Wegen deutlich erhöhter Versandkosten aufgrund des Brexits nehmen viele britische Textilhändler Retouren aus der EU nicht mehr an. Der Chef des Branchenverbandes UK Fashion & Textile Association, Adam Mansell, sagte der britischen Rundfunkanstalt BBC, es sei günstiger für die Händler, die Ware entweder aufzugeben »oder potenziell zu verbrennen«, als sie zurückzunehmen.
Die BBC berichtete weiter, fast ein Drittel aller online von EU-Kunden in Großbritannien gekauften Waren würden zurückgeschickt. Beim Rückversand ins Vereinigte Königreich müssen dann die britischen Unternehmen Zollformulare ausfüllen und Einfuhrzölle begleichen.
Beim Kauf von Waren aus Großbritannien droht deutschen Kunden wiederum eine Rechnung für die Zollgebühren. »Das ist Teil des Kleingedruckten des Deals«, sagte Mansell. Kunden in der EU gelten als Importeure. »Dann klopft der Lieferdienst an ihre Tür und übergibt ihnen eine Zollabrechnung, die sie bezahlen müssen, um ihre Waren zu erhalten.«
Zahlreiche EU-Kunden hätten deshalb Lieferungen aus Großbritannien abgelehnt, berichtete die BBC. Mehrere britische Textilunternehmen hätten Lager in Belgien, Irland und Deutschland eingerichtet, wo die Retouren gesammelt würden.
Britische Kunden berichten von hohen Zollgebühren
Umgekehrt berichteten mehrere Medien über Kunden in Großbritannien, die bereits hohe Zollrechnungen übergeben bekamen. Der »Guardian« etwa nennt einen Fall aus Norfolk. Hier musste eine Kundin der UPS 121 Pfund Zölle, Steuern und Gebühren für eine Bekleidungsbestellung aus Norwegen (Gesamtwert 236 Pfund) zahlen. Ein Mann aus Manchester erhielt laut der BBC für ein Paar Winterstiefel aus Deutschland eine Zollrechnung von 147 Pfund.
Die britische Regierung teilte der BBC mit: »Wir haben Unternehmen, die bisher nicht mit Zollanmeldungen zu tun hatten, ermutigt, Spezialisten mit Einfuhr- und Ausfuhrerklärungen zu betrauen.« Dafür seien 80 Millionen Pfund an Hilfen bereitgestellt worden.
spiegel
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