Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht ein Jahr nach dem ersten Corona-Fall in Deutschland zwar Zeichen der Hoffnung, mahnt aber dazu, wie Zahl der Infektionen weiter zu senken. "Die Zahlen entwickeln sich in die richtige Richtung, aber sie sind noch auf einem zu hohen Niveau", sagte der CDU-Politiker in der Bundespressekonferenz in Berlin. Die Pandemie sei noch nicht vorbei.
Gemeinsam müsse man es jetzt schaffen, "die Zahlen soweit runterzubringen, dass diese Pandemie wieder gut kontrollierbar ist", so Spahn. Er verwies auf die Ambivalenz, dass trotz positiver Entwicklung die Corona-Maßnahmen verschärft werden. Dies geschehe, "um Zahlen noch ein ganzes Stück weiter runterzubringen". Auf den Intensivstationen gebe es zwar weniger Patienten, aber es existiere nach wie vor noch eine "ziemliche Belastung". Knapp 5000 Corona-Intensivpatienten seien für das Gesundheitssystem "unter Anspannung machbar", dies könne aber kein Dauerzustand sein.
Auch der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte, dass die Fallzahlen insgesamt immer noch zu hoch seien. "Wir dürfen nicht nachlassen", sagte er. Der "leicht positive Trend" sei ein Erfolg des Lockdowns. Die aktuelle 7-Tage-Inzidenz gab er mit 115 an. Das heißt, in Deutschland stecken sich innerhalb einer Woche 115 Menschen pro 100.000 Einwohner mit dem Coronavius an. 37 Landkreise wiesen derzeit eine Inzidenz von über 200 aus, sagte Wieler. In 21 Landkreisen liege die Inzidenz unter 50.
Der RKI-Chef sagte weiter, dass Menschen ab 80 Jahren "weiter sehr stark von Covid betroffen" seien. Nach seinen Angaben gibt es derzeit 900 Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen. Die Zahl von mehr als 50.000 Toten in Deutschland sei "für mich bedrückend, schier unfassbar". Ein halbwegs normaler Alltag könne nur eintreten, "wenn wir die massiv Fallzahlen senken und auf Dauer niedrig halten". "Bitte lassen Sie sich impfen. Die Impfstoffe sind sicher", sagte Wieler.
Keine gesicherte Datenlage zu Mutationen
Minister Spahn verwies zudem darauf, dass Mutationen die Eigenschaften des Coronavirus verändern könnten. "Dann kann diese Veränderung wirken, wie eine neue Pandemie", warnte Spahn. "Mutationen zwingen uns, unseren Umgang mit dem Virus zu verändern." Deshalb gebe es etwa nun einen Zwang zu medizinischen Masken beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr.
Über Mutationen des Coronavirus gibt es laut Christian Drosten, Chef-Virologe an der Berliner Charité, noch keine gesicherte Datenlage. "Ob es jetzt zunimmt, das ist schwer zu sagen", sagte er. Die Mutante sei über die Weihnachtstage nach Deutschland eingeschleppt worden. Sie sei aber nicht nur aus Großbritannien gekommen.
Hoffnung bestehe durch die anlaufende Impfkampagne, sagte Spahn weiter. "Wir befinden uns auf dem Höhepunkt der Pandemie, aber gleichzeitig haben wir den Weg raus aus der Pandemie gefunden." In Deutschland habe es inzwischen mehr als 1,5 Millionen Impfungen gegeben, davon mehr als 100.000 Zweitimpfungen. Zudem sei ein Großteil des Personals in den Alten- und Pflegeheimen geimpft.
Quelle: ntv.de, mli
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