Am Tag nach der Heimsuchung des Kapitols in Washington durch radikale Trump-Anhänger kündigte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble baldige "Schlussfolgerungen" für das Parlament in Berlin an. Ihm wird es nicht allein um den Schutz der Abgeordneten und der Angestellten im Regierungsviertel gehen, sondern auch um die Symbolik: Wir sind gewappnet. Die Schmach vom August, als nach einer Demonstration der "Querdenker"-Szene gegen die Corona-Schutzmaßnahmen einige Hundert Normalos und Verrückte ("Trump ist in der Stadt"), viele vom rechten Rand, die Treppe des Reichstagsgebäudes belagerten, soll sich nicht wiederholen.
Das ist aber auch das Eingeständnis: So weit von amerikanischen Verhältnissen ist Deutschland nicht entfernt. In der Tat kann man zu keinem anderen Schluss kommen angesichts der Lage: Die Stimmung ist hierzulande ähnlich aufgeheizt, die Spaltung tief und nimmt mit jedem Corona-Monat zu. Allein, in Wahlen kommt das längst nicht so deutlich zum Ausdruck wie in den USA, weil es bei uns nicht nur zwei Parteien gibt, die alle Strömungen zwischen ultralinks beziehungsweise ultrarechts bis hin zur Mitte abdecken. Und zum Glück haben wir scharfe Waffengesetze.
n-tv
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