Chemie-Nobelpreis geht an DNA-Forscher

  07 Oktober 2015    Gelesen: 608
Chemie-Nobelpreis geht an DNA-Forscher
Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die Erbgutforscher Paul Modrich aus den USA, Tomas Lindahl aus Schweden und an den US-Türken Aziz Sancar. Der Preis werde vergeben für die Untersuchung der DNA-Reparatur, teilte die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit. Demnach ist die Arbeit der Forscher eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Krebstherapien.
Modrich, Sancar und Lindahl hätten "auf molekularer Ebene entschlüsselt, wie Zellen beschädigte DNA reparieren und die genetischen Informationen erhalten können", hieß es in der Begründung. Ihre Arbeit habe "grundlegendes Wissen über das Funktionieren lebender Zellen" geliefert und sei beispielsweise nützlich für die Entwicklung neuer Krebstherapien. "Die Grundlagenforschung der Preisträger des Chemienobelpreises 2015 hat nicht nur unser Wissen darüber vertieft, wie wir funktionieren, sondern auch zur Entwicklung lebensrettender Therapien beigetragen", erklärte das Nobel-Komitee.
Desoxyribonukleinsäure (DNA) ist bei Lebewesen der Träger des Erbguts. Wenn Zellen sich teilen, versuchen Moleküle, das Erbgut perfekt nachzubilden. Doch dabei kann es passieren, dass die Tochterzellen absterben oder Fehlfunktionen aufweisen. Außerdem kann DNA durch starke Sonneneinstrahlung oder andere Faktoren beschädigt werden. Bestimmte Proteine überwachen diesen Vorgang. Sie können den DNA-Code korrigieren und Schäden reparieren.

Die drei Forscher wurden nun dafür ausgezeichnet, diese Prozesse entschlüsselt zu haben. Die Grundlage legte Anfang der 70er Jahre Lindahl, der die sogenannten Reparaturenzyme identifizierte. Erbgut von Lebewesen wird aus verschiedenen Gründen immer wieder beschädigt. Lindahl war davon ausgegangen, dass DNA-Zellen ein Reparatursystem haben müssen, weil andernfalls das Leben auf der Erde nicht weitergehen könnte.

Sancar entdeckte Mechanismen, die Zellen anwenden, um Schäden durch UV-Strahlung zu reparieren. Menschen, bei denen dieser Mechanismus nicht funktioniert, können bei starker Sonneneinstrahlung Hautkrebs entwickeln. Modrich wiederum zeigte, wie Zellen Schäden korrigieren, die bei der Nachbildung der DNA während der Zellteilung entstehen. Funktioniert dies nicht, kann dies zu verschiedenen Formen von vererbbarem Darmkrebs führen.

Der mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 850.000 Euro) dotierte Preis geht zu gleichen Teilen an den 69-jährigen Sancar, den gleichaltrigen Modrich und den 77-jährigen Lindahl.

Sancar wuchs als eines von acht Kindern in bescheidenen Verhältnissen im südosttürkischen Savur auf und hatte Chancen, als Torwart eine professionelle Fußballerkarriere einzuschlagen. Stattdessen ging er zum Studium nach Dallas im US-Bundesstaat Texas. Heute lehrt er an der Universität von Chapel Hill in North Carolina.
Lindahl studierte in seiner Heimat Schweden und arbeitete später in Großbritannien. Er forschte am Francis-Crick-Institut in London und am Clare-Hall-Labor in Potters Bar bei London. "Das war eine Überraschung", sagte der Schwede, der nach der Bekanntgabe der Preisträger per Telefon in die Pressekonferenz geschaltet wurde. "Ich weiß, dass ich im Laufe der Jahre für den Preis vorgesehen war wie hunderte andere."
Modrich ist Absolvent der Stanford-Universität in Kalifornien und arbeitet heute am Medizinischen Institut Howard Hughes in der Nähe von Washington. Außerdem ist er Professor für Biochemie an der Dunke-Universität in North Carolina.

Die Nobelpreis-Woche hatte am Montag mit der Bekanntgabe der Preisträger für Medizin begonnen, am Dienstag folgte die Verkündung der Physik-Nobelpreisträger. Am Donnerstag wird der Literaturnobelpreisträger verkündet, am Freitag der Friedensnobelpreisträger. Die Bekanntgabe des Nobelpreises für Wirtschaft schließt am kommenden Montag den Reigen ab. Der Friedensnobelpreis wird am 10. Dezember in Oslo vergeben, die übrigen Nobelpreise am selben Tag in Stockholm.

Der Chemie-Nobelpreis ging vergangenes Jahr an den Deutschen Stefan Hell und seine US-Kollegen Eric Betzig und William Moerner für ihre Entwicklungen in der hochauflösenden Lichtmikroskopie.

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