Der NFL-Lachnummer gelingt Unglaubliches

  11 Januar 2021    Gelesen: 531
  Der NFL-Lachnummer gelingt Unglaubliches

Die Cleveland Browns überrollen die Pittsburgh Steelers. 28:0 steht es nach dem ersten Viertel, am Ende des Spiels weint Steelers-Star-Quarterback Ben Roethlisperger bittere Tränen. Die Browns dagegen können feiern. Belächelt werden sie schon lange nicht mehr. Sondern gefürchtet.

Ben Roethlisberger kullerte nach der bitteren und unerwarteten Pleite gegen die Cleveland Browns eine Träne aus dem Auge. Der 38 Jahre alte Quarterback der Pittsburgh Steelers saß bei Minusgraden im Heinz Field konsterniert auf einer Bank und wirkte fassungslos. Der Traum vom dritten Super Bowl war geplatzt, womöglich ist nach 17 Jahren sogar seine Karriere vorbei. Und das mit einer Klatsche, die so niemand erwarten konnte.

Drei Interceptions leistete sich Roethlisberger allein in der ersten Halbzeit, vier waren es insgesamt, aber das war noch nicht mal das Überraschendste. Die Browns führten schon im ersten Viertel 28:0! Deutlicher lag in den Playoffs noch nie ein Team nach dem ersten Viertel vorne. Sammy Watkins, NFL-Profi bei Titelverteidiger Kansas City Chiefs, fasste den verrückten Start passend zusammen: "Dies ist ein Videospiel! Was zur Hölle ist da los?", twitterte der Wide Receiver. "Ich bin sprachlos. Ziemlich sicher: die ganze Welt ist schockiert. Ich habe so etwas in meinem Leben noch nie in der NFL gesehen!"

Am Ende stand ein 48:37 auf der Anzeigetafel - und ein im Gegensatz zu Roethlisberger sehr zufriedener Browns-Quarterback Baker Mayfield am Mikrofon von NBC. "Wir haben die ganze Zeit daran geglaubt, das ist alles, was zählt", sagte der 25-Jährige nach dem ersten Playoff-Spiel seines Lebens und meinte mit Blick auf das nun anstehende Duell mit Titelverteidiger Kansas City Chiefs am Sonntag: "Sobald du in den Playoffs bist, kann alles passieren. Wir werden weiter an uns glauben."

Katastrophensaison ermöglicht die Sensation

Als die Browns im Januar 1995 zum letzten Mal ein Playoff-Spiel gewannen, war Mayfield noch gar nicht auf der Welt. Überhaupt hatten es die in der Liga eher belächelten Profis aus Cleveland zuletzt 2003 in die K.o.-Runde auf dem Weg zum Super Bowl geschafft. Als sie dachten, dass 2016 mit einer Statistik von 1:15 der Tiefpunkt erreicht worden sei, folgte ein Jahr später die Total-Blamage. Die Browns verloren sogar alle Partien. Da haben in der langen NFL-Geschichte nur noch die Detroit Lions geschafft.

Pittsburgh dagegen hatte seit dem letzten Playoff-Duell zweimal den Super Bowl gewonnen und stand ein drittes Mal im Finale. Doch weder die düstere Statistik von 17 Niederlagen in Serie bei Auswärtsspielen in Pittsburgh noch das Fehlen wichtiger Personen hielt die Browns auf. Nach ihrer 0:16-Saison 2017 durften die Browns beim Draft 2018 als erster Klub auswählen - und entschieden sich für Mayfield. Eine gute Entscheidung.

Ohne Cheftrainer Kevin Stefanski und ohne die Stammkräfte Joel Bitonio und Denzel Ward - alle positiv auf das Coronavirus getestet - überrannte das Team die Steelers von der ersten Sekunde an. Nach 14 Sekunden stand es 6:0, als die Browns den missratenen ersten Snap der Steelers zu Roethlisberger sicherten und zum Touchdown verwandelten. Es folgte eine Demütigung.

"Ich bin stolz auf diese Jungs", sagte Mayfield, der davon berichtete, ein Mitspieler habe sich ihm vor der Partie in der Kabine erst noch vorgestellt. Stefanski hatte das Spiel allein aus seinem Keller in Cleveland verfolgt. In der NFL ist es Coaches während der Quarantäne nicht erlaubt, ins Spiel einzugreifen - auch nicht aus der Ferne.

Nach dem Duell mit den Chiefs am Sonntag kommt es in den Playoffs zum erneuten Aufeinandertreffen der New Orleans Saints mit den Tampa Bay Buccaneers. Die Saints bezwangen die Chicago Bears 21:9 und ermöglichten damit das nächste Kräftemessen der Quarterback-Superstars Tom Brady und Drew Brees. Tags zuvor kommt es zu den Duellen der Los Angeles Rams mit den Green Bay Packers und der Buffalo Bills mit den Baltimore Ravens, die am Sonntag 20:13 gegen die Tennessee Titans gewannen.

Quelle: ntv.de, Maximilian Haupt, dpa


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