Deutschland will offenbar kommende Woche einen milliardenschweren Vorschlag zum Wiederaufbau des Hafens von Beirut vorlegen. Das Projekt werde ein Volumen von zwischen 5 Milliarden und 15 Milliarden Dollar haben und bis zu 50.000 Arbeitsplätze schaffen, wie zwei Insider berichten. Zudem sollten mehr als 100 Hektar der Umgebung einbezogen werden. Die Europäische Investitionsbank (EIB) werde sich mit zwei bis drei Milliarden Euro an dem Projekt beteiligen.
Den Insidern zufolge wetteifern Deutschland und Frankreich darum, den Wiederaufbau zu leiten. Zwar wolle die Bundesrepublik mit der Regierung in Paris zusammenarbeiten. Diese verfolge jedoch gegenwärtig ihre eigenen Initiativen.
Der deutsche Botschafter im Libanon, Andreas Kindl, bestätigte, dass in der kommenden Woche ein Vorschlag für eine Neuentwicklung des Hafens und angrenzender Flächen vorgelegt werden solle. Die Pläne seien von mehreren Unternehmen ausgearbeitet worden - darunter die Beratungsfirma Roland Berger - und sollten von ihnen in der libanesischen Hauptstadt präsentiert werden.
Dort waren im August bei einer Explosion am Hafen 200 Menschen getötet und Tausende verletzt worden. Ganze Stadtviertel der libanesischen Hauptstadt wurden zerstört. Das Unglück verstärkte die tiefste politische und wirtschaftliche Krise des Landes seit dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990.
Für das Wiederaufbau-Projekt würden Bedingungen gestellt, verlautete aus den Diplomatenkreisen. Die politische Elite des Libanons müsse sich zuerst auf eine Regierung verständigen, die die Staatsfinanzen auf eine solide Basis stelle und gegen Korruption vorgehe. "Dieser Plan kommt nicht ohne Bedingungen", sagte einer der Insider. Deutschland und Frankreich wollten zunächst eine Regierung an der Macht sehen, die sich für Reformen einsetze. Daran führe kein Weg vorbei "und das ist gut für den Libanon". Der designierte Ministerpräsident Saad al-Hariri und Präsident Michel Aoun haben sich bislang nicht auf ein neues Kabinett einigen können.
Den Angaben zufolge wurde der deutsche Vorschlag von Roland Berger zusammengestellt und soll am 7. April vorgelegt werden. Aus libanesischen Regierungskreisen verlautete, neben Frankreich habe auch die französische Hafen- und Containergruppe CMA CGM Interesse an dem Projekt. Einem der Insider zufolge waren im März bei einem von mehreren französischen Delegationen auch Vertreter des Konzerns dabei. Es sei bei dem Besuch mehr um Aufräum-Arbeiten als um eine bereiter angelegte Neuentwicklung gegangen, hieß es weiter. Von den genannten Unternehmen sowie den Regierungen von Frankreich und des Libanons lagen zunächst keine Stellungnahmen vor.
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