Erstarkte Africa Twin noch besser

  13 Januar 2021    Gelesen: 406
  Erstarkte Africa Twin noch besser

Seit 2016 ist die Honda African Twin wieder im Spiel. Mit der Überarbeitung wollen die Japaner einmal mehr an alte Tugenden der Reise-Legende anknüpfen. Dafür gab es ein paar PS mehr und eine ganze Reihe nützlicher Optionen, die der Adventure Sports sehr gut stehen.

Die Wiederbelebung der Reise-Legende Honda Africa Twin ist eine Erfolgsstory mit mehr als 90.000 weltweit verkauften Modellen seit ihrer Rückkehr 2016. Bei der fälligen Überarbeitung zur Anpassung an die Euro-5-Norm sind die Japaner gleich in die Vollen gegangen: Die aktuelle Africa Twin zeigt so viel Motor, Fahrwerk und Ausstattung wie noch nie, erkennbar am neuen Namenskürzel CRF 1100 L. Gleichzeitig entfernen sich die beiden angebotenen Varianten weiter voneinander: Während die Basisversion sich stärker auf den Offroadeinsatz fokussiert, setzt die Adventure Sports mit ihrer Hightech-Ausstattung voll auf Reisequalitäten.

Als Antrieb nutzen beide den über einen längeren Hub von 998 auf 1084 Kubikzentimeter gebrachten Reihenzweizylinder, der mit dezent mehr Spitzenleistung von 102 statt 95 PS sowie einem Drehmoment von 105 Newtonmetern bei 6250 Kurbelwellenumdrehungen den ohnehin bulligen Charakter unterstützt. Gerade oberhalb von 2500 Touren legt sich der neue Antrieb spürbar kraftvoller als beim Vormodell ins Zeug, ohne seine bekannt guten Manieren zu verlieren: In jedem Lastzustand setzt der Twin Gasbefehle sauber in Vortrieb um, entfaltet schon unten herum ein sattes Drehmoment und dreht auch noch im letzten Drittel lustvoller als bisher in den roten Bereich. Dennoch bleibt der Twin dank zweier Ausgleichswellen ein wahrer Gentleman, was störende Vibrationen betrifft.

Ausgezeichnet harmoniert der Motor mit dem Honda-eigenen Doppelkupplungsgetriebe DCT, das es für 1100 Euro extra gibt. Neben dem D-Modus für alle Tage bietet das System drei schärfere S-Modi mit früherem Herunterschalten und längerem Ausdrehen der einzelnen Gänge und zusätzlich einen G-Schalter für eine traktionsoptimierte Offroad-Abstimmung. Dabei profitiert das Getriebe von der Elektronik-Offensive, die der Africa Twin einen Sechs-Achsen-Gyrosensor beschert. Diese Stabilitätskontrolle stellt Schräglagen- und Steigungsinformationen bereit, mit denen ungünstige Gangwechsel in Kurven und an Hängen vermieden werden. Wer sich ganz davon lösen möchte, kann das Doppelkupplungsgetriebe auch manuell über zwei Wipptasten bedienen. Allerdings erreicht die Automatik mit der neuen Steuerung Schaltqualitäten einer neuen Dimension.

Die Elektronik steuert auch die siebenstufige Traktionskontrolle, die dreistufige Wheelie-Kontrolle (beides abschaltbar), die Hinterradabhebeerkennung und das Kurven-ABS inklusive Offroad-Modus und mündet in vier vorkonfigurierten Fahrmodi. Darin sind ebenfalls vier variable Leistungsstufen und eine dreistufige Schleppmomentregelung hinterlegt, in gleich zwei User-Modes lassen sich persönliche Einstellungen speichern. Das alles wird über ein 6,5 Zoll großes TFT-Farbdisplay mit handschuhtauglichem Touchscreen eingestellt und angezeigt. Das ist perfekt ablesbar und wird über die prallvolle Schaltereinheit links am Lenker bedient. Aufgrund der Komplexität der Einstellmöglichkeiten und der wenig intuitiven Bedienung setzt eine korrekte Auswahl die intensive Auseinandersetzung mit dem Bordbuch voraus.

Dafür lässt sich das Wüstenschiff trotz unverändert variabler Sitzhöhe von 85 oder 87 Zentimetern leichter entern, zumal die schmalere Sitzbank einen besseren Bodenkontakt verschafft. Dennoch bleibt der Sitzkomfort dank durchwegs entspannter Kniewinkel und etwas höherem Lenker absolut langstreckentauglich. Auch das komplett neue Fahrwerk trägt sein Scherflein dazu bei, insbesondere in der exklusiv für die Adventure Sports angebotenen semiaktive Version von der Showa-Gabel für 1600 Euro Aufpreis. Über die Informationen der Stabilitätskontrolle und der Hubsensoren wird die Dämpfung automatisch innerhalb von 15 Millisekunden an die Fahrbedingungen angepasst. Hierfür stehen drei Voreinstellungen für den Straßeneinsatz und ein Offroad-Modus mit erhöhter Dämpferkraft der Gabel und strafferer Dämpfung am Heck parat.

Damit erledigen die Federelemente ihre Aufgabe außerordentlich souverän. Gabel und Federbein bügeln fein ansprechend Schläge und Absätze glatt und verdauen auch Kanten makellos. Gleichzeitig verhärten sie sich beim heftigen Bremsen und bringen so mehr Stabilität in das Motorrad. Allerdings wäre es kein Nachteil, wenn die Radialzangen noch effektiver zubeißen würden. Lässt man die Honda laufen, setzt sie die vorgegebene Linie folgsam und präzise fort. Hochgeschwindigkeitsetappen entlocken ihr keine Schwäche, die aufgezogenen Bridgestone AX41T-Pneus bieten gutes Feedback und satten Grip. Selbst auf Schotter machen die moderat grobstollig profilierten Reifen noch eine akzeptable Figur.

Im Offroad-Einsatz kann die Honda trotz großzügiger Reserven der Federelemente und der austarierten Gewichtsverteilung ihre Pfunde nicht kaschieren. Mit DCT und semiaktivem Fahrwerk kommen bei der Adventure Sports 250 Kilo zusammen, die Geländefreuden eher abträglich sind. Mit ihrer Vollausstattung spricht sie ohnehin mehr den abenteuerlustigen Fernreisenden als den Sportsfreund an: TFT-Display, Tempomat, LED-Fahr- und Tagfahrlicht sowie ein dreistufiges Kurvenlicht sind tolle Reisefeatures, die von Heizgriffen, zwei Bordsteckdosen und der fünffach höhenverstellbaren Verkleidungsscheibe ergänzt werden - dank mächtigem 24,8-Liter-Tank fast pausenlos. Groß fällt auch das Budget aus, das für eine vollausgestattete Africa Twin Adventure Sports veranschlagt werden muss - die Hightech-Luxusenduro kostet exakt 19.510 Euro.

Quelle: ntv.de, Thilo Kozik, sp-x


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