzarte Anflug von Euphorie nach der Rückkehr von Sead Kolasinac, alles zerstört. In 90 und ein paar Minuten im Berliner OIympiastadion. Olaf Thon, geschätztes Mitglied der legendären "Eurofighter", nahm die Mannschaft am Tag nach der Pleite martialisch auseinander. In der Sendung "Bundesliga Pur - Lunchtime" urteilte er: "Ich weiß nicht, ob es mit Nervosität zusammenhängt oder ob es die Qualität ist - vielleicht auch beides?" Eine Szene, bei der die königsblauen Fußballer den ballführenden Herthaner nicht attackierten, analysierte er so: "Wie soll da das Blut spritzen, wenn man steht und wenn keiner Anweisungen gibt, draufzugehen? Alle halten einen Sicherheitsabstand, einen Corona-Abstand von fünf bis 15 Metern."

In den kommenden Tagen wollen die bettelarmen Schalker personell weiter aufrüsten. Aber was heißt in diesen Zeiten aufrüsten? Der vereinslose Rechtsverteidiger Julian Korb soll wohl kommen, vage Gerüchte gab es außerdem zuletzt um Stürmer Divock Origi, der in dieser Spielzeit 318 Minuten (verteilt auf acht Spiele) für den FC Liverpool absolvierte. Hoffnung, liebe Schalker, klingt irgendwie anders.

2. Der FC Bayern braucht 'nen Tritt in den Hintern

Einen "Weckruf" brauche die Mannschaft derzeit, analysierte Leroy Sané nach dem 5:2-Erfolg seines FC Bayern am 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen den überraschend starken FSV Mainz 05. Erst dann, so wirkt es, entdecken die Münchner ihre Gier, ihre Unbesiegbarkeit (Ausnahme ist der Hoeneß-Makel). Gegen den Tabellenvorletzten waren es gleich mehrere Weckrufe: Zwei Gegentore zum zwischenzeitlichen 0:2, zwei Aluminium-Treffer und starke Paraden von Manuel Neuer. Coach Hansi Flick gefiel das nicht: "Wir werden natürlich ein paar Dinge ansprechen müssen. In der ersten Hälfte war unser Defensivverhalten nicht das, was man sich von einer Spitzenmannschaft vorstellt." Vor allem die Innenverteidiger mit ungeklärter Zukunft, Jérôme Boateng und David Alaba, schwächelten abermals und auf rechts kämpft Benjamin Pavard verzweifelt gegen seine Krise. Was den Münchnern Hoffnung macht, falls sie das als Tabellenführer überhaupt nötig haben: Joshua Kimmich ist zurück, führt, treibt an und mahnt wichtige Dinge an: die Mentalität. Denn mit der (richtigen) drehte der FC Bayern gnadenlos auf.

3. Die Dortmunder Hoffnung heißt Sancho

Die Dortmunder Hoffnung heißt Erling Haaland. Aber beim Norweger ist es ja so: Wenn er spielt, dann ja eigentlich immer gut. Und meistens macht er sogar noch ein Tor. Dass ihm nun beim Comeback nach der Verletzung gegen den VfL Wolfsburg (2:0) keines gelang, passiert den Besten. Um so wichtiger war es, dass die zweite Dortmunder Hoffnung, sie heißt Jadon Sancho, offenbar auf dem Weg ist, seine so schwache Saison bislang hinter sich zu lassen. Im zweiten Pflichtspiel (zunächst im DFB-Pokal gegen Braunschweig) in Serie traf der spielfreudige Engländer nun. Und beendete damit in der Bundesliga dann auch seine fatale Abschlussschwäche. Die Statistik (was nicht alles so festgehalten wird), die ihn mit zuvor 25 vergeblichen Torabschlüssen als harmlosesten Profi ausgewiesen hatte, ist damit hinfällig. Für die nächsten Wochen kann das ein wichtiger Moment gewesen sein. Denn in den nächsten Wochen wäre ein schwarzgelbes Ensemble in bester Verfassung hilfreich, um die eigene Ambitionen nicht noch weiter zu ernüchtern. Leichter gesagt als gespielt, denn in der Liga warten nun RB Leipzig, die gegen den FC Bayern ja so überraschend starken Mainzer (siehe oben), Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach.

4. RB Leipzig macht Ernst

Julian Nagelsmann findet, dass seine Mannschaft zu viele Chancen vergibt. Dem ist zuzustimmen. Viel mehr zu kritisieren gibt es für den Trainer von RB Leipzig dieser Tage aber wohl nicht. Denn es ist mindestens mal sehr beeindruckend, wie sich die Mannschaft derzeit durch all die Wettbewerbe spielt. Defensiv brutal stabil, unerbittlich im Pressing und kombinationssicher im Spiel nach vorne. Was RB Leipzig hat und kann, ist eine ganze Menge davon, was eine Mannschaft braucht, die am Ende der Saison Deutscher Meister wird. Und im Notfall hilft dann auch mal der RB-Titan. In bester Manier von Manuel Neuer rettete Peter Gulacsi am Samstagabend den Sieg gegen den VfB Stuttgart. 86 Minuten waren gespielt, RB Leipzig führte trotz bester Chancen (siehe Einstieg) gerade mal mit 1:0, da stand plötzlich Waldemar Anton allein vor Gulasci. Doch was der Ausgleich hätte sein können, wenn nicht müssen, geriet zu einer grandiosen Rettungsaktion, zu einem "big save", wie Nagelsmann betonte.

5. Die bizarre Geister-Heimschwäche des Effzeh

Viel wurde darüber geschrieben, dass die Krise des FC Schalke 04 vermutlich ganz anders gelaufen wäre, wenn Zuschauer im Stadion gewesen wären. Nun ist aber Pandemie. Und deswegen geistert's auf den Rängen. Eine Mannschaft, der das offenbar mindestens so hart zusetzt wie den Gelsenkirchenern, ist augenscheinlich der 1. FC Köln. 13 Heimspiele seit Corona in der Liga, 13 Mal leere Ränge, 13 Mal kein Sieg. Diese nun schon zehn Monate währende Serie kann ja langsam kein Zufall mehr sein, schreibt der Sportinformationsdienst. Und nach dem 0:1 (0:0) gegen den FC Augsburg reagierte so mancher in den Reihen der Rheinländer genervt. "Das fehlende Publikum ist ein Faktor, klar", bekannte Marius Wolf, wiegelte aber ab: "Das ist doch für jede Mannschaft und überall gleich. Und wir sind es mittlerweile ja auch gewohnt, wir spielen seit fast einem Jahr ohne Zuschauer. Das darf keine Ausrede mehr sein." Wie dem auch sei: Mit zwei Punkten aus acht Heimspielen ist der Effzeh so schlecht wie Mainz und Schalke und damit in dringlicher Abstiegsgefahr.

6. Dieser SC Freiburg ...

... stand am 10. Spieltag mit acht Punkten auf Rang 14 der Tabelle. Das war ein Polster von einem Zähler auf den Relegationsplatz 16 und ein doppelt so großes Polster (zwei Zähler) auf den ersten Abstiegsrang. Was seither passiert ist, nun, das findet in der deutschen Fußball-Öffentlichkeit kaum statt: Vier Spieltage, vier Siege und zack fehlen nur noch vier Punkte zur Europa League! Aber Obacht, das E-Wort hört man im Breisgau gar nicht gerne. "Wenn ich jetzt anfange zu träumen und der Trainer das hört, weiß ich nicht, ob ich nächste Woche spiele", sagte Kapitän Christian Günter nach dem 3:1-Erfolg bei der TSG Hoffenheim. Denn obwohl der SC durch die Serie seinen Klubrekord von 2001 eingestellt hat, verlangt Trainer Christian Streich Zurückhaltung. "Wir sollten uns tunlichst nicht blenden lassen. Es wäre gut, wenn wir weiter wissen, wer wir sind und wo wir herkommen." Wann und wie der starke Aufschwung begann, ist immerhin sehr leicht nachzuvollziehen. Nach der Niederlage gegen Mainz am 8. Spieltag (1:3) hat es ordentlich gescheppert. "Die Mannschaft ist mit Mainz gut umgegangen, denn da hat es ein paar richtige Ansprachen gegeben", so Streich. Seither gab's keine Niederlage mehr.

Quelle: ntv.de


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