Zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei hat es den dritten Abend in Folge gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben. Die Zusammenstöße in der Jerusalemer Altstadt sollen weniger heftig gewesen sein als an den beiden vorangegangenen Abenden. Sechs Palästinenser seien verletzt worden, teilte die Hilfsorganisation Roter Halbmond mit. Fünf von ihnen hätten vor Ort behandelt werden können.
Um neue gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern, waren am Samstagabend in Ost-Jerusalem an der Grenze zur Altstadt hunderte israelische Polizisten postiert worden. Ein paar kleinere Scharmützel gab es am Damaskustor, einem der Hauptzugänge zum Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee. Wie ein AFP-Reporter berichtete, bewarfen dort Palästinenser Polizisten mit Wasserflaschen, die Polizei setzte daraufhin Blendgranaten ein. Außerdem zündeten junge Palästinenser in einer nahegelegenen Straße mehrere Müllwagen an. Am Grenzübergang Kalandika zwischen Jerusalem und dem von Israel besetzten Westjordanland warfen nach Angaben der Polizei etwa hundert Palästinenser Steine und Molotowcocktails.
In den vergangenen Tagen waren die Spannungen zwischen muslimischen Palästinensern und jüdischen Israelis durch eine Reihe von Videos angeheizt worden. Sie zeigen, wie junge Araber ultra-orthodoxe Juden angreifen und wie jüdische Extremisten nachts Araber auf der Straße schikanieren. Am Donnerstagabend organisierte die rechtsextremistisch-jüdische Lahava-Organisation einen Aufmarsch in Jerusalem.
Schwerster Beschuss seit Jahresbeginn
Bei Auseinandersetzungen zwischen Lavaha-Anhängern und aufgebrachten Palästinensern waren am Donnerstag mehr als 120 Menschen verletzt worden. Damit waren es die schwersten Zusammenstöße zwischen Israelis und Palästinensern seit Jahren. Am Freitagabend folgten weitere Ausschreitungen.
Wegen der Gewalt am Donnerstag hatte der bewaffnete Flügel der radikalislamischen Hamas den Palästinensern in Ost-Jerusalem seine Unterstützung versichert. Aus dem Gazastreifen wurden 36 Raketen auf Israel abgeschossen - nach Angaben des israelischen Militärs war es der heftigste Beschuss seit Jahresbeginn. Ein Teil der Geschosse wurde demnach vom Raketenabwehrsystem "Iron Domes" abgefangen, weitere seien auf freiem Feld eingeschlagen.
Die israelische Regierung kam wegen der Gewalteskalation am Samstag zu einer Krisensitzung zusammen. Regierungschef Benjamin Netanjahu rief danach "alle Seiten" zur Ruhe auf. Recht und Ordnung müssten eingehalten werden. Seine Regierung stehe für "Religionsfreiheit für alle Bewohner und Besucher von Jerusalem" ein, versicherte Netanjahu.
Quelle: ntv.de, Guillaume Lavallée, AFP
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