Corona hält Merkel nachts wach

  05 Februar 2021    Gelesen: 635
Corona hält Merkel nachts wach

Sie schlafe "schon ausreichend", sagt Bundeskanzlerin Merkel im Interview mit ntv und RTL auf die Frage, ob sie manchmal wach liege und grüble. "Aber ich wache auch schon mal nachts auf und denke über die Dinge nach."

Im Interview mit ntv und RTL hat Angela Merkel auch Einblicke darin gegeben, dass ihr die eine oder andere Entscheidung in der Pandemie nicht leicht fällt. Immer wieder müsse sie "auch harte Entscheidungen treffen, und wie gerne würde ich auch was Gutes verkünden", sagte die Kanzlerin im Gespräch mit Frauke Ludowig und Nikolaus Blome, "aber es hat ja keinen Sinn, wir dürfen ja auch keine falschen Hoffnungen wecken".

Die Konferenz mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am kommenden Mittwoch werde auch deshalb "wieder viele Stunden dauern, weil wir uns die Entscheidung nicht leicht machen". In der Runde wird es darum gehen, ob der Lockdown verlängert oder gelockert wird. Merkel sagte, sie könne noch nicht sagen, in welche Richtung es gehen werde. Das Ziel sei weiterhin eine Inzidenz von maximal 50 Fällen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen, "und da sind wir leider noch nicht". Sie fügte hinzu: "Aber wir kommen jeden Tag diesem Ziel ein Stückchen näher." Vor einer Entscheidung wolle sie noch die Entwicklung der nächsten fünf Tage abwarten und sich anschauen, wie weit die britische Mutation des Virus schon in Deutschland vorgedrungen sei.

Merkel bejahte die Frage, ob sie jemanden persönlich kenne, der im Lockdown seine Existenz verloren habe. "Ich kenne sehr schwere Schicksale. Ich kenne auch die Nervenanspannung, wenn Familien auf sich zurückgeworfen sind. Ich weiß, wie viel Angst da ist, was das für die Künstlerinnen und Künstler bedeutet, für die Leute, die Ausstellungen machen, für die Menschen, die rausgehen wollen, die Publikum brauchen." Sie frage sich "immer wieder", was man besser machen könne, "tausche mich aus, frage Experten, frage andere Politiker, wäge natürlich auch die unterschiedlichen Meinungen ab".

"Wir werden noch eine ganze Zeit mit dem Virus leben müssen", sagte die Kanzlerin weiter. Zum Ende des Sommers, wenn jedem ein Impfangebot gemacht worden sei, werde es allerdings "deutlich besser" werden. "Wir wissen aber nicht: Wie oft verändert sich dieses Virus." Es könne sein, dass es wie bei der Grippe nötig werde, immer neue Impfungen vorzunehmen. "Das wissen wir alles heute noch nicht. Aber es wird sehr viel mehr Normalität eintreten, wenn wir dann in einer großen Summe geimpft sind." Ganz normal werde die Welt allerdings erst, wenn alle die Chance zum Impfen hatten, so Merkel. Sie warnte davor zu glauben, dass Corona weg sei, wenn in Europa die Mehrzahl der Menschen geimpft sei, "denn wir sind ja verbunden mit dem Rest der Welt". Wenn es in anderen Ländern Mutationen des Virus gebe, "dann kommen die auch wieder zu uns". Vollständige Normalität könne sie daher noch nicht versprechen, "aber es wird vieles viel besser werden".

"Ich überlege das hin und her und rauf und runter"

Sie schlafe "schon ausreichend", sagte Merkel auf die Frage, ob sie manchmal wach liege und grüble. "Aber ich wache auch schon mal nachts auf und denke über die Dinge nach. Ich meine, das ist auch für mich eine schwierige Zeit. Ich möchte ja bei den Entscheidungen die Sachen gut durchdacht haben, ich überlege das hin und her und rauf und runter bevor ich eine Entscheidung treffe." Sie könne "in diesen Zeiten schlecht abschalten, das muss ich sagen".

Kritik an der Impfstoffbeschaffung durch die Europäische Kommission wies Merkel unterdessen zurück. "Ich finde, dass die Grundentscheidungen richtig waren." Es sei nicht erwiesen, dass die EU am Anfang mehr Impfstoff bekommen hätte, wenn sie mehr bezahlt hätte. "Die Europäische Union hat ungefähr doppelt so viel Impfstoff bestellt, wie sie Einwohner hat. Das heißt, wir können alle zweimal geimpft werden, wenn die Bestellungen alle sich realisieren."

Merkel räumte ein, dass es jetzt zu wenig Impfstoff gebe. Das werde sich jedoch steigern. "Und ich finde, wenn wir nach neun Monaten sagen können, alle Europäer, die es wollen, haben ein Impfangebot bekommen, dann ist das eine ganz schöne Leistung." Anders als etwa Großbritannien habe Europa sich für einen gründlichen Weg entschieden, "weil wir Vertrauen aufbauen wollten und wollen". Das sei das oberste Ziel, dass die Menschen Vertrauen in die Impfstoffe haben. "Deshalb ist es ein bisschen langsamer gegangen, das ist richtig. Aber ich glaube, wir werden da auch noch ein ganzes Stück aufholen."

Quelle: ntv.de, hvo


Tags:


Newsticker