Drosten befürchtet bis zu 100.000 neue Fälle pro Tag

  22 Januar 2021    Gelesen: 359
Drosten befürchtet bis zu 100.000 neue Fälle pro Tag

Viele Experten sagen, im Sommer dürften sich die Fallzahlen in der Corona-Pandemie abschwächen - doch der Virologe Drosten von der Berliner Charité teilt diese Hoffnung nicht. Im Gegenteil, werde der Lockdown zu früh gelockert, drohten Zehntausende Neuinfektionen pro Tag.

Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité warnt in der Corona-Pandemie vor einer dritten Welle mit Zehntausenden Neuinfektionen pro Tag. "Dann haben wir Fallzahlen nicht mehr von 20.000 oder 30.000, sondern im schlimmsten Fall von 100.000 pro Tag", sagte er dem "Spiegel". Der Fall könnte eintreten, wenn die Corona-Maßnahmen zu früh gelockert werden, so der Wissenschaftler. Es gebe jetzt aber noch die einmalige Gelegenheit, die Infektionszahlen zu senken. Der Strategie, die Fallzahlen auf null zu bringen ("Zero Covid") kann Drosten einiges abgewinnen. Er sagte, es wäre "absolut erstrebenswert, jetzt auf die Null zumindest zu zielen."

Der Sommer werde bei der Eindämmung des Virus nicht helfen, fürchtet Drosten. Dass es in Deutschland im Sommer des vergangenen Jahres nur ein geringes Infektionsgeschehen gab, führt er weniger auf höhere Temperaturen zurück, sondern darauf, dass die Zahlen im Frühjahr unter einer kritischen Marke geblieben seien. "Ich fürchte, jetzt wird es eher so sein wie in Spanien, wo im Sommer die Fallzahlen nach Beendigung des Lockdowns schnell wieder gestiegen sind, obwohl es sehr heiß war." Auch in Südafrika gebe es derzeit hohe Fallzahlen, obwohl dort gerade Sommer sei.

Drosten äußerte sich besonders besorgt über die aus Großbritannien kommende Virus-Variante. Eine Studie aus Oxford mit "wirklich soliden Daten" zeige, dass die Mutante bis zu 35 Prozent infektiöser sei als der "Wildtyp des Virus". "Das ist leider gefährlicher, als wenn es tödlicher geworden wäre", sagte der Virologe. Denn so werde jeder Infizierte mehr Menschen anstecken als bisher.

Sollten sich im Sommer bis zu 100.000 Menschen pro Tag anstecken, seien das "zwar eher jüngere Leute, die seltener schwere Verläufe haben als ältere", so Drosten. Aber wegen der hohen Zahl der Erkrankten, würden sich trotzdem die Intensivstationen füllen und es gäbe trotzdem viele Tote.

Drosten empfiehlt, jetzt den Sieben-Tage-R-Wert auf 0,7 zu drücken, da sich dann die Fallzahlen innerhalb einer Woche halbierten. Bei einem Wert von 0,9 dauere das ungefähr einen Monat. Aktuell liegt die Reproduktionszahl R laut Robert-Koch-Institut bei 0,93. Man könne es schaffen, die Fallzahlen so stark zu senken, dass die Ausbreitung der britischen Virus-Variante B.1.1.7 gestoppt werden kann, oder wir "uns zumindest einen Vorsprung verschaffen".

Drosten bekräftigte, dass das Coronavirus weitaus gefährlicher ist, als ein Grippevirus. "Nach dem, was ich höre, wird die Infektionssterblichkeit in Deutschland - also der Prozentsatz der Sars-CoV-2-Infizierten, der in Deutschland verstirbt - wohl mit über 1,1 Prozent veranschlagt. Das ist mehr als zehn Mal so viel wie bei der Grippe." Bund und Länder hatten am Dienstag eine Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar beschlossen. Dem "Spiegel" zufolge gehörte auch Drosten zu den wissenschaftlichen Beratern der Politikerrunde.

Quelle: ntv.de, vpe


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