Londons teuerster Schnitzer seit Mesut Özil

  12 Januar 2021    Gelesen: 544
  Londons teuerster Schnitzer seit Mesut Özil

Einst wird er als "Weltklassespieler" gepriesen und verlässt Schalke 04 im Streit, dann erlebt Max Meyer ganz bittere Jahre bei Crystal Palace. Am Anfang läuft es überhaupt nicht - danach sogar noch schlechter. Sein Coach lobt Meyer, wohl damit dieser einen neuen Verein findet.

Es ist eine ganz bittere Winterbilanz. Lediglich vier Saisonspiele in der Premier League und eine Partie im Carabao-Cup absolvierte Max Meyer für Crystal Palace, dabei gelang ihm weder ein Tor noch eine Vorlage. Ein Wechsel noch vor Beginn der Rückrunde scheint wahrscheinlich. Das war der Stand im Dezember 2019. Ein Jahr später hat sich nicht viel geändert beim viermaligen Ex-Nationalspieler. Wobei: Die Situation Meyers bei Palace ist noch viel trister geworden.

In diesem Winter liest sich die Bilanz nämlich wie folgt: ein einziger Einsatz auf der Insel im so unbedeutenden wie ungeliebten Ligapokal, beim Zweitrundenaus gegen Bournemouth. That's it. Das war's. Nahm Meyer vor einem Jahr eine sehr untergeordnete Rolle im Team von Trainer Roy Hodgson ein, spielt er heute überhaupt keine mehr. Obwohl, einmal durfte der Offensivspieler ja doch noch ran. In der U23. Bei der Degradierung und einer herben 2:5-Niederlage gegen Fulhams zweite Mannschaft gelang Meyer der einzige Assist des Jahres.

"Ich rede vom Weltklassespieler Max Meyer"

Palace hatte damals im August 2018 so etwas wie einen Coup gelandet, als die Londoner den Jung-Nationalspieler an Land zogen. So dachte man zumindest, denn der immer wieder hochgelobte, bei Vertragsunterschrift 22-jährige Deutsche wechselte ablösefrei (und im Streit) von Schalke 04 in die Premier League. Dass die Vorschusslorbeeren allerdings viel zu hoch angesetzt waren, und das merkte man schnell an der Themse, lag auch am Berater des Mittelfeldspielers, Roger Wittmann. Der damalige S04-Manager Christian Heidel rezitierte ihn nach den Vertragsverhandlungen etwa so: "Christian, wir müssen erst einmal feststellen, ob wir vom gleichen Spieler sprechen. Ich rede vom Weltklassespieler Max Meyer, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird und der aller Voraussicht nach zur Weltmeisterschaft nach Russland fährt."

Nun, Schalke sah den Weltklassespieler nicht, wollte Meyer nur einen hochdotierten aber keinen Fantasie-Vertrag bieten und ließ ihn zur, nun ja, europäischen Spitzenmannschaft Crystal Palace ziehen, wo er auf der Homepage prompt mit Fotos von Joshua Kimmichs vorgestellt wurde. Doch der #MeyerofLondon (Original-Hashtag nach seiner Vorstellung, ein albernes Wortspiel mit Mayor of London, dem Bürgermeister der Hauptstadt) schaffte es nie, sich in England zu entfalten. In seiner ersten Saison absolvierte er immerhin 29 Ligaspiele, aber schoss nur ein Tor und gab drei Vorlagen, die Spiele wurde immer weniger, die Torbeteiligungen fanden gar nicht mehr statt. Gelohnt hat sich der Wechsel nach London für Palace überhaupt nicht - und für den Mittelfeldspieler lediglich finanziell. Denn Meyer soll etwa 140.000 Euro pro Woche verdienen, laut "Daily Mail" sogar bis zu knapp 190.000 inklusive Boni.

Dass Palace schon vor einem Jahr kein Problem mit einem Abgang des Deutschen gehabt hätte, scheint bei dessen Jahressalär von etwa 10 Millionen Euro logisch. So einen teuren Nicht-Mal-Bankdrücker gönnt sich sonst nur der FC Arsenal, denn wie Mesut Özil (soll etwa 390.000 Euro pro Woche verdienen) stand Meyer seit Ende Oktober nicht mal mehr im Kader. Selbst wenn Angreifer wie Wilfried Zaha, Luka Milivojevic und James McCarthy ausfielen. Und so spekulieren einige britische Medien auch diesen Winter wieder über einen vorzeitigen Abschied aus London. Doch wie schon im Vorjahr scheinen die Interessenten nicht gerade Schlange zu stehen.

Bald gegen den Abstieg mit dem Effzeh?

Und wohl auch deshalb packte Coach Hodgson ein eher verwunderliches Extra-Lob aus am vergangenen Donnerstag: "Max ist der perfekte Profi, er hat all die Arbeit verrichtet, kaum einen Tag Training verpasst." Ein perfekter Fußballer also, der jedem Team helfen könne - nur eben nicht dem eigenen. Und um nachdrücklich klarzumachen, dass ein Wechsel gerne bald über den Tisch gehen dürfe, fügte der Trainer an: "Ich wäre nicht überrascht, wenn Max an der Tür klopft, um weiterzuziehen. Dann werde ich widerwillig zustimmen müssen, dass er hier nicht die Chancen erhielt, um zu zeigen, was er kann. Wenn jemand anderes ihm die Chance gibt, müssten wir das erwägen."

Immerhin, der FC Köln soll angeblich ein Auge auf eine Meyer-Ausleihe geworfen haben. Dann spielt der Weltklassespieler vielleicht bald gegen den Abstieg. Wenigstens, dürfte Meyer sich denken, spielt er dann überhaupt mal wieder.

Quelle: ntv.de


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