Ferrari-Betrug hatte ernste Konsequenzen

  26 Februar 2021    Gelesen: 660
  Ferrari-Betrug hatte ernste Konsequenzen

Ferrari trickst in der Saison 2019 wohl bei seinen Motoren. Offiziell verurteilt wird der Rennstall dafür nie, eine Strafe gibt es offenbar trotzdem: Das Ergebnis einer Absprache zwischen Team und Weltverband hat gravierende Auswirkungen. Raus kommt das nur, weil sich ein Funktionär verplappert.

Ferrari erlebte im Jahr 2020 eine schlimme Formel-1-Saison, über dem stolzen, mit vielen Weltmeister-Titeln dekorierten Traditionsrennstall wird kübelweise Spott ausgekippt, die Fahrer Sebastian Vettel und Charles Leclerc schieben Frust - und am Ende steht ein demütigender sechster Platz in der Teamwertung. Nun ist zumindest ein Faktor des Alptraumjahres offenbar geklärt: Die Scuderia bezahlte teuer für ihren Motorbetrug aus dem Vorjahr - auch, wenn Ferrari dafür offiziell nie verurteilt wurde.

Ferrari musste als Strafe für Tricksereien an der 2019 in den Boliden verbauten Power Unit 2020 offenbar mit weniger Benzin als üblich ins Rennen gehen. Das plauderte F1-Steward Mika Salo in einem Twitch-Stream mit seinem finnischen Ralley-Kollegen Kristian Sohlberg aus. Der ehemalige F1-Pilot berichtete, dass Ferrari als Teil der Strafe für den "Betrugsskandal" 2019 dazu gebracht wurde, "weniger Kraftstoff zu verbrauchen". Ferrari hatte beim Spritdurchfluss getrickst.

Salo hatte ursprünglich gar nicht über Ferrari selbst gesprochen, sondern über das Kundenteam Alfa Romeo, das von Ferrari Motoren bezieht, und plauderte die brisante Information beiläufig in einem Nebensatz aus: "Sie haben im vergangenen Jahr unter Ferraris Betrug gelitten und mussten weniger Benzin verwenden." Alfa Romeo schloss die Saison auf Platz acht ab, Haas, ebenfalls mit Ferrari-Motoren unterwegs, wurde sogar nur Neunter.

2019 war Ferrari noch ein so starker Leistungssprung bei ihrer Power Unit gelungen, dass die Entwicklung Misstrauen bei der Konkurrenz geweckt hatte. Red-Bull-Pilot Max Verstappen bezeichnete Ferrari unverhohlen des "Betrugs". Der Motorsport-Weltverband FIA leitete eine Untersuchung ein, die dazu führte, dass technische Richtlinien bezüglich des Kraftstoffflusses und der Ölverbrennung erlassen wurden. Ferraris Motor verlor in der Folge an Leistung und die Scuderia - wie auch ihre Kundenteams - litten darunter.

Monate später, vor dem Start der Saison 2020, erreichte die Motorsportbehörde FIA nach einer, wie sie es nannte, "gründlichen technischen Untersuchung" eine geheime Vereinbarung mit Ferrari. Offiziell schuldig gesprochen wurde Ferrari nie, Salos Enthüllungen dürfen aber durchaus als Schuldeingeständnis verstanden werden. Die Verpflichtung, mit weniger Benzin zu fahren, wirkt sich natürlich gravierend auf die Performance im Rennen aus. 2020 galt der Ferrari-Motor als der schwächste im gesamten Feld.

"Verhalten der FIA ist der Skandal"

Der "Kuhhandel", dessen Ergebnis nun wohl in der Welt ist, hatte in der vergangenen Saison für viel Ärger gesorgt. "Die FIA droht einen Sport in Verruf zu bringen, in den wir dreistellige Millionensummen im Jahr investieren. Das kann man sich jetzt nicht mehr bieten lassen", schimpfte etwa Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'F1-Insider.com'. Mercedes-Teamchef Toto Wolf sprach in der "Speedweek" von einer "Riesensauerei. Es ist nicht in Ordnung, was Ferrari gemacht hat, aber noch weniger, wie die FIA das behandelt. Alle anderen Teams sind aufgebracht." Und der ehemalige Formel-1-Pate Bernie Ecclestone unterstützte die Teams in ihrer Wut: "Denn wenn Ferrari sauber und unschuldig wäre, warum haben sie sich dann auf einen Deal mit Jean Todt überhaupt eingelassen? Das allein wirkt auf mich wie ein Geständnis", sagte Ecclestone gegenüber F1-Insider.com.

Nun ist wohl klar, dass die umstrittene Absprache für Ferrari zumindest für die vergangene Saison Konsequenzen hatte - aber wohl nicht darüber hinaus. Salo verriet nämlich weiter, dass er - mit Blick auf den im Alfa Romeo verbauten Ferrari-Motor - davon ausgehe, das "das Auto jetzt, wo sie wieder die volle Leistung abrufen dürfen, ziemlich gut" sei. 2021 darf man bei Ferrari also offenbar wieder buchstäblich mit vollen Tanks fahren- aber natürlich ohne Tricks.

Auch rückwirkend gab es wohl keine Konsequenzen. "Das Verhalten der FIA ist der eigentliche Skandal", hatte sich Marko gegenüber "Speedweek" aufgeregt. "Wir müssten Christian Horner(Teamchef - Anm. d. Red.) eigentlich anweisen, auf 24 Millionen Dollar Preisgelder zu klagen, die uns für Platz zwei in der Konstrukteurswertung zugestanden wären, hätte man Ferrari entsprechend bestraft." Das passierte nicht.

Ferraris Rivalen verlangen bis heute vergeblich, dass die Details der Absprache zwischen der FIA und seinem mächtigen Zugpferd Ferrari offengelegt werden. FIA-Boss Jean Todt hatte erklärt, dass der Weltverband mit dem Deal eine lange gerichtliche Auseinandersetzung verhindert und Klarheit für die Saison 2020 schaffen wollte. Ferrari hatte die Vorwürfe, sich einen illegalen Vorteil verschafft zu haben, stets bestritten. Eine Veröffentlichung der Absprache zwischen Verband und Rennstall scheitert am Veto Ferraris.

Quelle: ntv.de, ter


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