Eines gleich vorneweg. Tom Brady hört auch jetzt nicht auf. Er beendet selbst nach seinem siebten Meistertitel nicht seine grandiose NFL-Karriere. "Wir kommen wieder", sagte der Quarterback der Tampa Bay Buccaneers, als er mit seinen drei Kindern nach dem 31:9-Super-Bowl-Sieg gegen die Kansas City Chiefs auf einer Bühne im Stadion stand und die Vince Lombardi Trophy in den Himmel von Westflorida reckte. Es klang wie eine Drohung.
Er wird also weiterspielen. Den nächsten Titel jagen. Und vielleicht sogar den übernächsten. Wie lange noch? Das weiß dieser Thomas Edward Patrick Brady, der im August 44 Jahre alt wird, womöglich nicht einmal selbst. Dabei ist er bereits der erfolgreichste Spieler der NFL-Geschichte - und zwar mit großem Abstand.
Mehr Meistertitel als die Rekordchampions
Er hat sieben Mal den Super Bowl gewonnen. Das ist eine Meisterschaft mehr, als die Rekordchampions New England Patriots (bei deren sechs Titeln er dabei war) und Pittsburgh Steelers schafften. Auch seine nun fünf Auszeichnungen zum wertvollsten Spieler (MVP) des Super Bowl sind unerreicht. Dazu muss man wissen, dass es mit John Elway (Denver Broncos) überhaupt nur einen zweiten Starting Quarterback gab, der fünf Finals erreicht hat.
Ob jemals ein Profi Brady übertreffen wird, ist nun noch unwahrscheinlicher geworden als es vielleicht ohnehin schon war. Patrick Mahomes galt als Gefahr. Er ist der Superstar der neuen Quarterback-Generation. Und er hatte die Kansas City Chiefs im vergangenen Jahr mit einem seiner mittlerweile bekannten Comebacks im Schlussviertel des Super Bowl noch zum 31:20-Sieg gegen die San Francisco 49ers geführt. Hätte Mahomes dieses Finale von Tampa gewonnen, wäre er mit 25 Jahren bereits zum zweiten Mal Meister gewesen.
Mahomes verliert "wichtigstes Match seiner Karriere"
"Dies ist das wichtigste Match, das Patrick Mahomes für den Rest seiner Karriere spielen wird", meinte der ehemalige Quarterback Tony Romo, der das Finale als Experte für den Fernsehsender CBS kommentierte, im Vorfeld. Bei einer Niederlage sah er keine Chance, dass Mahomes Brady einholt. Mit einem Sieg jedoch hätte Mahomes auf 2:6 verkürzen können. "Das ist ein Berg, den man durchaus erklimmen kann", so Romo. Doch nun steht es 7:1 für Brady. Und Romo fehlt die Fantasie, sich vorzustellen, dass Mahomes da rankommt. "Dieser Junge wird in vielen Super Bowls spielen und er wird viele gewinnen. Aber acht? Oh mein Gott."
Und wer sagt denn, dass Brady mit Tampa im kommenden Jahr nicht wieder um die Meisterschaft spielen wird? In ihrer Division, der NFC South, dürften sich mit dem wohl unmittelbar bevorstehenden Karriere-Ende von New Orleans Saints-Quarterback Drew Brees die Kräfteverhältnisse Richtung Buccaneers verschieben. Die Saints hatten die Division in den vergangenen Jahren dominiert, sie viermal nacheinander gewonnen und sich somit in der ersten Playoff-Runde stets ein Freilos oder Heimvorteil gesichert.
Trainer will Team zusammenhalten
Diese Rolle der Über-Mannschaft könnte nun Tampa zukommen. "Das Wichtigste wird sein, diese Truppe zusammenzuhalten. Wir haben nicht viele Schwachstellen", hat Trainer Bruce Arians bereits erkannt. In dieser Saison hatten die "Bucs" die Division noch hinter New Orleans beendet, mussten somit die schwere Route von drei Playoff-Auswärtsspielen in Washington, New Orleans und Green Bay absolvieren, um als erster Gastgeber dann einen Super Bowl in heimischer Arena spielen zu können.
Gut möglich, dass all diese Gegner künftig in der K.-o.-Runde nach Tampa kommen müssen, was den Weg in ein erneutes Finale für Brady und Co. sicherlich erleichtern würde. Er wolle mindestens spielen, bis er 45 sei, hatte Brady schon vor vielen Jahren vehement betont. Mittlerweile hat er angedeutet, dass er sich auch vorstellen könne, seine Karriere darüber hinaus zu verlängern. Und warum eigentlich nicht? Warum sollte dieser Mann, der mit seiner Besessenheit, seiner Arbeitsmoral und seiner Siegermentalität selbst einen Verlierer-Verein wie Tampa innerhalb eines Jahres vom Mitläufer zum Meister macht, aufhören?
Nacheinander Brees, Rodgers und Mahomes besiegt
Tom Brady ist, das hat diese Saison gezeigt, auch mit weit über 40 immer noch derjenige, den es in den entscheidenden Spielen zu besiegen gilt. Das ist in den vergangenen drei Wochen weder Drew Brees noch Aaron Rodgers (Green Bay) oder Patrick Mahomes gelungen. Sie alle sind großartige Quarterbacks. Sie alle haben gegen Tom Brady in seiner Zeit bei den Patriots oder jetzt als Ballverteiler der Buccaneers bereits gewonnen. Mahomes und Brees sogar mehrfach. Aber keiner von ihnen hat es in einem Playoff-Spiel geschafft. Denn im Januar und Februar spielt Tom Brady immer seinen besten Football. Es ist die Zeit, in der Champions gemacht werden. Und da gibt es einfach keinen Besseren als ihn.
Quelle: ntv.de
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