Nein, dass Borussia Dortmund sich mit dem durchaus überraschenden 3:2 beim FC Sevilla eine exzellente Ausgangsposition für den Einzug ins Viertelfinale der Champions League erspielt hat, lag nicht alleine an Erling Haaland. Der Stürmer offenbarte zwar einmal mehr seine beeindruckende Urgewalt, seine Torgier, seine nun auch statistisch belegte Einzigartigkeit - niemand traf in der Champions League schneller so oft - und seine Bereitschaft, in großen Spielen Großes zu leisten. Aber es war eben auch so, dass der Norweger und seine Mitspieler einen guten Plan endlich mal nahezu perfekt exekutierten. Die blutleere Variante ihrer selbst hatte Borussia Dortmund offenbar in der Bundesliga zurückgelassen.
Trainer Edin Terzic schickte statt der gewohnten Doppel-Sechs ein Dreier-Mittelfeld mit Emre Can, Jude Bellingham und Mo Dahoud gegen die Spanier ins Rennen. Ein Kniff, der die Kreise der kreativen Mittelfeldspieler Sevillas arg störte. "Sevilla ist eine ballbesitzorientierte Mannschaft, die den Gegner versucht aus der Position zu locken, um sich dann das Zentrum zu öffnen", hatte Terzic vor dem Spiel ausgemacht und darauf passend reagiert. "Die erste Hälfte ist abgesehen vom frühen Gegentor genauso gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben", analysierte Kapitän Reus: "Wir standen sehr kompakt, ein bisschen tiefer wie sonst. Dafür hatten wir gute Balleroberungen und haben schnell nach vorne gespielt."
Doppelpack mit Ansage
Auch für Tormaschine Haaland hatte Terzic, der ab Sommer hinter dem neuen Trainer Marco Rose wieder ins zweite Glied tritt, einen Spezialauftrag: "Wir haben Erling heute eine Sonderrolle gegeben", sagte Terzic bei Sky. "Wir wollten ihn eher hinter dem Ball haben, um ihn dann besser einbringen zu können. Das hat er super gemacht, uns als Mannschaft mit seinen Laufwegen enorm geholfen und sich mit den Toren selbst belohnt. Das wollen wir mit in die nächsten Wochen nehmen."
Haaland selbst füllte die Idee seines Trainers mit Leben und Toren - wie Terzic es erwartet und vorausgesehen hatte: "Wir hatten einen guten Plan. Edin hat viel mit mir geredet, er hat gesagt, dass es mein Spiel werden wird und ich meine Chancen bekommen werde. Die habe ich genutzt", freute sich der nach dem Spiel ungewohnt mitteilsame Stürmer. "Es war ein wichtiger Sieg." Auch für den wegen der schwachen Bundesligaauftritte arg in die Kritik geratenen Trainer.
Die Voraussetzung für Haalands Doppelpack hatte aber nicht Terzic mit seinem taktischen Winkelzug geschaffen, wie der Doppelpacker hinterher schmunzelnd beim TV-Sender Viaplay erklärte. "Es ist immer gut, Tore zu schießen. Ich liebe die Champions League und als ich gestern gesehen habe, dass Mbappé einen Hattrick gemacht hat, habe ich nochmal extra Motivation bekommen. Also Dankeschön an ihn, es war ein schöner Abend." Kylian Mbappé hatte am Vorabend des BVB-Spektakels mit Paris Saint-Germain das Duell der Superstars mit Lionel Messi klar für sich entschieden, 4:1 siegte PSG am Ende beim FC Barcelona.
So viel besser als Ronaldo
Mbappé war einst für 180 Millionen Euro von der AS Monaco nach Paris gewechselt. Die kolportierte Ausstiegsklausel in Höhe von 80 Millionen Euro, die im Vertrag von Erling Haaland stehen soll, gibt es nicht, versicherte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Diese Summe, jede Summe diesseits der 100 Millionen Euro, wäre angesichts der Leistungen des Norwegers eine Provokation in Richtung der potenten Weltklubs.
Doch Haaland wird über den Sommer hinaus beim BVB bleiben, das habe man dem Stürmer nach Informationen von Sport1 bereits deutlich gemacht. Die Personalie war ganz sicher auch Gegenstand der Gespräche, die letztendlich auch Marco Rose für den Wechsel nach Dortmund begeisterten, der ihm nun zu Hause viel Ärger einbringt. Haaland ist mit seinen Toren die Lebensversicherung eines BVB im Umbruch. Guter Plan hin, guter Plan her.
In der laufenden Saison steht der Phänomenale nun bei 25 Treffern in 24 Pflichtspielen. Am beeindruckendsten ist die Trefferquote des 20-Jährigen in der Champions League: 18-Mal traf Haaland in seinen 13 Einsätzen in der Königsklasse für Borussia Dortmund und Red Bull Salzburg. Zum Vergleich: Mbappé, der Haaland nach dessen Angaben erst zur Großleistung von Sevilla getrieben hatte, benötigte für 18 Tore 29 Spiele, Lionel Messi erzielte sein 18. Champions-League-Tor im 42. Spiel. Cristiano Ronaldo, mit 135 Toren erfolgreichster Torjäger in der Geschichte des Wettbewerbs, traf in seinen ersten 27 Spielen gar nicht.
Quelle: ntv.de
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