Ein Angriff, der Jürgen Klopp fasziniert

  01 Februar 2021    Gelesen: 672
  Ein Angriff, der Jürgen Klopp fasziniert

Im Kampf um die Meisterschaft in der Premier League landet der FC Liverpool einen wichtigen Sieg. Gegen das in dieser Saison so überraschend starke West Ham United begeistert die Mannschaft von Jürgen Klopp unter anderem mit einem perfekten Konter.

Jürgen Klopp staunte. Und als er nicht mehr staunte, da fand er die richtigen Worte für das, was seine Mannschaft da binnen elf Sekunden gegen West Ham United zelebriert hatte. In der 68. Minute hatten drei Fußballer des FC Liverpool einen bemerkenswerten Angriff konstruiert. Nach einem abgewehrten Angriff der Hammers landete der Ball bei Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold. Der hob kurz den Blick, sah sehr viel Raum und den sehr schnell in diesen Raum rennenden Xherdan Shaqiri. Also flankte Alexander-Arnold den Ball über gut 40 Meter quer über das Spielfeld auf die anderen Seite. Und als Shaqiri das Zuspiel erreicht hatte, lupfte er es kunstvoll weiter auf Mo Salah, der den Ball hinreißend schön annahm und mit dem Außenrist erfolgreich zum 2:0 verarbeitete.

Wirklich "unglaublich" sei dieses Zuspiel von Shaqiri gewesen, schwärmte Klopp nach dem 3:1-Erfolg, der seine Mannschaft in der Tabelle wieder auf Rang drei führte, einen Zähler hinter Manchester United und vier hinter Manchester City. Die Mannschaft von Josep Guardiola hat allerdings ein Spiel weniger, könnte den Vorsprung auf den Titelverteidiger aus Liverpool also noch auf ein stabiles Polster ausbauen. Nun, über derlei Dinge redete an diesem Sonntagabend kaum jemand. Bei den Social-Media-Gelehrten entbrannte vielmehr eine wilde Twitter-Debatte, ob dieser Angriff tatsächlich noch schnöder Fußball war, oder schon hohe Kunst. Ergebnis der Debatte: eher Kunst.

Und sollte der zweite Treffer des zuletzt abschlussphobischen Salah an diesem Abend - elf Minuten zuvor hatte er bereits das 1:0 erzielt - tatsächlich irgendwo für ein "Tor des Monats" oder so nominiert werden, dann nur wegen der Story des Angriffs, nicht wegen des Abschlusses. Wenngleich auch der technisch natürlich sehr hochwertig war. Und womöglich erleidet dieser Angriff in den nächsten Tagen das Schicksal von anderen Toren, deren Einzigartigkeit des Moments durch allerlei Vermessungstechniken zerlegt wird. Wie einst der Fallrückzieher von Cristiano Ronaldo, der zentral aus elf Metern und einer Höhe von 2,38 Meter traf. Aber weder die genaue Länge der Zuspiele, noch das gewählte Tempo des Liverpooler Drei-Kontakt-Spektakels werden Erkenntnisse bringen, die diesen Angriff noch bemerkenswerter machen.

Kurioser Moment sorgt für Heiterkeit

Sei's drum. Dieses Spiel erzählt noch eine andere, durchaus heitere Geschichte. Denn das 1:0 hatte Curtis Jones vorbereitet. Der war erst wenige Sekunden zuvor eingewechselt worden. Für James Milner. Der das überhaupt nicht so richtig nachvollziehen konnte. Das wurde mimisch sehr deutlich. Doch kaum keimte der Ärger richtig auf, war er bereits verflüchtigt - und Milner lag in Klopps Armen und lachte. Aber warum eigentlich? "Er hat zu mir gesagt: Wenn direkt nach seiner Auswechslung ein Treffer fällt, dann versteht er meine Entscheidung", scherzte Klopp nach dem Abpfiff bei Sky Sports. Und war zufrieden.

Denn mit dem zweiten Sieg in Folge dürfte sich auch die kleine Liga-Krise - vor dem Sieg gegen die Tottenham Hotspur am Donnerstag (3:1) hatte Liverpool fünf Spiele in Serie nicht gewonnen - endgültig erledigt haben. Sowohl die des Teams, als auch jene des Torjägers. Denn Salah, der so wichtig für den Erfolg ist, beendete seine wochenlange Flaute und hat nun bereits 15 Liga-Tore in 21 Saisonspielen auf dem Konto. Den dritten Treffer für die "Reds" besorgte übrigens Georginio Wijnaldum (84.). Für die in dieser Spielzeit bislang so überraschend starken Gastgeber, die in der Tabelle trotz der Niederlage weiter auf dem erstaunlichen fünften Rang stehen, traf Craig Dawson (87.). "Diese Jungs sind wirklich eine tolle Gruppe", schwärmte Klopp später noch ein wenig weiter. "Die sind nicht glücklich, wenn sie nicht erfolgreich sind, wenn sie nicht gewinnen, aber sie haben immer die richtige Einstellung."

Und manchmal eben auch sehr geniale Momente, die selbst ihren Trainer noch erstaunen. Trotz bereits gemeinsam errungenen Triumphen in der Champions League und der Meisterschaft.

Quelle: ntv.de


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