Streeck findet STIKO-Empfehlung verfrüht

  08 April 2021    Gelesen: 471
Streeck findet STIKO-Empfehlung verfrüht

Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Dosis des Astrazeneca-Impfstoffs gespritzt bekommen haben, sollen möglichst einen anderen Wirkstoff bei der zweiten Dosis erhalten. Das empfiehlt die STIKO. Virologe Streeck sieht das vor dem Hintergrund fehlender klinischer Studien kritisch.

Der Virologe Hendrik Streeck hat sich überrascht über die Empfehlung gezeigt, Menschen nach einer Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca eine Zweitimpfung mit Biontech- oder Moderna-Wirkstoffen anzubieten. "Da sind die klinischen Studien noch nicht gelaufen. Ich hielte es für notwendig, sich an die Regeln zu halten und abzuwarten, ob die Studien erfolgreich sind", sagte Streeck der "Fuldaer Zeitung". Er halte es aber für eine "nachvollziehbare" Entscheidung, das Astrazeneca-Vakzin nicht mehr an Menschen unter 60 Jahren zu verabreichen - auch wenn der Impfstoff an sich gut und sicher sei.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte empfohlen, dass Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca erhalten haben, bei der zweiten Impfung auf ein anderes Mittel umsteigen sollen. Grund sind mehrere Verdachtsfälle auf eine Hirnvenenthrombose. Experten vermuten, dass das sehr geringe Risiko jüngere Menschen betrifft. Die STIKO empfahl, als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff zu verabreichen. In Deutschland sind die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen.

Bereits am Mittwoch wollte Gesundheitsminister Jens Spahn mit seinen Länderkollegen eigentlich auch über die Zweitimpfungen für junge Leute beraten, die mit dem Wirkstoff von Astrazeneca geimpft wurden. Über ein Ergebnis wurde aber bislang nichts bekannt. Der Vorsitzende der STIKO, Thomas Mertens, sagte der "Rheinischen Post" zu der Empfehlung zur Zweitimpfung: "Der Schutz gegen Covid-19 nimmt bei einmaliger Astrazeneca-Impfung nach gewisser Zeit ab." Mertens meinte, dass es bei einer Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff sogar zu einer besseren Schutzwirkung kommen könne.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfahl am Mittwoch uneingeschränkt die Anwendung von Astrazeneca. Der Nutzen sei höher zu bewerten als die Risiken, erklärte die Behörde mit Sitz in Amsterdam. Die britische Impfkommission änderte dagegen ihre Empfehlung: Das Astrazeneca-Präparat soll künftig möglichst nur noch über 30-Jährigen verabreicht werden.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa


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