Ex-Berater von Boris Johnson wehrt sich gegen Leak-Vorwürfe

  24 April 2021    Gelesen: 1692
Ex-Berater von Boris Johnson wehrt sich gegen Leak-Vorwürfe

Der britische Ex-Regierungsberater Dominic Cummings wird beschuldigt, vertrauliche Textnachrichten von Boris Johnson durchgestochen zu haben. Nun wehrt er sich – und holt zum Rundumschlag gegen Großbritanniens Premier aus.

Der frühere britische Regierungsberater Dominic Cummings hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, hinter der Veröffentlichung vertraulicher Textnachrichten von Premier Boris Johnson zu stecken. Er sei weder »direkt noch indirekt« die Quelle der BBC-Geschichte über einen Austausch von Textnachrichten zwischen Johnson und dem Unternehmer James Dyson, schrieb Cummings am Freitag auf seinem privaten Blog.

Cummings beschuldigte in dem Eintrag Johnsons Kommunikationsminister Jack Doyle, »auf Wunsch des Premierministers eine Reihe von falschen Anschuldigungen gegenüber den Medien gemacht zu haben«. Der ehemalige Johnson-Vertraute hatte seinen Posten in der Downing Street nach einem erbitterten Streit im engsten Beraterzirkel im Dezember verlassen.

Zuvor hatten die »Times«, der »Telegraph« und die »Sun« unter Berufung auf Quellen aus der Downing Street darüber berichtet, dass Cummings die SMS-Nachrichten herausgegeben haben soll. In dem Textnachrichten-Austausch von Johnson und Dyson aus dem vergangenen Jahr ging es um mögliche Steuererleichterungen für Dysons Unternehmen bei der Produktion von Beatmungsgeräten. Johnson bekannte sich zu den Nachrichten, verteidigte aber sein Vorgehen im Angesicht der Krisensituation.

In seinem Blog-Artikel warf Cummings der konservativen Regierung nun vor, ungerechtfertigterweise den Verdacht mehrerer Leaks an die Medien auf ihn zu lenken. »Es ist traurig, den Premierminister und sein Büro so weit unter die Integritäts- und Kompetenzstandards fallen zu sehen, die dieses Land verdient«, schrieb Cummings.

Gleichzeitig wartete er mit Gegenvorwürfen auf, die Johnson in ein schlechtes Licht rücken: Cummings warf nun seinerseits dem britischen Regierungschef vor, eine interne Untersuchung zu früheren Enthüllungen blockiert zu haben, weil der dafür Verantwortliche ein Freund seiner Verlobten Carry Symonds gewesen sei.

Zudem berichtete er ausführlich angebliche Pläne Johnsons, private Spender heimlich für die Renovierung seiner Wohnung in der Downing Street aufkommen zu lassen. Er habe sich geweigert, Johnson bei diesen Plänen zu helfen und ihm gesagt, dass sie »unethisch, töricht und möglicherweise illegal« seien, schrieb Cummings. Er bot an, seine Vorwürfe unter Eid zu wiederholen und mithilfe privater Textbotschaften zu belegen.

Einer der Sprecher von Downing Street wies alle Vorwürfe gegen Johnson zurück.

Cummings gilt als einer der Strategen von Johnsons Brexit-Kampagne des Jahres 2016, sorgte aber gleichzeitig mit seinem konfrontativen Politik-Stil immer wieder für Kontroversen. Medienberichten zufolge soll es auch im Kabinett immer wieder erheblichen Streit über die Rolle des Beraters gegeben haben.

spiegel


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